Kleidung, die Herstellung, die Bedingungen der Arbeiter, Umweltschäden – alles Themen worüber viel diskutiert werden kann. Aber wie sieht es mit der Frage aus: Warum überhaupt nachhaltige Kleidung? Da wird es sicher viele verschiedene Ansichten geben. Wir werden an dieser Stelle ein paar betrachten und unser eigenes Fazit ziehen.
Es ist nicht wie beim Thema Fleisch, wo mittlerweile über alle gesellschaftlichen Gruppen klar ist, dass für Fleisch Tiere leiden, Regenwälder für Futtermittel weichen müssen und der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung zu Multiresistenten Keimen führen kann. Der Ursprung von Kleidung scheint noch weiter vom Konsumenten weg, als andere Produkte. Aber was sind die Gründe dafür, dass immer mehr Menschen darauf achten, dass ihre Kleidung entweder vegan, umweltschonend oder fair hergestellt wird?
Wo liegt der Unterschied in der Herstellung?
Der Einsatz von Chemikalien wird bei nachhaltiger Kleidung soweit wie möglich reduziert, oder es wird sogar ganz darauf verzichtet. Teilweise muss konventionelle Kleidung erst gewaschen werden, weil sie nach dem Kauf sehr stark riecht. Der Verzicht auf Chemikalien ist ein gutes Argument für nachhaltige Kleidung, schont die Umwelt und setzt die Arbeiter keinen schädlichen Stoffen aus. Bei einem T-Shirt für 10€ ist klar, dass nicht mehr viel Geld für die Näherinnen und Näher übrig bleibt, auch Kinderarbeit kann nicht ausgeschlossen werden. Die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung der Näherinnen und Näher ist ein weiteres Argument für Kleidung, die zumindest nach einem Fairtrade Siegel zertifiziert ist. Bei einigen Siegeln kommt das Gefühl auf, dass diese Kleidungsstücke teurer machen. Bei konventioneller Kleidung gibt es auch hochpreisige Produkte. Aber nur weil ein Kleidungsstück teuer ist, heißt das noch lange nicht, dass alle Arbeiter entlang der Lieferkette fair bezahlt werden und die Umwelt weniger belastet wird. Warum also teure, nachhaltige Jeans, wo das Produkt nur an einem Ort hergestellt wird?
Ein Beispiel anhand einer konventionellen Jeans
Die Länge der Lieferkette selbst, ist schon ökologischer Wahnsinn. In Kasachstan wird die Baumwolle geerntet, bei diesem ersten Produktionsschritt sind schon ca. 5.000 Liter Wasser für die Jeans verbraucht worden. In der Türkei, 3.500 km weit entfernt, wird das garn gesponnen. Danach legt eine Jeans weitere 11.000 km bis nach Taiwan zurück, dort wird dann der Stoff gewebt. Die Farbe für den Stoff wird in Polen hergestellt, anschließend wird die Jeans in Tunesien gefärbt. Ihren weiteren Weg geht sie über Bulgarien, wo sie veredelt wird, in Italien werden die Nieten und Reißverschlüsse vernäht. Zu diesem Zeitpunkt ist der Jeansstoff noch in seinen Einzelteilen. Er wird dann in China in die Form einer Jeans genäht. Die fast fertige Jeans bekommt dann in Europa, bspw. in Frankreich, mit dem Stonewash Effekt, ihren letzten Schliff. Bis zum Verkaufsort sind ca. 8.000 Liter Wasser verbraucht, die Jeans hat knapp 60.000 km zurückgelegt und mindestens 10 Länder bereist. Klar ist, dass nicht eine Jeans allein diesen Weg zurücklegt, dennoch werden viele Ressourcen bei der Herstellung benötigt. Wenn eine Hose bspw. nur in Tunesien hergestellt wird und vor dort nach Deutschland geliefert wird, sind die verbrauchten Ressourcen deutlich geringer und das Geld muss nicht auf viele verschiedene Arbeiter in der Lieferkette verteilt werden. Natürlich werden auch bei der Herstellung an nur einem Ort Ressourcen verbraucht, aber die Menge unterscheidet sich doch deutlich.
Einschätzung: für wen lohnt sich nachhaltige Kleidung?
Der nachhaltigste Konsum ist für viele immer noch der Verzicht, allerdings funktioniert unser System so nicht. Und ganz ehrlich, hin und wieder benötigt oder möchte jeder einmal neue Klamotten. Öko-Mode, wie nachhaltige Kleidung auch genannt wird, lohnt sich vor allem für die Näherinnen und Näher, die aufgrund einer direkten Lieferkette und engen Kunden- und Lieferantenbeziehungen deutlich mehr verdienen können. Stabile Preise und langfristige Handelsbeziehungen helfen zusätzlich die Bedingungen der Arbeiter zu verbessern. Kürzere Wege und Wasserersparnis schonen die Umwelt. Es gibt immer mehr Marken und Labels, die nachhaltige Kleidung anbieten. Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, ob es sich lohnt für ein T-Shirt, doppelt so viel Geld auszugeben, oder auch für eine Jacke das Dreifache. Wobei es mittlerweile auch viele Ökolabels gibt, die erschwingliche Preise haben und trotzdem voll auf Nachhaltigkeit setzen – die Transparenz der einzelnen Hersteller ist hierbei ein gutes Kriterium und hilft bei der Auswahl.
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