Finanzierung für Social Startups nimmt immer mehr an Bedeutung zu.
Hat sich die Geschäftsidee im Markttest als realisierbar herausgestellt, kann man sich den Fragen der Gründung und Finanzierung widmen. Einer der wesentlichsten Schritte ist neben der Entscheidung für die geeigneten Finanzierungsoption auch die Wahl der passenden Rechtsform. Welche für dein Start-up am besten geeignet ist, bestimmt sich unter anderem danach, wieviel Mindestkapital du aufwenden kannst oder möchtest, ob du persönlich haften willst und wie wichtig dir eine hohe Kreditwürdigkeit ist. Wie sich die einzelnen Rechtsformen voneinander unterscheiden und wie du die passende für dein Startup findest erklären wir ausführlich in diesem Artikel über Rechtsformen für Unternehmen. Einige soziale Start-ups starten mit einer einfach umzusetzenden GbR, um erste unternehmensrechtliche Handlungen umsetzen und damit erste Umsätze erzielen zu können und steigen zu einem späteren Zeitpunkt schließlich auf eine Kapitalgesellschaft um.
Übersicht der Finanzierungsmöglichkeiten für Startups
Ähnlich wesentlich für die Gründung ist die Organisation der Startfinanzierung. Deinen voraussichtlichen Finanzierungsbedarf für die ersten Jahre solltest du dir schon im Rahmen deines Businessplans grob errechnet haben. Auf Basis deines Bedarfs kannst du dir schließlich überlegen, welche Finanzierungsoptionen am besten für dein soziales Start-up geeignet sind. Eine entscheidende Frage hierbei ist nicht nur, wie günstig und einfach du an das Kapital gelangst, sondern auch ob du im Gegenzug Firmenanteile bzw. Mitbestimmungsrechte deines Start-ups abgeben musst. Grob lassen sich die Finanzierungsmöglichkeiten in folgende Optionen einteilen:
Bei der oberen Hälfte handelt es sich um Fremdkapital. Das heißt, du stehst hierbei in der Schuld und hast Anderen gegenüber grundsätzlich eine Verpflichtung zur Rückzahlung. Der Vorteil ist jedoch, dass die Geldgeber keinen Einfluss darauf nehmen können, welche Geschäftsentscheidungen du triffst.
Die untere Hälfte beinhaltet Möglichkeiten, die unter Eigenkapital fallen. Erhalten die Geldgeber im Gegenzug Anteile (links), profitieren sie vom Wachstum deines Start-ups und sind daher besonders interessiert, dass hohe Gewinne erzielt werden. Häufig erhält man deshalb auch nicht finanzielle Unterstützung und Tipps. Durch die Anteile, die den Investoren übertragen werden, steht ihnen ein Mitspracherecht in der Führung deines Start-ups zu. Förderungen hingegen (rechts) stellen einen Spezialfall dar, weil man hier Kapital ohne Rückzahlungsverbindlichkeiten erhalten kann. Folglich sind solche Förderungen natürlich schwer zu bekommen und die Beträge sind meist eher klein.
Kredite – die „klassische“ Finanzierungsoption
Ist dein Finanzierungsbedarf am Anfang schon sehr groß, weil du beispielsweise einen Laden ausstatten möchtest, eignet sich die klassische Methode der Kreditaufnahme bei der Hausbank. Ein großer Vorteil davon ist, dass du Planungssicherheit hast, da der Zeitraum des Kredits sowie dessen Zinssatz von Anfang an feststehen und die Bank keinerlei Anteile oder Mitspracherechte erhält. Zur Minimierung ihres Risikos fordern Banken jedoch einen detaillierten und erfolgsversprechenden Businessplan bzw. vergeben Kredite eher an Unternehmungen, dessen Geschäftsmodell sich schon bewährt hat und bei denen Gewinne schon relativ sicher in Aussicht stehen.
Eine günstigere Alternative zu klassischen Bankkrediten sind Förderkredite von staatlichen Instituten, die ihr Geld aus öffentlichen Quellen beziehen. Sie zeichnen sich durch relativ niedrige Zinsen, lange Rückzahlungszeiträume und eine teilweise rückzahlungsfreie Anlaufphase von ein bis zwei Jahren aus. Angeboten werden solche Kredite von regionalen Förderbanken oder der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Der ERP-Gründerkredit – Startgeld der KfW bietet beispielsweise bis zu 125.000€ für Start-ups, die vor maximal 5 Jahren gegründet wurden. Die KfW übernimmt dabei 80% des Kreditrisikos. Das lohnt sich! Beantragt wird diese Art von Darlehen allerdings über die Hausbank.
Soziale Start-ups haben in Deutschland außerdem die Möglichkeit eines weiteren Förderprogrammes: einer sogenannten staatlichen Mikromezzaninbeteiligung. Einfach gesagt handelt es sich um eine Förderung in Form einer stillen Beteiligung mit relativ günstigen Konditionen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, ist noch wichtig zu erwähnen, dass dem Kapitalgeber dabei kein Mitbestimmungsrecht zusteht. Das dazugewonnene Kapital verbessert außerdem das Rating, wodurch neuer Kreditspielraum für dein Start-up entsteht.
Für kleinen Finanzierungsbedarf bietet das Bundesministerium für Arbeit und Soziales außerdem Mikrokredite in der Höhe von beispielsweise 5.000€ oder 10.000€ an, mit einem Gesamtkreditvolumen von maximal 25.000€.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat außerdem eine sehr umfangreiche Suchmaschine für passende Förderprogramme aufgebaut, wo sich nicht nur aktuelle Programme für Deutschland, sondern auch solche für die EU finden lassen. Die verschiedenen Filtermöglichkeiten führen schnell zu einer Liste an Programmen, die für dein Start-up in Frage kommen.
Ein Förderprogramm, welches nicht in der Datenbank gelistet ist, ist das Green Start-up Programm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, welches für Start-ups die Lösungen für Umwelt, Ökologie und Nachhaltigkeit mit dem Schwerpunkt Digitalisierung verbinden, gedacht ist. Bei erfolgreicher Antragstellung bekommt man nicht nur finanzielle Förderung (bis zu 125.000€) sondern auch Unterstützung der eigenen unternehmerischen Kompetenzen, z.B. durch Coaching-Seminare und Austausch mit Mentoren.
Wettbewerbe – attraktive, aber unzuverlässige Finanzierungsmöglichkeit für Startups
Optimal ist es natürlich, wenn man eine Förderung findet, die mit keiner Rückzahlungsverpflichtung verbunden ist, logisch. Das ist bei Gründerwettbewerben oder sogenannten „Awards“ der Fall. Dafür braucht es aber auch etwas Glück und die Fähigkeit, die eigene Geschäftsidee möglichst aussichtsreich präsentieren zu können. Elevator-Pitch und so. Die Höhe der Preisgelder ist meist überschaubar und liegt bei ein paar Tausend Euro.
Neben der Chance auf monetären Zugewinn erhöhen Wettbewerbe in jedem Fall die Sichtbarkeit deines Start-ups und sie sind eine gute Möglichkeit zum Networking. Auch wenn man kein Preisgeld abräumt, können Investoren, beispielsweise Venture-Capital-Geber, auf deine Idee aufmerksam werden und im Nachgang in dein Start-up investieren.
Einige Preise enthalten außerdem Beratungsleistungen, die wertvolle Tipps und Tricks geben und bei der Verbesserung der Geschäftsidee bzw. dessen Umsetzung helfen. Das wiederum kann die Chancen auf eine Finanzierung in der Zukunft erhöhen.
Inzwischen gibt es eine große Auswahl an Wettbewerben für Start-ups, auf lokaler bis internationaler Ebene, die den Fokus auf verschiedene Branchen setzen. Wir haben eine Liste mit einigen Wettbewerben zusammengestellt, die sich speziell an nachhaltige Start-ups richten:
- KfW Award Gründen: zu den wichtigsten Bewertungskriterien zählen der Innovationsgrad und die Kreativität der Idee sowie eine umweltbewusste und gemeinnützige Umsetzung
- Green Alley Award: ist ein europaweiter Wettbewerb im Bereich „Circular Economy“
- Next Economy Award: richtet sich an Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen, die soziale und ökologische Transformation vorantreiben
- Generation-D: ist für Ideen gedacht, die durch soziales Unternehmertum aktuelle lokale und globale Probleme lösen
- Green Challenge: ist ein europaweiter Social Entrepreneurship Wettbewerb
- ZEIT WISSEN-Preis Mut zur Nachhaltigkeit: zeichnet außerordentliche Personen, Projekte, Initiativen und Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit aus
- European Social Innovation Competition: widmet sich jedes Jahr einem anderen Thema, das für Europa gerade besonders relevant ist. Während es im Jahr 2020 zum Beispiel um mehr Nachhaltigkeit in der Modebranche ging, handelte es sich 2019 um die Eindämmung von Plastikmüll.
- yooweedoo Ideenwettbewerb: Regionaler Wettbewerb zur Förderung nachhaltiger Projekte und Start-ups (Schleswig-Holstein)
- Next Organic Startup Award: ist speziell für Start-ups in der nachhaltigen Lebensmittelbranche gedacht
- StartGreen Award: findet dieses Jahr leider nicht statt
Venture-Capital und Inkubatoren – Kapital und Know-how auf einem Schlag
Venture-Capital wird auf Deutsch auch als Wagniskapital bezeichnet, da es aus Sicht des Geldgebers risikoreich ist, in ein junges Unternehmen zu investieren, bei dem die Chance besteht, dass dieses auf dem Markt nicht erfolgreich sein wird. Für dich als Gründer ist das Praktische an einer Venture-Capital Finanzierung, dass Kreditsicherheiten – im Gegensatz zu einer Finanzierung mit einem Bankkredit – keine Rolle spielen. Im Vordergrund steht, wie vielversprechend deine Idee von Investoren eingeschätzt wird. Investoren bringen viel relevantes, betriebswirtschaftliches Wissen mit sich und können dir damit bei deinen Entscheidungen zur Seite stehen. Ihr häufig großes Netzwerk ist beim Aufbauen von Geschäftsbeziehungen oder bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitern außerdem sehr hilfreich. Als kleiner negativer Aspekt der Venture-Capital Finanzierung kann angesehen werden, dass Investoren über die Entwicklung deines Start-ups auf dem Laufenden gehalten werden möchten und eine regelmäßige Berichterstattung erwarten werden.
Im Bereich der sozialen Start-ups werden Venture-Capital Investitionen manchmal auch als „Impact Investing“ bezeichnet. Deutsche Investoren, die sich auf solche Finanzierungen spezialisiert haben sind zum Beispiel Ananda, BonVenture, capacura oder wiventure. Aber auch Venture-Capital Firmen ohne Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit sind zunehmend an sozial und ökologisch wertvollen Investitionen interessiert. Neben dem individuellen Anschreiben solcher Firmen kann man auch einen Antrag bei der INVEST-Initative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie einreichen. Diese hat nämlich zum Ziel, Start-ups schnell und einfach mit Investoren zu verbinden.
Venture-Capital wird oft als Synonym für Inkubatoren und Accelerators verwendet, weil die Idee grundsätzlich die Gleiche ist. Sie unterscheiden sich nur dadurch, dass Inkubatoren/Accelerators in der Regel in einer sehr frühen Phase in der Entstehung eines Start-ups (Seed-Phase) investieren, wobei klassische Venture-Capital Unternehmen sich häufig erst später beteiligen. Außerdem bieten manche Inkubatoren/Accelerators nur nicht-finanzielle Unterstützung an, wie etwa Mentoring, das zur Verfügung stellen von Räumlichkeiten oder Zugang zu Ressourcen und Unternehmenspartnern. Beispiele für deutsche Inkubatoren die sich auf Social Entrepreneurship spezialisiert haben sind sea:incubate, smartgreen, Climate-KIC, RESPOND oder der Sozialinnovator.
Zu guter Letzt gibt es als Finanzierungsmöglichkeit für Start-ups auch noch einen zum Venture-Capital verwandten Begriff, nämlich „Business Angels“. Darunter versteht man Privatleute, meist aktive oder ehemalige Unternehmer*innen, welche ihr eigenes Geld in Start-ups investieren, an deren Geschäftsmodell sie ein besonderes persönliches Interesse haben.
Crowdfunding – die Macht der Menge nutzen
Eine weitere Start-Finanzierungsoption, die besonders bei Social Startups fahrt aufnimmt, ist Crowdfunding. Darunter versteht man die Finanzierung eines Vorhabens durch das Einsammeln von kleinen Geldbeträgen von einer großen Anzahl verschiedener Personen. Zusammengenommen können sich diese kleinen Beträge schließlich zu einer beträchtlichen Geldsumme aufaddieren.
Es gibt verschiedene Arten von Crowdfunding, die drei häufigsten sind:
- spendenbasiertes Crowdfunding („klassisches“ Crowdfunding): Investoren steuern freiwillig einen Betrag zu einem Projekt bei.
- belohnungsbasiertes Crowdfunding: Bei dieser Form erhalten die Mitwirkenden ein kleines Dankeschön für den eingezahlten Geldbeitrag. Das können Bücher, Vorab-Exemplare eines Produktes oder Führungen und Abendessen sein. Je mehr man zahlt, um so höher die Belohnung.
- eigenkapitalbasiertes Crowdfunding (Crowdinvesting): Die Geldgeber werden zu Miteigentümern des Unternehmens, indem sie Kapital gegen Unternehmensanteile eintauschen. Es ist also vergleichbar mit der Venture-Capital Finanzierung, mit dem Unterschied, dass verschiedene Privatpersonen selbst und direkt in die Unternehmung investieren.
Welche Art von Crowdfunding für dein Start-up am besten geeignet ist, hängt von deiner Geschäftsidee ab. Ist der benötigte Betrag zur Gründung des Start-ups groß, ist das eigenkapitalbasierte Crowdfunding die bessere Wahl, da beim spendenbasiertem Crowdfunding meist sehr kleine Beträge gespendet werden und man deshalb erst einmal eine Vielzahl von Menschen für sich begeistern muss.
Ein allgemeiner Vorteil des Crowdfunding ist, dass man dadurch den Bekanntheitsgrad des Start-ups steigert, Feedback zu seinem Vorhaben bekommt und eine Beziehung zu den Unterstützern aufzubauen kann. Das belohnungsbasierte Crowdfunding kann außerdem sozusagen als zusätzlicher Vertriebskanal gesehen werden, wenn man als Dankeschön sein Produkt aushändigt.
Als Nachteil dieser Finanzierungsmöglichkeit für Start-ups kann angesehen werden, dass das Starten einer Crowdfunding-Kampagne viel Zeit und Mühe kostet, da fesselnde Texte, Videos und andere Marketingmaterialien erstellt werden müssen.
Es herrscht oft ein Irrglaube, dass sich Crowdfunding „wie geschnitten Brot“ verbreiten. Je nach Laufzeit der Kampagne kann es ein paar Monate dauern, bis man an Kapital kommt, sofern man es überhaupt schafft, an einer Crowdfunding-Plattformen angenommen zu werden. Nicht bei allen Projekten, die sich bewerben, ist dies der Fall. Ebenso sind nicht alle Kampagnen erfolgreich und ein gescheiterter Versuch könnte sich negativ auf die Außenwirkung des Start-ups und auf zukünftige Finanzierungsversuche auswirken. Dem kann mit einer gut durchdachten Kampagne und einem vernünftigen Finanzierungsziel entgegengewirkt werden.
Eine Datenbank mit einigen verschiedenen Crowdfunding-Plattformen gibt es auf crowdfunding.de. Wir haben für dich eine Liste von Plattformen erstellt, die sich auf nachhaltige Projekte spezialisiert haben oder eine eigene Kategorie für Umwelt oder Soziales haben:
Name | Art | Region |
betterplace | Spendenbasiert | DACH |
bettervest | Eigenkapitalbasiert | DACH |
CONDA | Eigenkapitalbasiert | DACH |
Crowdify | Belohnungs- & spendenbasiert | DACH |
ecocrowd | Belohnungs- & spendenbasiert | DACH |
econeers | Eigenkapitalbasiert | DACH |
fairzinsung | Eigenkapitalbasiert | DACH |
GLS Crowd | Eigenkapitalbasiert | DACH |
greenrocket | Eigenkapitalbasiert | DACH |
Impact Funding | Eigenkapitalbasiert | DACH |
Indiegogo | Belohnungsbasiert | Weltweit |
Kickstarter | Belohnungsbasiert | Weltweit |
oneplanetcrowd | Eigenkapitalbasiert | Europa |
primeCROWD | Eigenkapitalbasiert | DACH |
socialfunders | Spendenbasiert | DACH |
startengine | Eigenkapitalbasiert | Weltweit |
startnext | Belohnungsbasiert | DACH |
startsomegood | Belohnungs- & spendenbasiert | Europa |
ulule | Belohnungsbasiert | Weltweit |
WINWIN | Eigenkapitalbasiert | DACH |
Eine andere Anlaufstelle auf der Suche nach Geldgebern und somit eine weitere Finanzierungsoption für Start-ups können Stiftungen sein. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen stellt hierzu eine Suchmaschine zur Verfügung.
Außerdem eine Liste mit Spezialisierungen auf Impact Investing:
Name | Art | Region |
Ananda Impact Ventures | Impact Investing | Weltweit |
Bonventure | Impact Investing | DACH |
KfW Bankengruppe | Impact Investing | Weltweit |
Schwab Stiftung | Impact Investing | Weltweit |
Tengelmann Social Vent. | Impact Investing | DACH |
Fase | Finanzierungsagentur | DACH |
Finance in Motion | Finanzierungsagentur | Weltweit |
weitere folgen…. | weitere folgen…. | weitere folgen…. |