Das Startup Solmove arbeitet an einer ausrollbaren Solarstraße, mit der horizontale Flächen doppelt nutzbar gemacht werden können: als sicherer Verkehrsweg und zur umweltfreundlichen Energiegewinnung.
Solarstraßen sind auf der Straße liegende, befahrbare Solarmodule, die nicht nur sauberen Strom erzeugen, sondern auch der Verkehrssicherung dienen sollen. LED-Lichter, Drucksensoren und Heizplatten sollen Einfahrten beleuchten, Straßenmarkierungen anzeigen und im Winter vor Vereisung schützen können.
Die Idee hinter der Solarstraße ist simpel: Statt fruchtbares Land mit Photovoltaikanlagen zuzupflastern, werden Flächen genutzt, die sowieso vorhanden sind. Straßen beispielsweise. So kommt das deutsche Straßennetz auf eine Länge von rund 830.000 km, und bietet somit ausreichend Platz für Solaranlagen. Doch warum sollten Unternehmen und Staaten investieren? Umweltfreundlichkeit ist vermutlich nicht das überzeugende Argument. Dafür aber die Berechnung des Startups Solmove: bei einem Lebenszyklus von 25 Jahren soll jeder Quadratmeter Solarstraße 200 Euro Gewinn generieren.
Die Vorreiter
Auf die Idee, Solarmodule auf die Straße zu legen, kam 2009 erstmals das amerikanische Ehepaar Scott und Julie Brusaw. Finanziert durch das US-Energieministerium und eine Crowdfunding-Kampagne testet ihr Startup Solar Roadways nun Prototypen. In der Kleinstadt Sandpoint verankerte das Unternehmen die ersten Solarpaneele im Gehweg. Die wenigen Solarpanele erzeugen Strom für einen Brunnen und eine öffentliche Toilette. Etwa zur selben Zeit entstand in den Niederlanden die Idee für SolaRoad. 2014 verlegte das Unternehmen erstmals einen nun 90 Meter langen Solar-Fahrradweg durch das Dörfchen Krommenie. Die Solarmodule sind dabei in Beton eingelassen, und werden von einer dünnen Glasschicht geschützt. In Zukunft soll die Solarstraße auch Autos Stand halten können. Ende 2016 folgte Frankreich mit wattway. Im nordfranzösischen Tourouvre baute das Unternehmen die erste Solarstraße, die von Autos befahren wird.
Solmove – Solarstraßen aus Deutschland
In Deutschland arbeitet das Startup solmove in Zusammenarbeit mit dem Institut für Straßenwesen RWTH Aachen und dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung an Solarmodulen, die wie ein rollbarer Solarteppich auf den Straßenbelag aufgelegt werden können. Während die Module der Konkurrenten aus starren Betonplatten bestehen, die keine Unebenheiten im Untergrund ausgleichen können und somit das kostspielige Aufreißen der Straße notwendig machen, kann die solmove-Lösung einfach auf bestehenden Straßen ausgerollt werden. Nach Gebrauch von etwa 25 Jahren werden die Solarbahnen wieder von der Straße abgezogen und können im Recycling-Müll entsorgt werden. Bei den anderen Solarstraßen-Modellen ist hingegen eine individuelle Demontage vonnöten.
„Eine normale Straße kostet Geld, eine Solarstraße verdient Geld“
Durch ihre spezielle Oberfläche können die Solmove-Solarstraßen außerdem, besonders viel Sonnenenergie verwerten, sich selbst reinigen und Wasser besser ableiten als herkömmliche Straßen. Laut Berechnungen des Gründers soll ein Quadratmeter Solarteppich etwa 100 Watt elektrische Leistung erzeugen. Damit würden im sonnenarmen Deutschland 33 Quadratmeter ausreichen, um einen durchschnittlichen Haushalt ein Jahr lang mit Strom zu beliefern. Oder ein Elektroauto für 20.000 Kilometer zu versorgen.
Horizontale Photovoltaik: Nachteile
Trotz der Vorteile von Solarstraßen gibt es auch Kritikpunkte. Die Module sind nicht nur deutlich teurer als herkömmliche Solaranlagen, sondern produzieren auch weniger Strom, da man sie nicht optimal Richtung Sonne ausrichten kann. Außerdem ist die Glasbeschichtung noch nicht für die Belastung von Schwertransporten ausgelegt. Bis die Technik also voll ausgereift ist, dürfte noch einiges zu tun sein. Dennoch scheint mit den Solarstraßen ein zukunftsweisender Weg gefunden zu sein.