Simon Josenhans, Teilnehmer des hessenweiten Förderprogramms Sozialinnovator Hessen, räumte auf ganzer Linie ab. Beim IDEECO Ideenwettbewerb der Technischen Hochschule Mittelhessen überreichte ihm Jury-Mitglied Markus Mietchen von der Sparkasse Oberhessen einen Scheck über 4.000 Euro. Der Hauptgewinn.
Simon Josenhans, Student am Gießener Fachbereich Maschinenbau und Energietechnik, war von allen zehn Finalisten im dritten Ideeco sicher am weitesten fortgeschritten. Sein Produkt gibt es bereits zu kaufen, wurde schon mehrfach optimiert und ist schon sehr ausgereift. Und auch einen Plan für weitere Einsatzgebiete liegt vor. Mit seinem Produkt, eine Halterung für Handys an Fahrrädern, möchte er gleichzeitig auch noch etwa gutes tun. Für 50 verkaufte Handyhalter wird ein Fahrrad in Entwicklungsländern gesponsert. So haben dadurch z.B. Kinder die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, die ohne Fahrrad nicht erreichbar wäre. Händler*innen können Ihre Waren in größeren Mengen zu den regionalen Märkten bringen und somit ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten erweitern. Hier zählt der Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu unterstützen. Das ist Feschd.
Soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Fokus
Regionalität und soziale Aspekte standen bei vielen der Gründungsideen beim Ideeco Ideenwettbewerb im Fokus. Zwei Preise – für soziale Nachhaltigkeit und den von der Stadt Friedberg gestifteten Publikumspreis – holte etwa Hempgarden, überreicht von Christian Deiters von social-startups.de. Benita Deckmann und Charlotte Ludwig wollen aus Winternutzhanf Textilprodukte entwickeln. „Wir beleben eine jahrhundertealte Tradition wieder“, wiesen sie auf Hessens ehemaligen Status als Zentrum der deutschen Hanfverarbeitung hin. Sie wollen den Hanf, den Landwirte als bodenverbessernde Zwischenfrucht anbauen können, im eigenen Unternehmen zu Stoffen verarbeiten, diese färben und zu Heim- und Gartentextilien veredeln. So sollen ökonomische, vor allem aber auch soziale Probleme in der textilen Wertschöpfungskette aufgebrochen werden.
Für den besten Pitch wurde aus den Händen von Janine Weirich von XEEM die Idee „UniCake“ ausgezeichnet: Kuchen als Versandgut. Luisa Gallardo und Maximilian Brechtel setzen auf eine ähnliche Nische wie Blume- und Geschenkversand. Das versprechen: haltbare und leckere Kuchen innerhalb von zwei Tagen nach Bestellung an Kunden oder Beschenkte zu liefern. Bei Bedarf können diese sogar individualisiert werden.
Den Preis für die größte ökologische Nachhaltigkeit, übergeben von Annekathrin Walter vom Sponsor MK Versuchsanlagen, sprach die Jury dem Team „Green Bottle“ zu. Tim Pfeifer, Niklas Frey, Dashiell Lahaj und Henning Schmuck setzen auf outdoor-affines Publikum. Ihre Flasche soll zu 70 Prozent aus Wiesengras aus dem Odenwald und 30 Prozent aus Bio-Kunststoff bestehen und einen kleinen Teil der weltweit jährlich rund 585 Milliarden genutzten Plastik-Einwegflaschen ersetzen.
Viele weitere Ideen auf dem Ideeco Ideenwettbewerb
An einem ebenfalls massenhaft genutzten Produkt – Autos – setzt das Team VEAC mit Ardian Kulic und Carel Gegner an. Gegner berichtete im Pitch von seinem eigenen Autounfall, bei dem er schwerverletzt im Fahrzeug eingeklemmt auf die Befreiung durch die Feuerwehr warten musste. In modernen Fahrzeugen übersteht die Fahrgastzelle auch schwere Zusammenstöße – die Tür aber verkeilt sich häufig, sodass das Retten selbst mit hydraulischem Gerät zur Herausforderung wird. VEAC hat einen automatischen Türschlosshalter entwickelt, der gemeinsam mit dem Airbag auslöst und die Tür in einem Sekundenbruchteil einen minimalen Spalt öffnet. Die Schutzwirkung der Tür bleibt erhalten, doch Einsatzkräfte können Unfallbetroffene schneller retten.
Insgesamt gab es sechs Preise mit einem Gegenwert von 12.000 Euro beim Ideeco Ideenwettbewerb.
Doch auch die Ideen, die es nicht bis zu einem der begehrten Preise geschafft haben, waren vielfältig. Mit einer Art digitalem Klemmbrett für KFZ-Werkstätten, Bonbons mit Heilkräutern für Frauen mit Regelbeschwerden, einer Plattform, die Ausbildungsberufe attraktiver machen möchte und weiteren Ideen war viel dabei.
Als weitere Sponsoren unterstützten Rittal, das Regionalmanagement Mittelhessen, der Sozialinnovator Hessen und der Wettbewerb Hessen Ideen den Ideeco 2022.
Mittelhessen im Fokus von Sozialem Unternehmertum
Mit dem Ideeco organisierte Christian Abt und sein Team ein Event, welches voll im Zeichen von Impact stand. Ein Thema, welches generell stark in Mittelhessen Anklang findet.
Im Mai dieses Jahres gab es beispielsweise die vermutlich bundesweit erste Kino-Veranstaltung zum Thema Social Impact. An dem Abend zeigten u.a. Daniel Anthes, Patrick Mijnals und Claudia Allonas vom Impact Investing über Lebensmittelverschwendung bis zur Kreislaufwirtschaft, was Impact bedeuten kann. “Spot on: Social Entrepreneurship & Economy” nannte sich das Gemeinschaftsevent.
Für Gründer*innen gibt es mit dem Sozialinnovator Hessen auch für Mittelhessen ein Förderprogramm, welches bei der Realisierung ihrer Impact-Visionen unterstützt. Das Technologie- und Innovationszentrum Gießen und MAFEX der Philipps-Universität Marburg betreuen hier die Gründer*innen aktiv für Mittelhessen.
Und am 15. Oktober findet mit der Gründungsmesse Mittelhessen das nächste große Event für Gründer*innen statt. Auch hier wird Soziales Unternehmertum und Impact Raum bekommen.