Wie viel Social Entrepreneurship steckt in Sachsen? Und wie entwickeln sich die sächsische Social Startup-Szene? Das hat die Studie „Social Entrepreneurship in Sachsen“ untersucht.
Wenn uns Corona in den letzten Monaten eines gelehrt hat, dann, dass wir mehr Solidarität brauchen. Solidarität und Zusammenhalt ist, was uns gemeinsam durch die Krise bringt. Nicht nur durch die Corona-Krise, sondern auch durch die Klimakrise. Unternehmen, die ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind und dafür negative Auswirkungen auf Mensch und Natur ganz bewusst in Kauf nehmen, sind schon lange nicht mehr tragbar. (Und waren es eigentlich noch nie.) Die Herausforderungen unserer heutigen Gesellschaft können wir nur gemeinsam lösen – auch mit unternehmerischen Mitteln.
Eine mögliche Lösung bietet zum Beispiel das Sozialunternehmertum. „Social Entrepreneure denken soziale und ökologische Herausforderungen unternehmerisch und entwickeln innovative Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Erfordernisse. Aber nicht nur das: Social Entrepreneure erwirtschaften zudem ihre Gewinne für das Gemeinwohl – und stellen damit die aktuelle Marktlogik auf den Kopf!“, heißt es in der Pressemitteilung des Impact Hub Dresden.
Daten, Fakten und gute Beispiele
Aber wir brauchen mehr Repräsentation von Social Entrepreneurship und ihre innovativen Lösungen – auch auf politischer Ebene. Und dafür brauchen wir Daten. Denn Daten sind die Grundlage von vielen Entscheidungen. Aus diesem Grund hat das Impact Hub Dresden in Kooperation mit dem SEND e.V. und Plant Values eine Umfrage durchgeführt: um die Bekanntheit von und Unterstützungsbedarfe für Social Entrepreneuren in Sachsen zu identifizieren.
Und wie sieht es jetzt in Sachsen aus?
Der DSEM 2019 hat bereits gezeigt, dass Sachsen im deutschlandweiten Vergleich in Sachen Social Entrepreneurship eher auf einem der hinteren Plätze liegt. Nur 4,2% der DSEM-Social-Entrepreneurs befinden sich dort. Aus diesem Grund zielt die jetzige Untersuchung des Impact Hub Dresen auch darauf ab, zu zeigen, dass es wichtig ist, bereits in der frühen Gründungsphase für Social Entrepreneurship zu sensibilisieren. Auf diese Weise kann gesellschaftliche Verantwortung im unternehmerischen Verständnis der Gründer:innen bereits von Anfang an tief verankert werden.
An der Umfrage nahmen insgesamt 106 Gründer:innen und Gründungsinteressierte der sächsischen Gründerszene, die an der Umfrage teil. Das ist zwar keine statistisch signifikante Stickprobe, zeigt jedoch erste Bedarfe und Probleme, an denen sich gut ansetzen lässt.
Gründungsmotivation: die Welt verbessern!
Über 3/4 der Befragten gaben den „Beitrag für eine bessere Welt“ als wesentlichen Grund für die eigene Gründungstätigkeit an. 80% gaben zudem an, dass soziale und/oder ökologische Auswirkungen eine zentrale Rolle bei der Gründung spielen. Ein guter Start! Denn dies zeigt, dass Unternehmertum als Hebel zur Lösung gesellschaftlicher Probleme identifiziert wird.
Herausforderungen: Gründungsförderung und Finanzierungsmöglichkeiten
Der Großteil der Befragten schätzt die Unterstützungsangebote für Social Entrepreneurship in Sachsen als durchschnittlich (43,4 %) bis unzureichend (45,3 %) ein. Daraus schließt die Studie, dass sozialunternehmerisches Gründungsverständnis zwar in der sächsischen Gründerszene eine Rolle spielt, das Thema aber (noch) nicht ausreichend gesellschaftlichen und politischen „Rückenwind“ erhält.
Zudem wird mangelnde Finanzierungsmöglichkeit von den Befragten als eine der größten Herausforderungen identifiziert (50%). Denn in Sachsen gibt es bisher keine landesspezifisches Förderprogramme, die speziell Finanzmittel für Social Entrepreneur:innen zur Verfügung stellen. Damit reiht sich dieses Ergebnis in das Stimmungsbild des DSEM 2019 ein, bei dem der fehlende Zugang zum Finanzmarkt mit über 56% als Hauptproblem identifiziert wurde. Gleich im Anschluss folgen in Sachsen bürokratische Hürden (40%) und fehlender Zugang zu Unterstützernetzwerken (26,5%).
Fazit: Potenzial ist da, Unterstützung noch nicht
Während in Sachsen das Bewusstsein für die Wirkungsweise und Bedeutung von Social Entrepreneurship bereits stark vertreten ist, fehlt es noch immer an finanzieller und beraterischer Unterstützung. Sowohl durch die öffentliche Hand als auch von (privaten) Stiftungen oder Investor:innen. Netzwerke, Gründungszentren, Beratung und Fördermittel speziell für Social Entrepreneurship könnten in Sachsen den Grundstein für ein innovatives Ökosystem sozialer Innovationen legen.
Die volle Auswertung findet ihr hier.
[su_divider]