Sozialen Herausforderungen mit innovativen Ideen und Lösungsansätzen zu begegnen, gewinnt stetig an Bedeutung. An der Universität Bayreuth wird dieses Thema immer präsenter, was sich u.a. durch den konsequenten Ausbau der Lehrformate sowie der Etablierung einer eigenen Professur im Bereich Social Entrepreneurship zeigt. Damit komplettieren wir unsere Entrepreneurship-Ausbildung um einen weiteren wichtigen Baustein. Wir definieren für unsere Entrepreneurship-Lehre auch im Bereich Social Entrepreneurship den Anspruch, den Studierenden nicht einfach „nur“ Fakten zu lehren, sondern sie mit evidenz-basiertem Wissen auszustatten und ihnen eine methodische Grundlage für das unternehmerische Denken und Handeln zu vermitteln. Hierbei ist für uns ein zentrales Element, dass die Studierenden einen aktiven Part in der Lehre übernehmen. An meinem Lehrstuhl bieten wir derzeit drei Lehrveranstaltungen im Bereich Social Entrepreneurship an, die von Studierenden auch außerhalb der Wirtschaftswissenschaften besucht werden können. Diese Öffnung auch über die Betriebswirtschaftslehre hinaus, ist aus unserer Sicht von zentraler Bedeutung, um die Potentiale anderer Fachdisziplinen zu erschließen.
Praxisorientierte Lehrveranstaltungen stehen im Fokus
Das theoretische Rüstzeug, um grundsätzlich selbst ein erfolgreiches Sozialunternehmen gründen zu können, vermitteln wir in der Social Entrepreneurship Vorlesung. Hier lernen die Studierenden neben allgemeinen Entrepreneurship-Methoden wie Business Model Canvas oder Design Thinking auch spezifische Inhalte für „Social Entrepreneurs“ auf Basis des aktuellen Stands der Forschung kennen. Neben der Theorie bearbeiten und diskutieren die Studierenden in der Vorlesung Case Studies über Social Start-ups und entwickeln dadurch ein Gespür für die Problemstellungen aus der Praxis am Beispiel von wahren Erfolgsgeschichten. Ein wenig mehr „hands-on“ ist hier das Social Entrepreneurship Praxisprojekt, in dem die Studierenden in kleinen Teams wiederum die Gründung eines eigenen Social Start-ups vorbereiten. Die Studierenden müssen sich dazu im Vorfeld in einzelne Themen und Problemfelder einarbeiten und leiten für entdeckte Problemfelder im Team verschiedene Lösungsmöglichkeiten ab. Mit einer Mischung aus Workshops und individuellen Teamcoachings entwickeln die Studierenden ein funktionierendes Geschäftsmodell, das am Ende des Semesters vor einer Jury gepitcht und mit einem Businessplan schriftlich erläutert werden muss. Das Ziel der Lehrveranstaltung ist es, den Studierenden einen geschützten Rahmen für die Entwicklung eigener Geschäftsideen zu vermitteln.
Im Social Entrepreneurship Camp geht es vorrangig darum, Bachelor-Studierende bereits früh für das Thema Social Entrepreneurship zu sensibilisieren und zu begeistern. Hier werden den Studierenden verschiedene Methoden einerseits zur Identifikation von gesellschaftlichen Problemen und andererseits zur Ideengenerierung für Lösungen für eben diese Probleme vermittelt. Damit die Studierenden einen Anreiz haben, eine gute Idee im Anschluss direkt weiter zu verfolgen, wird das neue Modul gleich zu Beginn des Semesters und im Vorfeld einer weiteren Lehrveranstaltung mit deutlich mehr Wettbewerbscharakter angeboten. Beim bayernweiten 5-Euro-Business Wettbewerb lernen Studierende, dass sie bereits mit wenig Startkapital und genügend Kreativität sehr schnell am Markt erfolgreich sein können. Gerade für Social Start-ups, in die in der Regel kaum Investitionen getätigt werden, ist dies ein besonders wichtiges „Learning“.
Drei Module, die bei den Studierenden sehr gut ankommen – doch es geht noch mehr!
Der Aufbau der Module wurde von den Studierenden bisher sehr gut angenommen. Besonders gut kamen dabei auch die praxisorientierten Case Studies in der Vorlesung an. Solches und ähnliches Feedback freut uns natürlich sehr, denn wir legen großen Wert darauf, dass unsere Studierenden eine exzellente Ausbildung genießen, auf deren Basis auch qualitativ hochwertige (Social) Start-ups hervorgehen. Letzteres bahnt sich mit drei Gründerteams bereits an, die auf Basis der Veranstaltungen von 2019 und 2020 gerade vielversprechende Ausgründungen vorbereiten. Die drei Module sollen in den kommenden Semestern in noch mehr Studiengänge integriert werden, so dass die Studierenden aller Studiengänge für soziales Unternehmertum sensibilisiert und begeistert werden. Ferner wird aktuell eine neue Juniorprofessur für Social Entrepreneurship an der Universität Bayreuth berufen, durch die künftige Lehre und Forschung in diesem Bereich sogar noch wesentlich intensiviert werden kann.
Über den Gastautor
Professor Dr. Rodrigo Isidor ist Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Human Ressource Management & Intrapreneurship an der Universität Bayreuth. Dort baut er derzeit das Institut für Entrepreneurship & Innovation mit auf. Nach der Promotion in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Gießen war Prof. Isidor von 2013 bis 2016 Leiter von TecUp – dem Transfer- und Gründerzentrum der Universität Paderborn – und zugleich Direktor der Paderborn School of Entrepreneurship & Innovation. Von 2016-2019 war Prof. Isidor Professor an der Universität Passau, bevor er an die Universität Bayreuth wechselte.
Prof. Dr. Isidors Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle von Human Resource Management und Intrapreneurship und Social Entrepreneurship. Darüber hinaus fungiert er als Mentor mehrerer Start-ups und unterstützt etablierte Unternehmen bei der Gestaltung von Intrapreneurship-Programmen sowie bei Fragen des organisatorischen Wandels, der digitalen Transformation und der Gestaltung innovationsfreundlicher Arbeitswelten. Mehr unter www.hrm.uni-bayreuth.de