Für uns ist Fahrrad fahren oft nur Mittel zum Zweck. Für geflüchtete Frauen aber bedeutet es weit mehr: Freiheit, Unabhängigkeit, Stolz. Das Freiburger Projekt Bike Bridge e.V. gibt kostenfreie Fahrradkurse für Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrungen.
Fahrradfahren kann doch jedes Kind – oder? Leider nein. In vielen muslimisch geprägten Ländern ist Frauen das Fahrradfahren nicht erlaubt. Doch das Fahrrad macht vieles möglich: es hält gesund, bringt einen schnell zur Arbeit oder zum Einkaufen und weht einem bei Ausflügen den Fahrtwind um die Nase. Um auch Frauen und Mädchen mit Zuwanderungs- und Fluchterfahrung dieses Fahrradglück zu ermöglichen organisiert Bike Bridge seit 2017 kostenfreie Fahrradkurse. Ziel des Projekts ist es, der sozialen Exklusion und Isolation von Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung entgegen zu wirken. Das Fahrrad steht dabei für Freiheit, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Denn das Fahrrad macht nicht nur mobil, sondern schafft auch Selbstvertrauen. Und wer könnte dies eher benötigen, als Menschen, die in einem völlig fremden Land einen Neuanfang versuchen? Fahrrad fahren soll die soziale und räumliche Mobilität von geflüchteten Frauen verbessern – für eine soziale, wirtschaftliche und kulturelle Integration.
Emanzipation auf zwei Rädern
Gestartet hat das Projekt in Freiburg. Bei dem Besuch einer städtischen Flüchtlingsunterkunft fiel Shahrzad Mohammadi auf, dass zwar viele Männer und spielende Kinder auf dem Platz anzutreffen waren, aber keine Frauen. Es sollte ein Angebot her, das mit Spaß und Freude die Mobilität und soziale Verbindung dieser Frauen fördert. “Radfahren ist für unsere Zielgruppe eine sehr geeignete Freizeitaktivität, viele Frauen hatten in ihrem Heimatland keine Chance, das Fahrradfahren zu lernen.”, so Mohammadi auf der Website. Daraufhin entwickelten Shahrzad Mohammadi, Lena Pawelke und Clara Speidel 2015 einen ersten Entwurf für Bike Bridge. Seit Ende 2017 ist die Initiative nun ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit einem zwölfköpfigen Organisationsteam und über hundert ehrenamtlichen Trainer- und HelferInnen. Finanziert werden die Fahrradkurse dabei meist über Crowdfunding.
Integration durch Sport
Und das Projekt expandiert. Über eine Kooperation mit dem Württembergischen Radsportverband e.V. und dem Württembergischen Landessportbund e.V. werden seit Mai 2018 nun auch Fahrradkurse in Stuttgart angeboten. Durch Kooperationen wie diese, bildet Bike Bridge zusätzlich eine wichtige Brücke zu anderen Projekten, Angeboten und weiteren Integrationsmaßnahmen. Unterstützung wird dabei immer benötigt, ob als TrainerInnen für einen Fahrradkurs, SchrauberIn in einem Reparaturworkshop oder als SpenderIn.
2017 wurde Bike Bridge für seine Initiative außerdem mit dem Deutschen Integrationspreis ausgezeichnet.