06.03.2018 – In der aktuellen Aufklärungskampagne „Soft Skills can come the hard way – Employ Refugees“ des Social Starups Social Bee kommen Flüchtlinge selbst zu Wort. Sie möchten anderen Mut machen – und Wirtschaft und Gesellschaft motivieren, statt in Problemen in Chancen und Stärken zu denken. Über 500.000 Geflüchtete in Deutschland suchen noch eine Arbeit – und genau das will Social-Bee ändern. Über diese durchaus provokante Kampagne tauschten wir uns mit Zarah Bruhn, Gründerin von Social Bee, in einem Interview aus.
Hallo Zarah, mit eurer provokativen „Soft Skills can come the hard way – Employ Refugees“ habt ihr ja einen medialen Hit gelandet. Was hat es damit auf sich?
Mit der Kampagne „Soft skills can come the hard way“ wollen wir darüber aufklären, dass Menschen mit Fluchthintergrund nicht automatisch schwächere Kandidaten für einen Job sind. Diese Menschen haben Unvorstellbares durchgestanden und Stärke bewiesen – das vergisst man manchmal im Alltag fernab eines Kriegsgebiets.
Einige mögen die Kampagne als extrem oder provokant empfinden. Wir spiegeln jedoch nur die tatsächlichen Erlebnisse unserer Protagonisten wieder und wie sie damit umgehen. 500.000 Geflüchtete suchen einen Job, obwohl sie viele – bis heute unterschätzte – Potenziale besitzen. Unser Ziel ist es, durch die Kampagne Menschen zum Nachdenken und zum Diskutieren und schließlich auch Unternehmen zum Einstellen von Geflüchteten anzuregen.
Wer unterstützt Euch bei dieser Kampagne?
Realisiert wurde die Kampagne in Zusammenarbeit mit dem Regisseur und Fotograf Olli Waldhauer, der für andere Projekte bereits selbst Fluchtrouten gegangen ist. Im Austausch mit den vier Geflüchteten entstanden Aussagen, die ungeschönt deutlich machen, was es tatsächlich bedeutet, auf der Flucht zu sein und wie hart der Weg nach Deutschland ist. Die Kampagne wurde von der Agentur Jung von Matt/Neckar gemeinsam mit der Filmproduktion WANDA unter Mithilfe von MILCHSTRASSE mit Regisseur Maik Lüdemann, der für Aufnahmen auf Lesbos und vor der libyschen Küste war, sowie der Unterstützung von Ströer Deutsche Medien umgesetzt. Sämtliche Beteiligten haben pro bono für uns gearbeitet.
Gibt es negative Rückmeldung zu Eurer Kampagne?
Die Reaktionen auf unsere Kampagne sind überwiegend positiv. Gerade auf Facebook jedoch ernten wir auch rassistische Kommentare. Uns ist bewusst, dass nicht jedem die Kampagne gefällt und das ist ok. Wir treten gerne aktiv in den Diskurs.
Ihr bezeichnet Euch selbst als ersten Integrationsdienstleister Deutschlands. Was genau macht Ihr?
Wir verstehen uns als Integrationsdienstleister: Wir unterstützen durch unser Modell der sozialen Zeitarbeit Unternehmen dabei, Geflüchtete einzustellen und bauen ihnen so die fehlende Brücke in Arbeitsmarkt und Gesellschaft. Als zwischengeschalteter Arbeitgeber übernehmen wir die Suche und den Einstellungsprozess für Unternehmen. Gleichzeitig bieten wir Geflüchteten einen festen Arbeitsplatz und geben Starthilfe durch unser berufsbegleitendes Integrations- und Förderprogramm. Ziel ist, sie Schritt für Schritt fit für den Arbeitsmarkt zu machen und nach spätestens eineinhalb Jahren eine Direktanstellung zu erreichen.
Was ist eine der häufigsten Hürden bei der Integration von Flüchtlingen?
Eins der größten Probleme bei der Integration ist meiner Meinung nach, dass die Hürden für Geflüchtete in Deutschland Arbeit zu finden sehr hoch sind. Viele von ihnen sind hochmotiviert zu arbeiten, aber wissen nicht, wie sie sich bewerben sollen oder können. Es fehlt an Starthilfen wie Sprachkursen, Maßnahmen zum Verständnis des Arbeitsmarktes und überhaupt dem Zugang zu Einheimischen. Weiterhin sind die bürokratischen Hürden für Unternehmen hoch, Geflüchtete einzustellen. Das möchten wir ändern – wir schaffen Berührungspunkte mit Geflüchteten, geben Starthilfe und senken die Hürden für Unternehmen, Geflüchtete einzustellen.
Was habt Ihr bisher erreicht?
Bisher haben wir 46 Geflüchtete in Arbeit gebracht, von denen 14 bereits in feste Arbeitsplätze weitervermittelt wurden. Bis zum Ende des Jahres 2018 wollen wir es schaffen, 100 neue geflüchtete Angestellte zu gewinnen.