20.11.2012 – Haben Sie gewusst, dass die Näherin eines €100-Schuhs etwa 40 Cent an ihm verdient? Oder dass riesige Flächen im Amazonas gerodet werden, damit Soja als Tierfutter angebaut werden kann? Fragen wie diese werden im Rahmen eines Stadtrundgangs von WELTbewusst (www.weltbewusst.org) angesprochen, um Konsumenten zum Umdenken anzuregen.
Der Globalisierungsprozess der letzten Jahre hat vielen Entwicklungsländern zu größerem Wohlstand verholfen. Auf der anderen Seite ist es auch so, dass vergleichsweise nur wenige Menschen aus diesen Ländern an den Vorzügen der Globalisierung partizipieren konnten.
Des Weiteren hat dieser Prozess eine unglaubliche Unübersichtlichkeit aus Sicht der Kunden mit sich gebracht, denn viele Unternehmen haben Bestandteile ihrer Wertschöpfungskette in weit entfernte (Niedriglohn-) Länder verlagert, sodass es kaum mehr nachvollziehbar ist, woher unsere Produkte eigentlich kommen. Vor allem große Konzerne sind bekannt dafür, ihre Produkte ganz oder teilweise im Ausland produzieren zu lassen, um Kosten zu sparen. Nicht selten geht das auf Kosten der Arbeitsbedingungen, wie beispielsweise der Foxconn-Skandal zeigt.
Es liegt also am Konsumenten, der am Ende dieses Wertschöpfungsprozesses steht, zu erkennen, ob die Produkte, die er kauft, auch nachhaltig sind und welche ökologischen bzw. sozialen Folgen sein Konsumverhalten nach sich zieht. Doch das ist für uns Kunden nicht immer einfach, da im Einzelhandel die Transparenz in Bezug auf die Produktherkunft meistens ziemlich gering ist.
WELTbewusst schafft Transparenz in Bezug auf unser Konsumverhalten
Das Projekt WELTbewusst setzt genau an dieser Stelle an und möchte dabei helfen, das Konsumentenbewusstsein in der Bevölkerung zu steigern. In bereits über 50 deutschen Städten werden von WELTbewusst Stadtrundgänge veranstaltet, bei welchen den Teilnehmern Zusammenhänge aufgezeigt und Missstände erklärt werden, über die Unternehmen nicht gerne sprechen.
In der Broschüre von WELTbewusst ist dazu Folgendes zu lesen: „Quer durch die Innenstadt, auf den internationalen Spuren unseres Konsums – wir wollen mit Euch gemeinsam entdecken, wie sehr Globalisierung längst ein Teil des Alltags geworden ist. Wir folgen den Spuren ganz alltäglicher Verbrauchsgüter, die auf ihrem Weg in das Geschäft um die Ecke oft die ganze Welt bereisen. Und wir wollen zeigen, welche Alternativen wir Konsument_innen haben, wie wir durch unser Verhalten Einfluss auf weltweit agierende Unternehmen ausüben können.“
Die Führungen gestaltet WELTbewusst sehr interaktiv, wobei mit den Teilnehmern anhand alltäglicher Konsumgüter darüber diskutiert wird, welche negativen Auswirkungen unser Konsumverhalten haben kann und wie jeder Einzelne von uns dazu beitragen könnte, diese Missstände zu verändern. Ein Stadtrundgang dauert ca. 90-120 Minuten, wobei zwischen vier und sechs Stationen auf der Tagesordnung stehen. Die Besichtigung findet direkt in der „Shopping-Meile“ des präferierten Ortes statt.
Alles in allem ist das Konzept von WELTbewusst sehr einleuchtend und sinnvoll in Zeiten der voranschreitenden Globalisierung. Da Konsumenten von der Produktauswahl vieler Einzelhändler längst überfordert sind und Transparenz bei großen Unternehmen weniger Entscheidend ist, brauchen wir mehr Instanzen, die den Konsumenten über sein Verhalten aufklären.
Der einzige Punkt, den wir bei WELTbewusst kritisieren müssen, ist die fehlende Möglichkeit, einen Stadtrundgang direkt über die Webseite zu buchen und zu sehen, wann solche Rundgänge geplant sind. Bis jetzt müssen Interessenten die lokalen Ansprechpartner persönlich per E-Mail kontaktieren. Gäbe es auf der Webseite jedoch eine Buchungsfunktion, so würden sicherlich mehr Menschen an einem „weltbewussten“ Rundgang teilnehmen.