Im Januar 2020 hat die Bundesregierung die neue Wasserstoffstrategie verabschiedet und stellt mit dem Konjunkturparket rund 9 Milliarden Euro für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft bereit. „Wir wollen eine grünere Zukunft“ heißt es in der Strategie. Doch ist Wasserstoff wirklich nachhaltig? Und was ist seit Verabschiedung der Strategie passiert?
Nur grüner Wasserstoff ist wirklich nachhaltig
Wasserstoff erlebte im Jahr 2020 einen Hype wie nie zuvor und unter vielen europäischen Ländern ist ein Wettbewerb um Firmen, Forschungsmittel und zukunftsfähige Konzepte entbrannt. Wasserstoff ist jedoch nicht per se nachhaltig, kommt es doch darauf an, wie er gewonnen wurde. Grün ist Wasserstoff erst, wenn er mittels Elektrolyse aus Erneuerbaren Energien hergestellt wird. Dabei wird Wasser in seine Einzelteile zerlegt und daraus Wasserstoff gewonnen. Dieser dient dann wiederum als Kraftstoff in der Industrie, Verkehr und Wärmeversorgung. Oft fällt im Zusammenhang mit Wasserstoff der Begriff blauer Wasserstoff. Der stammt jedoch aus fossilem Erdgas und ist gar nicht nachhaltig. Die Erdgasindustrie versucht blauem Wasserstoff einen nachhaltigen Anstrich zu verleihen, indem sie betont, anfallendes Kohlendioxid im Prozess abzuscheiden und in alten Bergwerken einzulagern. Die dabei hohen anfallenden Methanemissionen erwähnt sie jedoch nicht. Derzeit ist die Produktion von grünem Wasserstoff tatsächlich um rund 50 % teurer, da Elektrolyseure aufgrund fehlender Massenproduktion einzeln per Hand montiert werden und der Strombedarf für den Elektrolysevorgang sehr hoch ist.
Grüne Start-ups treiben Innovationen voran
In Deutschland beschäftigen sich glücklicherweise immer mehr grüne Unternehmen mit grünem Wasserstoff und treiben so Innovationen voran, die Wasserstofftechnologien kostentechnisch vergünstigen. Enapter hat beispielsweise einen modularen Elektrolyseur zur Wasserstoffherstellung entwickelt, der in der ländlichen Energieversorgung oder als saisonaler Energiespeicher in Schneeregionen eingesetzt werden kann. Im Oktober gab das Unternehmen den Start einer Massenproduktion von Elektrolyseuren in Nordrhein-Westfalen bekannt. Sunfire entwickelt Hochtemperatur-Elektrolyseure und setzt diese in Großprojekten im Wasserstoff- und efuel Bereich ein.
Es bleibt noch viel zu tun
Das Thema grüner Wasserstoff ist für Politik und Industrie kein absolut neues Thema. Auf dem Tisch des Wirtschaftsministers Peter Altmeier liegt es bereits seit 8 Jahren. Auch die Privatwirtschaft hat sich bis dato wenig bis gar nicht mit grünem Wasserstoff beschäftigt. Die Technologie gilt in vielen Kreisen als zu teuer, deswegen wird blauer Wasserstoff oft als die günstigere Alternative propagiert. Ein weiteres Problem ist die immer noch unzureichend entwickelte Infrastruktur, denn deutschlandweit gibt es bisher nur 89 betriebsbereite Wasserstofftankstellen. Ebenso schreitet der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland aktuell kaum voran, was das Vorantreiben von Wasserstoffvorhaben aufgrund der hohen benötigten Strommenge extrem ausbremst. Auch fehlt es immer noch an Anreizen für Verbraucher und verbindlichen Vorgaben für die Privatwirtschaft. Das Corona Rettungspaket für die Lufthansa enthält beispielsweise keine Vorgaben für den Einsatz grüner Kraftstoffe. Es bleibt also trotz Wasserstoffstrategie 2020 noch einiges zu tun für Politik und Industrie.
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