Dass Klamotten oft in Entwicklungsländern zu Hungerlöhnen hergestellt werden, ist uns Kunden meist bewusst. Dennoch fühlen wir uns oft machtlos – zu komplex scheinen die Lieferketten, als dass wir überhaupt durchblicken könnten, wer an der Produktion unserer Jeans überhaupt beteiligt ist. Das wollten die Gründer des Sozialunternehmens tip me nicht einfach hinnehmen, sodass sie 2018 ein globales Trinkgeld ins Leben gerufen haben.
tip me – Trinkgeld für ProduzentInnen
Lediglich ein Bruchteil des Preises, den wir für ein T-Shirt bezahlen, geht tatsächlich an die Menschen, die dieses genäht haben. Der Großteil fliest den Einzelhändlern in Europa zu. Das gleiche gilt für viele andere Produkte, die im globalen Süden hergestellt werden. Da diese Tatsache schwierig zu ändern ist, hat sich tip me zum Ziel gesetzt, im ersten Schritt auf einem anderen Weg zu helfen. Und zwar indem sie uns Kunden ermöglichen – ähnlich wie beim Besuch eines Restaurants – beim Kauf von Produkten den ProduzentInnen Trinkgeld zu schicken.
Wie funktioniert tip me?
Mit Hilfe von tip me kannst Du den NäherInnen Deiner Klamotten oder Schuhe Trinkgeld geben. Das ganze funktioniert derweil ausschließlich beim Kauf in Online Shops. Mit einem einzigen Klick kannst du einen Betrag deiner Wahl deinen ProduzentInnen in anderen Teilen der Welt zukommen lassen. 40% Prozent der Konsumenten, die in den Partnershops einkaufen, geben Trinkgeld. Im Schnitt sind dies über 4€. Aktuelle Partnershops sind hier gelistet und beinhalten unter anderem bayti hier, ethletic und adventsome.
Für die Empfänger macht das Trinkgeld einen großen Mehrwert aus, denn selbst in “gut bezahlten” Fabriken erhalten die MitarbeiterInnen selten mehr als 1€ pro Stunde. Das zusätzliche Trinkgeld ist daher eine echte “Lohnsteigerung”. Mit dem Trinkgeld können sie Geld sparen, um beispielsweise Windeln zu kaufen oder die Universitätsgebüren ihrer Kinder finanzieren zu können. Dinge, die sonst nur schwer zu bezahlen sind.
Kommt das Trinkgeld auch sicher an?
Wie wird sichergestellt, dass das Trinkgeld auch an der richtigen Stelle ankommt? Jede*r TrinkgeldempfängerIn wird mit Personalausweis und Handynummer registriert, sodass tip me nachverfolgen kann, dass das Geld auch in die richtigen Hände gelangt. Die Überweisung findet per SMS statt. Bei einer lokalen Bank können die MitarbeiterInnen sich das Geld dann in Bar auszahlen lassen. Dies ist bewusst so gewählt. Es sollen die Systeme vor Ort genutzt werden, damit jede*r EmpfängerIn auch Zugriff auf das Trinkgeld hat, ohne sich vorher eine App runterzuladen oder gar ein extra Gerät zulegen zu müssen. Das Trinkgeld wird gerecht unter allen Menschen, die am Produktionsprozesses beteiligt waren, aufgeteilt.
Wie trägt sich tip me?
Damit das Trinkgeld zu 100% weitergegeben werden kann, finanziert sich tip me primär über den Verkauf der Softwarelösung an die Partnerunternehmen. Gegen eine monatliche Gebühr können die Partnershops das Trinkgeld-System nutzen. Somit unterstützen diese Online-Shops tip me nicht nur auf monetärer Basis, sondern auch in ihrer Vision. Weitere Finanzierungsquellen sind Fördermittel und Sponsoren sowie Provisionen aus Verkäufen, die KundInnen, die über die Unternehmens-Kanäle von tip me zu den Partnershops gelangt sind, tätigen.
Bessere Entlohnung – und wie geht es weiter?
Etwas mehr Bezahlung durch Trinkgeld ist ein sehr wichtiger erster Schritt, um die Textilindustrie fairer zu gestalten. Das alleine reicht aber nicht aus, wie auch das Team hinter tip me findet. Langfristig geht es darum, mit Softwarelösungen, Best-Practice-Beispielen und transparenten Lieferketten die Nachhaltigkeits-Standards in der gesamten Industrie anzuheben.
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