Vor wenigen Tagen ist eine Studie mit dem Titel „Mehr Wert als man denkt“ über die volkswirtschaftlichen Wirkungen von Investitionen in gemeinnützige Werkstätten für behinderte Menschen und die positiven Rückflüsse auf die Gesellschaft veröffentlicht worden. Die Ergebnisse sind ein Stück weit überraschend und werden den Inklusionsbefürwortern neue Argumente liefern.
Der Inklusionsbegriff und die aktuelle Debatte
Inklusion bedeutet allgemein gesprochen Zugehörigkeit. Die engere Perspektive fokussiert sich auf Chancen, Möglichkeiten und Rechte von Menschen mit Behinderungen, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, zu partizipieren. Fasst man den Begriff weiter, versteht man darunter die Einbeziehung aller gesellschaftlichen Gruppen und ihr Zugang zu öffentlichen Gütern wie Bildung, Arbeit und öffentliche Räume. Einige Schlagworte sind: Inklusive Stadt, inklusives Bildungssystem, inklusiver Arbeitsmarkt. Die aktuelle Inklusionsdebatte ist bei einigen Themen emotional aufgeladen. Im Kontext der inklusiven Schule äußert sich dies bei verunsicherten Eltern und Lehrern, die eine Überforderung der Kinder und Lehrer befürchten und die Unwissenheit über die tatsächlichen Kosten eines hochwertigen gemeinsamen Unterrichts. Mehr Details zu Chancen und Problemen der Inklusion liefern die Beiträge auf sueddeutsche.de sowie auf freitag.de.
Positive soziale und wirtschaftliche Effekte von Werkstätten für behinderte Menschen
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) hat am 23. Oktober 2014 eine Studie veröffentlicht, in der anstelle von emotional und politisch aufgeladenen Debatten volkswirtschaftliche Kennzahlen im Vordergrund stehen. In der ersten bundesweiten Studie zum Social Return on Investment (SROI) der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) wird dargelegt, welche volkswirtschaftlichen Wirkungen gemeinnützige Werkstätten für behinderte Menschen erzeugen. In diesen Einrichtungen können diejenigen, die nicht oder noch nicht in der Lage sind, eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden, erste Arbeitserfahrungen sammeln und sich so auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.
Die Ergebnisse der Studie lauten: Werkstätten erzeugen sowohl sozial als auch wirtschaftlich positive Effekte. Arbeit gibt dem Leben Sinn und Struktur, stärkt das Selbstwertgefühl und verschafft soziale Kontakte. Des Weiteren ermöglicht ein eigen erwirtschaftetes Einkommen mehr Teilhabe am öffentlichen Leben. Dies ist auch und gerade für Menschen mit Behinderung wichtig und verbessert ihre Lebensqualität. Rein ökonomisch betrachtet führen die Werkstätten und ihre Mitarbeiter Steuern und Sozialbeiträge ab, entlasten somit die öffentliche Hand und tragen zur wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Region bei.
Öffentlich investierte Mittel in WfbM tragen zur Wertschöpfung bei
Die SROI-Studie macht diese Effekte transparent. Ihren Berechnungen zufolge verschaffen WfbM der öffentlichen Hand pro Jahr Einnahmen und Einsparungen in Höhe von etwa 6 Milliarden Euro, relativ gesehen zu Investitionen in Höhe von 5,6 Milliarden Euro. Die Wertschöpfung ist also höher als die Investitionen für die Werkstätten. Unterm Strich ist festzuhalten, dass die Angebote der Werkstätten eine Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen und zur wirtschaftlichen Produktivität beitragen – ein Plus für die Menschen und die Gesellschaft!
Ein Kommentar
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