Unbestritten ist die Branche der Social Ventures ein Wachstumsmarkt. Ein Blick auf die US-Szene zeigt ein paar grundlegende Faktoren, die dem anhaltenden Boom der Social Ventures zugrunde liegen und sich in vielen Aspekten so auch auf Deutschland übertragen lassen.
Eine 2011 erschienene Studie des Marktforschungsunternehmen GfK Roper Consulting im Auftrag von SC Johnson kann über einen Zeitraum von 20 Jahren ein deutlich gewachsenes Bewusstsein unter Amerikanern beispielsweise für Umweltthemen verzeichnen. Ein Grund für das deutlich gestiegene Interesse an spezifischen, gesellschaftlich relevanten Themen liegt in der stärker formalisierten Ausbildung heranwachsender Generationen. So legten in 2011 über 60 Prozent der neu entstehenden Hochschul- und Ausbildungsprogramme einen Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien und Berufe im Umweltbereich, die ein Interesse an neuen Lösungsansätzen fördern.
Eine idealistischere Generation Arbeitsuchender wächst heran
Forbes berichtete in einem Artikel, dass die Generation der nach 1980 Geborenen – die sogenannten Millenials – verstärkt Wert legen auf eine stark ausgeprägte unternehmerische Sozialverantwortung ihres potenziellen Arbeitgebers, und dass 86 Prozent der Befragten ihr Unternehmen verlassen würden, sollten die CSR-Werte nicht mehr mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmen.
Eine starke, richtungsweisende Einstellung, gerade in einer Generation, die sich mit einem stark angespannten Arbeitsmarkt konfrontiert sieht. Eine Reaktion auf die beschränkte Zahl an Arbeitsplätzen ist aber auch der Trend selber zu gründen, wenn die attraktiven Jobs nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen.
Die Schuldenlast des Staates zwingt zu mehr Eigeninitiative
Die Schuldenlast der USA von 16 Billionen Dollar führt zu verstärkten Einsparungen bei den Ausgaben. Und während Politiker aller Couleur nach Sparmodellen suchen, sind soziale Programme mit Sicherheit immer unter dem Leidtragenden.
Als Reaktion auf die schrumpfenden Ausgaben ist ein Wachstum im Non-Profit-Bereich zu beobachten. Eine wachsende Anzahl privater Initiativen versucht die Löcher zu füllen und hat mit einer Wachstumsrate von 25 Prozent zwischen 2001 und 2011 längst andere Wirtschaftszweige überholt.
Die Ansprüche der Konsumenten verändern sich
Studien von 2011 zeigen zudem eine veränderte Anspruchshaltung auf Seiten der Konsumenten. Demnach fordern 81 Prozent der Befragten, dass sich Unternehmen ihrer Verantwortung im Bezug aus soziale und Umwelt-Themen stellen und nachhaltiges Engagement zeigen müssen. Dieser Druck kommt an bei den Unternehmen und führt zu einer anhaltenden Erhöhung der Unternehmensausgaben für Nachhaltigkeits-Programme.
Und auch im Non Profit-Sektor wächst der Anspruch. Skandale, wie etwa in Bezug auf zu hohe Managergehälter in gemeinnützigen Organisationen, werden besonders aufmerksam vom Konsumenten verfolgt. Mit allen Sektoren in der Kritik scheint der Weg offen für innovative Hybrid-Modelle.
Das Interesse an Impact Investment wächst
Der Impact Investment Markt wächst seit 2009 um jährlich 60 Prozent. PwC veröffentlichte im März 2012 einen Report, der zu dem Schluss kommt, dass schon heute einer von acht investierten Dollar in nachhaltige und sozialverantwortliche Investitionen fließt – Tendenz steigend, da Investoren merken, dass sich auch mit Social Ventures gesunde Umsätze erzielen lassen.
Die Generation der Baby-Boomer will ein Zeichen setzen
Und nicht nur junge Gründer beherrschen die Szene. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 25 Millionen der amerikanischen 44 bis 77-Jährigen, der sogenannten Baby Boomer, planen, sich in den nächsten zehn Jahren als sogenannte Encore Entrepreneurs mit wirtschaftlich rentablen Social Ventures am Markt zu positionieren.
Es macht Sinn, dass die Generation, die mit ihren Überzeugungen und ihrer Stimme gegen den Krieg in Vietnam eintrat und die Bürgerrecht voran gebracht hat, nun nicht leise abtreten sondern ihre Arbeit noch beleben möchte.
Maie-Brit Koch von Koch & Konsorten berät etablierte Unternehmen sowie Start-ups in Sachen nachhaltige Kommunikation und Content-Strategie.