Eine Kolumnistin der „taz“ berichtete kürzlich über Berufsmöglichkeiten der Polizei, würde diese abgeschafft werden. Horst Seehofer kündigte daraufhin Strafanzeige an, die CSU twittert Steckbrief und Foto der Kolumnistin und schreibt „Die hässliche Fratze der hasserfüllten Linken […] zeigt sich“.
Neben diesem legalen Weg gehen bei der „taz“-Redaktion Telefonate und Emails ein, von denen einige das körperliche Wohl der Journalistin direkt gefährden. Leider ist es keine Seltenheit, dass gerade Medienschaffende Opfer werden von digitalem Hass.
No Hate Speech von den „Neuen Deutschen Medienmacher*innen“
Dass gerade Mitarbeiter*innen im Medienbereich besonders viel Gegenrede und Hass erleben, weiß auch Sina Laubenstein. Sie leitet das Projekt „No Hate Speech“ von den „Neuen deutschen Medienmacher*innen“, welches sich seit 2016 insbesondere für Journalist*innen einsetzt. Zunächst ging es schlicht darum, die Problematik publik zu machen. Mittlerweile hat sich nicht nur ein nationales Komitee gegründet, das sich über Herausforderungen und Lösungen austauscht, sondern auch ein umfassender Helpdesk für Betroffene sowie bundesweite Seminare.
„Internet und die dort zu findende Hassrede endet nicht an nationalen Grenzen“, sagt Sina Laubenstein zurecht. Und so fokussieren sie sich in den kommenden Jahren auf den Aufbau eines internationalen Netzwerks und die Unterstützung internationaler Aktivist*innen. Und ganz besonders ruft sie auf, aktiv zu werden!
Gründung im Bereich „Hassrede“
„No Hate Speech“ = Keine Hassrede! Darin steckt der Präventionsgedanke, das Problem an der Wurzel anzugehen. Was es aber aktuell noch braucht, ist der Fokus auf Betroffene und Unterstützung im „Danach“, so Sina. Großen Bedarf sieht sie auch in Politik und Strafverfolgung – hier müssen die Reaktionszeiten drastisch verkürzt werden. Entscheidend sind schon wenige Stunden, berichtet auch Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin von „HateAid“. Beide wären glücklich, wenn es ihre Organisationen irgendwann nicht mehr braucht. Bis dahin sagen beide: „Wir sollten abgucken, miteinander sprechen und uns gegenseitig unterstützen!“. Im Kampf gegen digitalen Hass gäbe es keine Konkurrenz – alle haben das gleiche Ziel. Nun braucht es nur noch mehr, die es wirksam verfolgen!
Was können Einzelne tun?
„Erster Schritt ist bereits, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen! Wer ist betroffen, was ist digitaler Hass, wie äußert er sich? “, so die Neue deutsche Medienmacherin. Nächster Schritt ist dann Aktivismus: „Man kann sich Gruppen wie bspw. „Ichbinhier“ anschließen und lokale Gruppen, die sich zu Gegenrede verabreden, unterstützen“. Ist der Sinn für die Thematik erst einmal geschärft, nimmt man überall plötzlich Probleme wahr – wichtig ist dann, entsprechend zu reagieren. Hier gibt es zwei Wege, wenn jemand durch seine/ihre Äußerungen auffällig wird:
- Die Person auf ihre Aussage und den möglichen Schaden dadurch aufmerksam machen. Ist der erste Stein erst einmal ins Rollen gebracht, trauen sich auch andere zu reagieren. Die Webseite des „No Hate Speech“ Movements listet hier viele Möglichkeiten und passende Bilder, GIFs und Zitate, um adäquat reagieren zu können.
- Möchte man im digitalen Raum anonym bleiben, ist die Alternative mit den Betroffenen direkt zu sprechen und Hilfe anzubieten. Anna-Lena von „HateAid“ sagt, dass gerade die persönliche Unterstützung Betroffenen am meisten geholfen hat, da sie sich in der Situation nicht alleine fühlten, sondern sogar von „Fremden“ Zuspruch erhielten.
Weitere Infos
Wissenswertes zum Thema „Hass im Netz“ findest Du auf den Webseiten der beiden Organisationen. Den Helpdesk, allgemeine Informationen und Möglichkeiten, direkt gegen Hass vorzugehen findest Du beim „No Hate Speech“ Movement. „HateAid“ unterstützt mit seiner Arbeit Betroffene und listet online wichtige Schritte, um angemessen zu reagieren.
Autor: Lukas Marzi
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