Innovation bedeutet umdenken, umfunktionieren, herkömmliche Produkte in einen neuen Kontext bringen und zur Befriedigung anderer Bedürfnisse in Wert setzen. Der Hipporoller ist ein gutes Beispiel hierfür. Seit 25 Jahren gibt es ihn bereits, ins Leben gerufen durch die Südafrikaner Pettie Petzer und Johan Jonker.
Problematische Wasserversorgung
In vielen einkommensschwachen Ländern, insbesondere im afrikanischen und asiatischen Raum, ist die adequate Versorgung mit Wasser eine der größten Herausforderungen. Flüsse, Bäche oder Urquellen befinden sich oft über weite Distanzen entfernt vom Haus. Die landwirtschaftliche Arbeit wird durch den Wassermangel maßgeblich erschwert, was sich in folge dessen negativ auf die Ernährungssicherheit des Haushaltes auswirkt. Zudem sind es meist Kinder und oft auch Frauen, die neben anderen Tätigkeiten im Haushalt oder bereits vor oder noch nach der Schulzeit Wasser schöpfen müssen. Dies ist nicht nur zeitaufwändig, sondern auch schwere körperliche Arbeit: In vielen afrikanischen Ländern wird Wasser in bis zu 20 Liter schweren Eimern auf dem Kopf über lange Strecken transportiert.
Die Idee
Das haben die Erfinder des Hipporollers zum Anlass genommen, den Wassertransport umzudenken. Das Ergebnis ist ein fassförmiger Container, der bis zu 90 Liter (mehr als die dreifache Menge des möglichen Wassertransports in Eimern) fassen kann. Dieser lässt sich mit verringertem körperlichem Aufwand auf den üblicherweise weiten Distanzen über den Boden rollen. Dadurch, dass sich das zu transportierende Gewicht im „Reifen“ (der Container) des Transportmittels befindet, entsteht effektiv nur ein Gewicht von 10 Kilogramm am Boden. Damit ist der Hipporoller eine simple Lösung, die dort ansetzt, wo Bedarfe zum Umdenken bestehen.
Bestehende Herausforderungen
Dennoch ist der Hipporoller nicht die Allzwecklösung für eine vereinfachte Wasserversorgung: Die Strecken zu den Wasserquellen sind oftmals weder geebnet noch frei von steilen Abschnitten, die erklommen und abgestiegen werden müssen. In Gebieten mit vielen Erhebungen beweist sich die traditionelle Art und Weise, Wasser zu transportieren, noch als die plausibelste Lösung. Allerdings ist der Zugang zu Wasser auch nicht nur eine Frage von innovativen Lösungen im Zuge von Sozialunternehmertum. Die Vereinten Nationen haben 2010 das Recht auf sauberes Trinkwasser in die UN Menschenrechtserklärung aufgenommen und es damit zu einer Pflicht für den Staat erklärt.
Die Idee des Hipporollers ist ein Schritt auf diesem langen Weg zu verbessertem Zugang zu (sauberem) Wasser und kann neben seiner Hauptfunktion als Inspiration für simple Lösungsansätze und innovatives Denken dienen.
(Autor: Carmen de Petro)