Meine Omi und mein Opa – ich mag mir gar nicht vorstellen, wie meine Kindheit ohne sie gewesen wäre. An unzähligen Wochenenden war ich bei ihnen. Manchmal hat mich meine Omi von der Schule abgeholt und ich durfte den Nachmittag bei ihnen verbringen. Wir haben zusammen im Garten gearbeitet, gebacken und gelesen.
Doch nicht alle Kinder haben das Glück, das ich damals hatte. Meine Großeltern, sowohl väter- als auch mütterlicherseits, lebten nur 15 Fahrrad-Minuten von uns entfernt. Heutzutage ist das nicht mehr der Regelfall. Mehrere Generationen unter einem Dach – was früher normal war, ist heute eher die Ausnahme.
Generationen zusammenbringen mit Leihomas und -opas
Viele Kinder leben aufgrund der geforderten Mobilität weit entfernt von ihren Großeltern. Im schlimmsten Fall sind Oma und Opa vielleicht gar nicht mehr am Leben. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die (noch) keine Enkelkinder haben oder die ebenfalls in großer Distanz zu ihnen wohnen. Und genau das ist der Stoff aus dem Win-win-Situationen gemacht sind! Warum denn nicht beide Seiten zusammenführen? Rent-a-Oma*Opa ist das Stichwort! Großeltern to go! Zum Mieten! Großelternvermittlungen also, die in den verschiedensten Modellen in immer mehr Städten zu finden sind.
Großelterndienst – wie funktioniert das?
Großeltern zum Ausleihen – das heißt: Frauen oder Männer, die ein bis zwei Mal in der Woche auf das Kind aufpassen, es vom Kindergarten abholen oder im Krankheitsfall einspringen. Die Leihomas und -opas sind oftmals Rentner*innen mit viel Zeit und eigener Kindererfahrung. Je nach Vermittlung variieren die Voraussetzungen, welche die Leih-Omas und Leih-Opas erfüllen müssen. Zumeist handelt es sich um die Generation der 45- bis 65-Jährigen. Unter „Großelterndienst“, „Oma-/ Opa-Börse“ oder „Wunsch-Oma“ kannst Du Dich in Deiner Nähe über das Angebot der Vermittlungen informieren. Leih-Großeltern sind jedoch keine ganztägige Kinderbetreuung, wie beispielsweise eine Tagesmutter. Die Wunschgroßeltern werden eher für mehrere Stunden in der Woche vermittelt. Sie füllen eine familiäre Lücke. Sie sind eine Unterstützung, eine familiäre Ergänzung. Für viele Senior*innen ist es jedoch auch eine finanzielle Unterstützung und ein Mittel gegen potentielle Einsamkeit.
Leihomas oder -opa in Deiner Nähe
In vielen verschiedenen Städten gibt es bereits seit langem solche Angebote. So zum Beispiel in Erfurt, Wiesbaden, Leipzig, Hannover, Kassel und viele weiteren Städten. In Bremen gibt es beispielsweise einen Oma-Opa-Hilfsdienst, der bereits seit 1981 Großeltern an Familien vermittelt. Diese Plattform hat ihr Angebot sogar ausgeweitet: neben Unterstützer*innen in der Kinderbetreuung vermitteln sie auch bei der Pflege eines hilfsbedürftigen Familienmitglieds und bei Tieren. In Berlin wurde der Großelterndienst 1989 als Projekt des Berliner Frauenbundes 1945 e.V. gegründet. In München gründete Silke Wolf 2002 den Leihservice für Großeltern. Auf die Idee dafür kam sie, weil sie selbst als Zugezogene in München keine Verwandtschaft hatte, die ihr bei der Kinderbetreuung unter die Arme greifen konnte. „Manche Familien suchen nur für eine begrenzte Zeit, die meisten aber behalten ihre Oma über viele Jahre“, sagt Wolf hier im Interview. Zur Zeit hat sie 207 Leihomas im Pool – aber leider keinen Opa.
Wer besonders unternehmungslustig ist und auch im Alter noch einmal neue Wege gehen möchte, kann unter Umständen sogar als Leihoma beziehungsweise Leihopa ins Ausland.
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Ein Kommentar
Eine ganz tolle Idee! 👏🏻
Ganz oft merkt man leider, dass MEnschen einsam sind und – ich glaube auch – immer einsamer werden. Gleichzeitig kommen die Generationen viel seltener zusammen als früher.
Wirklich super und sehr unterstützenswert!