Im Selbstverlag produzieren zwölf junge Menschen ein Buch für und über Europa: „Wohin mit Europa?“. Das Crowdfunding für die Finanzierung des Drucks läuft noch bis zum 7. Dezember. Ein Interview mit dem Initiator Daniel Eichenberg.
Gemeinsam mit acht Co-Autoren aus unterschiedlichen europäischen Ländern schrieb Daniel Eichenberg ein Buch über und für Europa: „Wohin mit Europa? Junge Europäer auf der Suche nach gemeinsamen Zielen“. In Zusammenarbeit mit einer Illustratorin, einer Lektorin und einer Designerin entsteht das Buch im Selbstverlag. Ihr gemeinsames Ziel: Europa aus Sicht junger Leute darstellen und damit in Zeiten wachsender nationaler Abgrenzungen einen Beitrag zur europäischen Völkerverständigung zu leisten. Wir sprachen mit dem Hauptautor Daniel Eichenberg.
Um was genau geht es in eurem Buch?
Das Buch handelt davon, Europa nicht nur als politische oder ökonomische Einheit zu betrachten, sondern als Lebensgefühl. Europa wird oft auf monetäre Angelegenheiten reduziert; das Leben und die Kultur rücken in den Hintergrund. Dabei ist durch die heutige Mobilität, offene Grenzen und Austauschprogramme wie ERASMUS ein Leben in mehreren Ländern für viele Menschen bereits Normalität. Auch alle am Buch Beteiligten haben einen ganz individuellen sozio-kulturellen Hintergrund – sei es durch Auslandsaufenthalte, multinationale Elternhäuser oder unterschiedliche Bildungswege. Im Buch gehen wir deshalb der Frage nach, wie dieser vergrößerte Lebensradius den ethischen und kulturellen Anspruch an Europa verändert. Wir fragen, wie sich dadurch Kulturgemeinschaften und die Funktion von Nationalstaaten wandeln. Letztlich soll ein Beitrag entstehen, der sozialen Diskriminierungen und der Bildung von Stereotypen zuvorkommt. Unser Ziel ist es, Ländergrenzen zu überwinden.
Wie kamst du auf die Idee ein solches Buch zu schreiben?
Anfangs stand die Frage, wie man dem zunehmenden Populismus in Europa begegnen kann. Basierend auf der Freundschaft zu Leuten aus anderen Ländern dachte ich, ein Buch sei ein super Signalmedium und kann zeigen, wie unbeschwert junge Menschen in Europa zusammenleben. Vor allem die Organisationsform im Selbstverlag eignet sich, die Dynamik der jungen Menschen in Europa widerzuspiegeln.
Wie hast du die Co-Autoren gefunden?
Ich habe bereits vor zwei Jahren begonnen das Buch zu schreiben. Als der erste Entwurf stand, wollte ich die Perspektivenvielfalt erhöhen. Das Buch sollte so authentisch wie möglich werden. Deshalb habe ich die anderen ins Boot geholt. Einige sind Freunde aus meinen Auslandsaufenthalten in Rom, andere Freunde aus dem ERASMUS-Semester meines jüngeren Bruders, der ebenfalls einen Textbeitrag verfasste. Außerdem konnten wir einen Kulturwissenschaftler der Universität Kassel für das Buch begeistern.
Und wie kamt ihr zu der Illustratorin, der Designerin und der Lektorin?
Ich habe in der studentischen Facebook-Gruppe der Universität Kassel gepostet, dass wir für unser Buch noch spezifische Unterstützung benötigen. Daraufhin hat sich unsere jetzige Illustratorin gemeldet. Die Lektorin habe ich hingegen direkt angeschrieben. Sie wohnt wie ich in Kassel und war nach der ersten Leseprobe direkt begeistert. Unsere Designerin, die sich um Layout und Covergestaltung kümmert, ist eine Bekannte einer der Co-Autoren.
Wo wird das Buch gedruckt?
Wir lassen das Buch von der Umweltdruckerei in Hannover drucken. Dort können wir sicher sein, dass es klimaneutral, mit 100 % Recycling-Papier, Bio-Farben und erneuerbaren Energien hergestellt wird. Vertreiben möchten wir das Buch über einen Online-Shop und den Buchhandel. Unser Buch kann ab Februar in jeder Buchhandlung zum Preis von 16,50 € bestellt werden.
Wie finanziert ihr den Druck?
Wir wollen die 1. Auflage über Crowdfunding finanzieren, das noch bis zum 7. Dezember auf startnext läuft. Das Fundingziel sind 5.000 Euro. Bisher arbeiten wir alle ohne Vergütungen, möchten aber Verkaufserlöse realisieren.
Welches Potential siehst du für Startups in Europa?
Ich sehe das sehr zwiegespalten. Die Studie „European Innovation Scoreboard“, in der die EU-Kommission die Innovationsfähigkeit der europäischen Regionen erhebt, zeigt, dass Nord- und Mitteleuropa innovationsstärkere und Süd- und Südosteuropa innovationsschwächere Regionen sind. In den innovationsstärkeren Regionen sind naturgemäß bessere Infrastrukturen für Gründer vorhanden, wohingegen diese in innovationsschwächeren Regionen geringer ausgeprägt sind. Die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für Gründer sind also höchst unterschiedlich in Europa. Gründen ist folglich nicht gleich gründen.