09.12.2014 – Die Varroa-Milbe ist gnadenlos: Sie beißt sich an ihrem Bienen-Opfer fest und schwächt deren Brut. Weltweit werden Bienenvölker von dieser Milbe befallen. Neben Pestiziden und Monokulturen ist die Varroa-Milbe das größte Problem für die Honigbiene. Sie gilt als Hauptverursacher des massenhaften Bienensterbens. Florian Deising stellt im heutigen Interview eine Lösung für dieses Problem vor: Die Bienen-Sauna.
Hallo Florian, könntest du dich und dein / euer Projekt kurz vorstellen?
Mein Name ist Florian Deising. Ich bilde zusammen mit dem Erfinder der Bienen-Sauna, Richard Rossa, das Kernteam. Unser Projekt heißt „Wir retten Bienen“ und das ist wörtlich gemeint. Denn Bienen sterben anhand von drei Hauptursachen: Monokulturen, Insektizide und einer Milbe, die als Brandbeschleuniger ganze Bienenvölker dahinrafft und jeden Imker betrifft.
Mit unserer Bienen-Sauna wollen wir den Kampf gegen die Milbe namens Varroa Destructor gewinnen. Und es gibt viele Gründe, daran zu glauben. Denn mit unserem Gerät wird das gesamte Bienenvolk mit Warmluft behandelt. Und zwar im Bienenstock direkt am Stand. Die Biene „schwitzt“ sich gesund, während die wärmeempfindliche Milbe stirbt. Das Ergebnis: gesunde, vitale Bienenvölker und reiner Honig ohne
Behandlungsrückstände.
Wann kam euch die Idee für das Projekt?
Weltweit werden Bienenvölker von der Varroamilbe befallen. Die herkömmliche Bekämpfung der Milbe mit Gift oder Säure hat bisher keinen durchschlagenden Erfolg gebracht. Als Richard, dem Erfinder der Bienen-Sauna, das erste Bienenvolk durch Säurebehandlung eingegangen ist, hat er nach Alternativen gesucht. Er hat für sich entschieden, dass ihm das nie wieder passieren solle. Richard ist auf Wärmebehandlung gestoßen, hat aber kein praktikables Gerät gefunden. Also hat er selbst eins entwickelt. So ist das bei den Ingenieuren.
Worin genau besteht die soziale Komponente des Projekts?
Wir retten Bienen: da ist schon im Wesenszweck der Unternehmung ein soziales und ökologisches Engagement verankert. Jeder dritte Bissen unseres Essens ist von Bienen abhängig. Wir können vielleicht ohne Honig, aber nicht ohne Bienen. Mit der Bienen-Sauna können wir Menschen die Bienenvölker wieder wesensgerechter halten. Statt mit Säuren oder Giften zu behandeln, setzen wir auf natürliche Wärme. Darüber hinaus wollen wir mittelfristig von jedem verkauften Gerät einen Prozentsatz in die Interessenvertretung der Bienen stecken. So können wir langfristig und auf stabiler finanzieller Grundlage für die Erhaltung der Art streiten.
Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?
Tja, der Markt ist groß, Europa, Asien, Amerika – überall gibt es die Varroamilbe. Unser Hauptproblem ist aber aktuell die Fertigstellung der ersten Serie. Die müssen wir finanziert bekommen. Die Produktionskosten liegen bei 1.500 Euro pro Stück, der aktuelle Verkaufspreis bei 700 Euro. Da braucht es viel Unterstützung durch Bienen- und Umweltfreunde. Das organisieren wir aktuell über Crowdfunding unter http://www.indiegogo.com/projects/wir-retten-bienen-bienen-sauna/x/9116007. Jede Unterstützung zählt.
Was ist derzeit die größte Herausforderung für euch?
Die Crowdfunding-Kampagne ist angelaufen. Und die Imker rennen uns die Bude ein. Was uns aktuell noch ein wenig fehlt ist der Rückenwind von Umwelt- und Bienenfreunden. Das ist auch nicht leicht, weil wir ungefähr 50 Unterstützer pro Bienen-Sauna brauchen. Bei 40 verkauften Bienen-Saunen macht das 2000 Unterstützer. Aktuell sind wir bei 90. In den verbleibenden sechs Wochen gibt es also eine Menge zu tun.
Was sind eure Ziele für die nächsten 12 Monate?
Wir wollen vor allem raus und mit den Imkern gemeinsam die Bienen-Sauna perfekt und praktikabel machen. Deswegen haben wir die Kampagne ja gestartet. Alleine testen im stillen Kämmerlein, das bringt viel. Aber gemeinsam mit den Imkern unsere Bienen-Sauna in einem groß angelegten Feldversuch zu perfektionieren, das ist eine großartige Sache. Das ist die Hauptaufgabe in den nächsten 12 Monaten.
Mit wem würdest du dich gerne einmal zum Mittagessen verabreden?
Ich würde gerne mit der deutschen Umweltministerin mal einen Happen essen gehen. Vielleicht kann Sie mir erklären, warum vernünftige Anreize für ein ökologisches Wirtschaften so schwer umzusetzen sind.