place2help Rhein-Main bringt innovative Projekte mit finanziellen Förderern aus der Region zusammen. Auf der Plattform werden Projekte verschiedener Crowdfunding-Plattformen gebündelt und in der Region sichtbar gemacht. Im Rahmen der Interview-Reihe „place2help Rhein-Main– Crowdfundingprojekte aus der Region stellen sich vor“ stellen sich die Projektinhaber unseren Fragen. Heute steht Christine von gramm.genau Rede und Antwort.
Um was geht es in Eurem Projekt „Zero-Waste-Café Frankfurt“?
Seit zwei Jahren gibt es gramm.genau in Frankfurt am Main. Wir setzen uns für ein Leben ohne Müll ein. Kampagnen wie das Plastikfasten nutzen wir, um Menschen auf das globale Müllproblem aufmerksam zu machen. 2017 haben wir Frankfurts ersten Unverpackt-Lieferservice auf Lastenrädern und mit lokalem Mehrwegsystem gegründet. Jetzt suchen wir einen neuen Ort. Einen Ort, an dem ihr in großen Mengen unverpackte Lebensmittel, Haushalts- und Hygieneprodukte einkaufen und online vorbestellte Einkäufe abholen könnt. Einen Ort, an dem wir Veranstaltungen organisieren, die Kindern und Erwachsenen achtsamen Konsum und Klimaschutz näher bringen. Und wir haben Zuwachs bekommen: von einer Konditor-Meisterin, die raffinierte Kuchen mit essbaren Blüten herstellt, und die mit uns ein Zero Waste Café betreiben möchte.
Was ist ein Zero Waste Café?
“Zero Waste” steht für null Müll. Unser Café kommt komplett ohne Einwegprodukte aus. Wir verschwenden keine Lebensmittel und werfen nichts weg – denn alles ist Rohstoff. Wir wollen mit unserem Cafébetrieb den müllärmsten Weg gehen (komplett zero wird es wegen einiger rechtlicher Bestimmungen nicht gehen). Deswegen gibt es bei uns:
- Müllarme Produkte: Wir verzichten komplett auf Einwegplastik und nutzen nachhaltige Alternativen, zum Beispiel Strohhalme aus Stroh oder Stoffservietten.
- Mehrweg statt Einweg: Für alles, was zum Mitnehmen (to go) ist, gibt es bei uns wiederverwendbare Pfandbehälter
- Bio- und faire Produkte: ökologische Landwirtschaft verbraucht nachweislich weniger Ressourcen und ist langfristig besser für Böden, Mensch und Tier. Besonders wertvolle und weit gereiste Produkte wie beispielsweise Kakao beziehen wir so fair wie möglich (z.B. von Fair Trade Kooperativen)
- Müllarme Lieferketten: Wir kaufen Lebensmittel in Großpackungen oder Mehrwegsystemen und reduzieren so die Verpackungsmenge.
- Unverpackt für alle: Wir verkaufen im Café mit Lagerverkauf lose Grundnahrungsmittel so günstig wie möglich und gewähren Rabatte für bestimmte Zielgruppen, damit sich jeder einen müllfreien Einkauf leisten kann.
- Upcycling-Einrichtung: wir verwerten alles wieder: ein kaputter Spiegel wird zum Mosaik, Obstkisten zum Regal oder alte Zaunlatten zu bunten Schildern. Möbel und Einrichtungsgegenstände kaufen wir nicht neu, denn Gebrauchtes gibt es in Frankfurt genug!
- Ressourcenschonendes Menü: Wir achten auf die Ökobilanz unseres Angebots und bieten immer eine vegane Alternative.
- Bedarfsgerechte Mengen: Wir kaufen, verkaufen und produzieren nur so viel wie ihr wirklich braucht.
- Foodsharing: Alle Lebensmittel, die übrig bleiben werden gespendet oder weiterverarbeitet.
- Community Café: Wir bieten einen Ort, an dem die Nachbarschaft zusammenkommen kann – zum Kaffeetrinken und Entspannen oder Diskutieren und Lernen.
Was treibt Euch an?
Unser Ziel: Wir wollen nie wieder den Müll rausbringen! Denn: In der Natur gibt es keinen Müll. Alles wird wiederverwendet. Daher möchten wir die Art, wie wir leben und konsumieren zu ändern! Wir wollen
- die Umwelt für unsere Kinder bewahren,
- müllfreie Meere und saubere Städte,
- ökologischen Landbau,
- gutes, regionales Essen und
- Konsummuster durchbrechen und Schluss machen mit Marketingtricks.
Wir träumen von einem innovativen, kreativen Ort in Frankfurt, der für alle Nachbarn, Frankfurter/innen und Gäste eine niedrige Hemmschwelle zur Auseinandersetzung mit Umweltthemen bietet. Auf Kuchenessen folgt Klimaschutz!
Wir können vielleicht nicht ganz Frankfurt versorgen, aber eine echte Alternative zu Plastikmüll, Mogelpackungen und Dumpingpreisen aufzeigen!
Warum gerade Crowdfunding?
Unsere Idee lebt von einer offenen Community, die gemeinsam zusammen kommt, um Veränderungen anzustoßen. Genau das passiert bei Crowdfunding, daher ist diese Kampagne für uns der logische Start für die gramm.genau Oase – das erste Zero-Waste-Café in Frankfurt.
Was werdet Ihr mit dem Geld anfangen?
Wir können noch dieses Jahr einen Standort in Frankfurt anmieten, umbauen und renovieren, eine Second-Hand-Grundausstattung an Möbeln und Küchengeräten besorgen und einmal die Regale füllen.
Was ist aktuell die größte Herausforderung für Euch?
In kurzer Zeit genügend Leute auf die Kampagnen-Plattform zu bekommen, um unsere Idee zu unterstützen! Und parallel noch viele andere Dinge zu wuppen, wie einen Standort suchen, den alltäglichen Lieferservice zu betreiben und und und – das “normale” Geschäft hört ja nicht auf während unserer Kampagne.
Welchen Tipp würdest Du anderen Crowdfunding-Projekten mit auf den Weg geben?
Die Klassiker: den richtigen Zeitpunkt und -raum für die Kampagne finden, ein authentisches Video drehen und sich tolle Dankeschöns überlegen.
Ein weiterer Tipp: Wenn ihr die einzelnen Schritte macht, versucht, immer noch etwas anderes gleichzeitig zu erledigen. Zum Beispiel haben wir ein Zero-Waste-Picknick am Main veranstalten, dabei schon einmal Geld für das Crowdfunding eingenommen, haben vielen Leuten von unserer Idee erzählen können und haben dabei natürlich auch unser Video gedreht. Und nebenbei hatten wir noch einen tollen Tag und haben leckeren Kuchen gegessen!