06.10.2015 – Auf der neuen Crowdfunding-Plattform EcoCrowd, die sich auf den Bereich Nachhaltigkeit spezialisiert hat, tummeln sich einige interessante Ideen und tolle Projekte. In unserer neuen Reihe “Nachhaltigkeit jetzt!” stellen sich die Projektinhaber unseren Fragen. Heute ist das Projekt Zebunet an der Reihe.
Hallo Denis, könntest du dich und euer Projekt kurz vorstellen?
Ich arbeite zurzeit in Deutschland als Vertreter von ZEBUNET, einer französischen NGO, deren Ziel es ist, die Armut in Entwicklungsländern durch Unterstützung der Landwirtschaft zu reduzieren.
ZEBUNET wurde im Jahr 2001 von Hanh Ha und Gérard Feldzer gegründet. Die NGO hat ihren Sitz in Paris und wird von einer Festangestellten und einigen Freiwilligen getragen.
Unser Erfolg in der Entwicklungszusammenarbeit baut auf ein Mikrokredit-Solidaritätssystem zwischen Einwohnern des Nordens und armen Bauern des Südens. Dank unserem speziell entwickelten Mikrokreditsystem bekommen Landwirte die Möglichkeit, sich Kredite zu nehmen und damit Nutztiere zu finanzieren. Außerdem lehrt ZEBUNET den Landwirten die richtigen Praktiken, um Naturschätze und Böden nachhaltig zu nutzen.
Durch die Crowdfunding-Kampagne auf EcoCrowd möchte ZEBUNET 15 Landwirtinnen in Niger unterstützen. Mit einem Mikrokredit von 200€ kann sich eine Frau in Niger bereits vier Ziegen kaufen und dank der Viehzucht ihre Familie ernähren. Wir geben diesen Landwirtinnen keine Spenden, sondern wollen ihnen ermöglichen, durch einen Mikrokredit selbstverantwortlich eine Viehzucht aufzubauen und damit finanziell unabhängig zu werden.
Wann kam euch die Idee für das Projekt?
In Frankreich stagniert die Finanzierung von ZEBUNET. Wir sind nicht mehr in der Lage, alle Projekt unserer lokalen Partner zu unterstützen. Aus diesem Grund versuchen wir, unsere Aktivitäten im europäischen Ausland auszubauen.
Dank der Deutschen Umweltstiftung haben wir eine sehr enge Verbindung nach Deutschland. Daher haben wir beschlossen, ZEBUNET nach Deutschland zu bringen. Auch der Kontext ist in Deutschland günstig, da die Verbände hier sehr aktiv und die Internettechnologien hoch entwickelt sind.
Manchmal sind es zufällige Begegnungen, die neue Dinge ins Rollen bringen. Den Start von ZEBUNET in Deutschland verdanken wir der Begegnung zwischen Jörg Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung, Richard Focken von Forestfinance und Gerard Feldzer, Vice President von ZEBUNET.
Worin genau besteht die soziale Komponente des Projekts?
Ohne den Mikrokredit von ZEBUNET haben Landwirte in Entwicklungsländern keine Möglichkeit, genug Geld zu bekommen, um eine Viehzucht aufzubauen. Der ländliche Raum und die Landwirtschaft sind bisher noch weitgehend vom traditionellen Bankensystem ausgeschlossen. Lokale Kreditorganisationen möchten kein Risiko eingehen und vergeben daher keine Kredite an Landwirte – sowohl aufgrund ihrer geografischen Isolation, wie auch wegen der dort fehlenden begleitenden Finanzinfrastruktur, unregelmäßigen Produktionszyklen, saisonal schwankenden Einnahmen und wenig zuverlässigen Sicherheiten. Das klassische Kreditangebot ist mit dem Rhythmus von Landwirtschaft und Viehzucht nicht kompatibel.
ZEBUNET hilft den Landwirten nicht nur bei der Finanzierung, sondern unterstützt z.B. in Vietnam den Bau von ökologischen Biogasanlagen. In Madagaskar fördert ZEBUNET den Solidarischen Tourismus. Nach fast 15 Jahren konnte ZEBUNET bereits über 15.000 Tiere an etwa 5.000 finanziell schwächere Landwirte und ihre Familien übermitteln.
Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?
ZEBUNET will ein Vermittler der Solidarität zwischen reichen Ländern des Nordens und armen Landwirten in Entwicklungsländern sein. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten wir mit lokalen Partnern. Diese Partner sind lokale Vereine und handeln in einem begrenzten Bereich, manchmal nur in ein paar Dörfern. Die Arbeit von ZEBUNET umfasst
- die Evaluation der Machbarkeit der von Partnerorganisationen vorgeschlagenen Projekte
- das Schließen von Partnerschaften mit ausgewählten Organisationen
- das Sammeln von Geldern bei privaten und öffentlichen Unterstützern in Europa
- die Realisierung, Begleitung und Evaluation unserer Projekte
- den Kontakt zwischen europäischen Kreditgebern und Organisationen bzw. Empfängern im Zielland
Was ist derzeit die größte Herausforderung für euch?
Der Verwaltungsaufwand unserer Organisation nimmt mit steigender Größe immer weiter zu. Gleichzeitig wollen wir die Beziehung zu unseren Mitgliedern verbessern und immer genaue und aktuelle Informationen über den Stand der Projekte geben. Natürlich ist auch die reibungslose Zusammenarbeit mit den lokalen Partnerorganisationen überall auf der Welt eine große Herausforderung.
Was sind deine eure Ziele für die nächsten 12 Monate?
Wir haben in diesem Monat Projekte in einem neuen Land, Togo, gestartet und es ist immer noch eine Menge Arbeit.
Auch in Deutschland wollen wir die Entwicklung von ZEBUNET vorantreiben und einen Tochterverein gründen. Neben dem Start unserer Crowdfunding-Kampagne sind wir auf der Suche nach Freiwilligen, die sich mit Begeisterung für die Ziele unseres Vereins einsetzen und im Vorstand von ZEBUNET in Deutschland mitwirken wollen.
Auch wenn unser Crowdfunding-Projekt zeitlich begrenzt ist – die Arbeit von ZEBUNET ist es nicht. Wir möchten unsere Organisation in Deutschland stärken und gemeinsam mit einem großen Netzwerk kontinuierlich weiterarbeiten, um vielen weiteren Menschen Unterstützung bieten zu können.
Mit wem würdet ihr euch gerne einmal zum Mittagessen verabreden?
Zusammen mit
- Christian Deiters von social-startups.de
- Jörg Sommer von der Deutschen Umweltstiftung
- Andreas Sauer aus Hamburg von den Grünen Helden
- Frank-Walter Steinmeier