Squirrel News ist eine neuer, internationaler Nachrichtenservice für lösungsorientierten Journalismus. Getragen von einem gemeinnützigen Verein wählt ein internationales Team mit Sitz in Berlin lösungsorientierte Beiträge aus der deutschen und englischsprachigen Medienlandschaft aus und stellt die Ergebnisse kostenlos per App, Website und Newsletter zur Verfügung. Wir haben mit dem Gründer Jonathan Widder gesprochen.
Jonathan, nachdem du bei Good News warst, hast du dich jetzt mit einem eigenen Projekt selbstständig gemacht. Was steckt dahinter?
Ich hatte bei Good Impact und Good News fünf spannende Jahre, in denen sich viel bewegt hat und ich viel mitgestalten konnte. Gegen Ende hat sich immer noch viel bewegt; aber das Mitgestalten wurde schwieriger. Ich war dort ja kein Gründer und hatte an den entscheidenden Stellen keine Entscheidungsbefugnisse. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich schon gern etwas aufbauen würde, was noch ein paar Jahrzehnte Bestand hat – und zwar mit mir. So kam es zu Squirrel News.
Kannst du das Projekt kurz beschreiben?
Squirrel News ist ein kuratierter, konstruktiver Nachrichtenservice. Wir sammeln lösungsorientierte Nachrichten, Geschichten und Interviews aus deutsch- und englischsprachigen Medien und verlinken sie in kostenlosen Tagesausgaben: per App, Website und Newsletter. Hinter Squirrel News steht ein gemeinnütziger Verein, den wir Ende letzten Jahres frisch gegründet haben. Zur Finanzierung setzen wir auf freiwillige Spenden.
Was zeichnet Squirrel News aus? Was ist der Unterschied zu anderen Diensten?
Es gibt noch immer nur ganz wenige Dienste, die gezielt lösungsorientierte Nachrichten kuratieren. Überhaupt sind die Medien, die gezielt und intensiv lösungsorientierten Journalismus betreiben, immer noch sehr überschaubar. Die meisten Redaktionen schreiben außerdem nach wie vor selbst. Und die Aggregatoren, die es so gibt, überschwemmen einen oft mit einer Flut an Beiträgen, die einem trotz aller künstlichen Intelligenz oft ziemlich wahllos vorkommt. Wir dagegen setzen auf wenige, handverlesene Beiträge mit starkem Fokus auf Chancen und Lösungen.
Was unterscheidet euch konkret von Good News?
Zunächst einmal sind wir komplett gemeinnützig. Es ist keine GmbH involviert. Abgesehen davon stehen Begriffe wie „gut“ oder „positiv“ bei uns nicht an erster Stelle; stattdessen legen wir den Fokus auf Chancen und Lösungen. Die Tatsache, dass das Wort „gut“ nicht im Namen vorkommt, erleichtert uns jetzt die journalistische Distanz. Auch sonst haben wir unsere Kriterien weiterentwickelt. Am Ende steht dann eigentlich immer eine unterschiedliche Auswahl.
Hat die Gemeinnützigkeit einen direkten Einfluss auf Eure Arbeit?
Ja, das würde ich schon sagen. Einerseits ist die Versuchung geringer, Werbung zu schalten. Was gut ist, denn wir wollen möglichst auch dauerhaft ohne Werbung auskommen. Andererseits erzeugt die Gemeinnützigkeit auch eine Art Sicherheitsabstand zu allen Arten von Gier, denn man darf ja keine Gewinne machen. Das ist für die Arbeitsatmosphäre langfristig sehr angenehm.
Woher bezieht ihr die Informationen?
Wir durchsuchen eine Vielzahl frei zugänglicher, deutsch- und englischsprachiger Online-Medien und wählen dann in Redaktionskonferenzen gemeinsam aus, was wir verlinken und wie wir es sortieren.
Wie seht ihr den Wert von positiven Informationen?
Erst einmal geht es bei uns, wie schon gesagt, nicht einfach nur um positive Informationen, sondern um konstruktive, lösungsorientierte. Die findet man zwar oft auch positiv, aber es ist trotzdem etwas anderes. Wenn morgen die Sonne scheint oder Deutschland die WM gewinnt, ist das für die meisten positiv. Bei uns geht es aber um neue Lösungsansätze für soziale Herausforderungen. Das ist wichtig, damit eine Gesellschaft weiß, wie sie konstruktiv handeln kann, egal ob es um große Politik geht oder um kleinere Kaufentscheidungen im Supermarkt. Daneben sind die positiven und konstruktiven Informationen auch wichtig, um ein realistisches Bild von der Welt zu bekommen: eines, bei dem man nicht das Gefühl hat, dass die Welt täglich kurz vor dem Untergang steht, sondern eines, bei dem man über die Chancen, Potenziale und Fortschritte ebenso gut informiert ist wie über die Schattenseiten.