„Mit Cashewrella drehen wir den Konsum um: je mehr wir davon konsumieren, desto weniger Tierleid und negative Umweltauswirkungen gibt es“, erzählte Udo Flachs Nobrega beim 8. Social Entrepreneurship Meetup Göttingen am 24. Oktober im StartRaum.
Fleischkonsum, Umwelt und Klima
Sergei Bojew, SNIC-Referent und Startup Göttingen-Gründer, leitete das Meetup mit einem Überblick über den Fleischkonsum und dessen Auswirkungen auf Umwelt und Klima ein. „Wir nehmen anderen Ländern ihre landwirtschaftlichen Flächen weg, um dort unser Fleisch zu produzieren und verschmutzen die dortige Umwelt“, erläuterte Bojew. Es gibt jedoch bereits einige unternehmerische Ansätze, um diese Probleme zu lösen: immer mehr vegetarische und vegane Alternativen landen in den Supermarkt-Regalen. Bereits 2016 gewann beispielsweise die Bugfoundation für ihren Burger aus Insekten den 2. Platz bei den Innovationspreisen des Landkreises Göttingen und des Innovationsnetzwerks Niedersachsen.
Seit Mai 2019 gibt es nun auch eine vegane Käse-Alternative auf Cashew- und Walnussbasis aus Göttingen: Cashewrella. Laut Bojew bieten diese Alternativen zu tierischen Produkten eine sanfte Möglichkeit, sich auf einen veganen Konsum umzustellen. „Dass Konsistenz und Geschmack dem Original ähneln, hat psychologische Vorteile“, so Bojew.
Alles Käse – oder doch Vamembert?
„Mein Unternehmen beschäftigt sich mit der Zukunft des Käses“, begann Flachs Nóbrega seinen Vortrag. Eine schöne Käseplatte mit Wein sei für ihn der Inbegriff der Gemütlichkeit gewesen. Das Tierleid und die negativen Auswirkungen der Tierzucht hätten ihm diesen Genuss jedoch verlitten. Deshalb lebt er seit sieben Jahren komplett vegan. Da es bereits viele Produktalternativen gab, fiel ihm die Umstellung nicht schwer. Eines fehlte jedoch: eine gute Käse-Alternative. Aus dieser Sehnsucht heraus entstand die Idee, diese selbst herzustellen.
Vegane Käse-Alternativen im historischen Gewölben gereift
„Die erste Mozzarella-Alternative konnte ich wirklich niemandem zeigen“, lachte Flachs Nobrega. Es habe jedoch so viel Spaß gemacht, dass er es immer weiter probierte – und die Erzeugnisse schließlich auch seinen Kolleg*innen mitbrachte. Nachdem sich die Vorbestellungen häuften, schlich sich so langsam der Gedanke ein, daraus ein Business zu machen. Die ersten 30 Businesspläne schmiss er weg und verwarf die Idee zunächst wieder. „Erst der 31. hat mich überzeugt“, erzählte er.
Cashewrella: bio, vegan und fairtrade
Heute stellt er vegane Käse-Alternativen in einem Gewölbekeller in der Göttinger Jüdenstraße her. Bei 95 Prozent Luftfeuchtigkeit und 14 Grad Celsius herrschen die perfekten Bedingungen für die Reifung. „Ich füge keine weitere Energie hinzu – außer einer Lampe, die mir Licht gibt“, so Flachs Nóbrega. So werde eine Käse-Alternative entwickelt, deren Charakter durch das Gewölbe geprägt sei. Die Cashew-Kerne bezieht er von der Freiburger Firma fairfood, die sie ökologisch und sozial nachhaltig in Burkina Faso ernten.
Für die Produktion hat Flachs Nóbrega sein eigenes kleines Crowdfunding entwickelt: seine Kund*innen bestellen die gewünschte Käse-Alternative vor und bezahlen direkt. Abholen können sie diese drei bis vier Wochen später, wenn die Käse-Alternativen fertig gereift sind. „Zu Beginn finden die Kund*innen es komisch, dass sie das Produkt nicht direkt mitnehmen können“, so Flachs Nóbrega. Nachdem er ihnen jedoch erkläre, dass er auf diese Weise kein Drittel Wegwerf-Produktion mit einkalkulieren müsse und alles bio sowie fairtrade sei, hätten die meisten Verständnis und wären begeistert.
Das Meetup
Das Social Entrepreneurship Meetup Göttingen bietet Sozialunternehmer*innen und allen Interessierten regelmäßig einen Ort zum Austauschen und Netzwerken sowie die Gelegenheit, eigene sozial-unternehmerische Ideen anzustoßen. Veranstaltet wird es von Gö:Social, SüdniedersachsenInnovationsCampus (SNIC), social-startups.de, StartRaum Göttingen und Startup Göttingen.
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