„Es ist immer ein Spagat zwischen Kundenservice, Landwirtschaft und Wirtschaftlichkeit“, berichtete Katrin Schlick vom Bio-Lieferservice Lotta Karotta den rund 20 Interessierten beim 6. Social Entrepreneurship Meetup, das der SüdniedersachsenInnovationsCampus (SNIC), social-startups.de und Startup Göttingen am 11. Juni im Dots ausgerichtet haben.
Bio-Landwirtschaft aus Überzeugung
1996 stieg Andreas Backfisch, Ehemann von Schlick und gelernter demeter-Landwirt, in die Gärtnerei „Rote Rübe – Schwarzer Rettich“ ein. Sie belieferten sporadisch Bekannte mit einer Gemüsekiste – und die Nachfrage stieg stetig. „Bei 40 Kisten hatte ich keinen Überblick mehr“, erinnerte sich Schlick. Drei Jahre später gründete das Ehepaar daher mit drei weiteren Gesellschaftern Lotta Karotta. 2010 wurde der Bio-Lieferservice zum Familienbetrieb. Das sei auch der Zeitpunkt gewesen, seit dem sie als fünfköpfige Familie (gut) von Gärtnerei und Lieferservice leben könnten, so Schlick.
Die 24 Mitarbeiter beliefern rund 800 Privathaushalte, 25 Unternehmen, 50 Schulen und 10 Kindertagesstätten. Die Lebensmittel kommen aus der eigenen Gärtnerei oder dem Netzwerk von über 15 regionalen Zulieferern. Ihre eigene Anbaufläche von 26 Hektar versuchen sie nachhaltig zu bewirtschaften: Sie verwenden keinen betriebsfremden, zugekauften tierischen Dünger, der Boden wird nicht gepflügt, und zwischen den Ackerflächen verlaufen Gründüngung sowie Blühstreifen. So wollen sie verhindern, dass der Boden ausgelaugt wird.
Vom Acker in die Ökokiste
Auch für den Inhalt der Biokisten gibt es klare Regeln: keine Flugware, keine Gentechnik und ausschließlich von nachhaltig wirtschaftenden Bio-Landwirten. Zudem versucht Lotta Karotta, möglichst viel Verpackung einzusparen. Bei einigen Produkten stoßen die beschichteten, biologisch abbaubaren Papierbögen jedoch an ihre Grenzen: „Bei Feldsalat ist die Plastiktüte leider bislang unschlagbar“, so Schlick. Um die Förderung des ökologischen Landbaus voranzutreiben, trat Lotta Karotta 2008 dem Verband Ökokiste bei. Schlick rät: „Egal in welchem Bereich, vernetzt euch! Der Austausch mit anderen hilft ungemein.“
Verpackungsfreies Einkaufen
Das Thema „Verpackung“ treibt auch Denise Gunkelmann um. Sie hat 2016 den Unverpackt-Laden Wunderbar Unverpackt in Braunschweig gegründet, finanziert mit einem Bankkredit. Nachdem das Konzept dort guten Anklang fand, wollte die geborene Göttingerin auch ihrer Heimatstadt plastikfreies Einkaufen ermöglichen. Da ihr kein zweiter Kredit zur Verfügung stand, versuchte sie es mit Crowdfunding – und war erfolgreich. In ihren Läden füllen sich Kunden die Waren in wiederverwendbare Behälter ab – und zwar genau so viel, wie sie benötigen. Der Vorteil: Lebensmittelverschwendung wird verringert und Verpackung eingespart. Diesem Prinzip verschreibt sie sich auch bei ihren Zulieferern. Manche Hersteller seien anfangs jedoch nicht darauf eingestellt gewesen, sie plastikfrei zu beliefern. „Heute produzieren wir einen gelben Sack pro Woche und Laden“, erzählt Gunkelmann stolz. Zum Abschluss gab die Geschäftsführerin noch einen Gründertipp: „Glaub an dich und deine Idee, und vergiss nie, weshalb du angefangen hast!“
Anreize für klimafreundliches Einkaufen geben
Wunderbar Unverpackt beteiligt sich außerdem bei der Göttinger Klima-Karte, die Benjamin Dörr vorstellte. Die Klima-Karte ist ein Projekt der Energieagentur Region Göttingen, die unter anderem Lotta Karotta bei der energieeffizienten Sanierung ihres neuen Betriebsgebäudes unterstützte. Die Klima-Karte wurde im April 2019 eingeführt und soll Anreize für Konsumenten setzen, sich klimaschonender zu verhalten. „Klimaschutz soll kein Verzicht sein. Wir wollen Konsumenten für ihre Aktivitäten belohnen“, so Dörr. Das Bonussystem kommt bisher sowohl bei den Kunden als auch den Unternehmen gut an. „Auch im Hintergrund erreichen wir damit viel“, berichtete Dörr. So berieten sie nun beispielsweise mehrere Unternehmen zur Energieeffizienz und begleiten auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
Ein Meetup ist zum netzwerken da
In den Zuschauerreihen saß außerdem das Team von Kulero, das essbare Löffel herstellt. „Unser Ziel ist es, essbares Besteckt so günstig zu machen wie das aus Plastik“, erzählte Hemant Chawla, der sich um die Produktion in Indien kümmert. Nach der Veranstaltung bahnten sich Kooperationen zwischen Kulero, der Energieagentur und Wunderbar Unverpackt an – ganz im Sinne des Social Entrepreneurship Meetup.
[su_divider]