Im Social Impact Lab in Frankfurt am Main tummeln sich einige spannende Startups und Projekte. Im Rahmen der Interviewreihe „Fünf Fragen an … „ stellen sich die neuen Mitglieder des Labs unseren Fragen. Dieses mal: SichtWaisen e.V.
Wer seid Ihr und was macht Ihr?
Wir sind der „SichtWaisen e.V.“ und machen Kriminalprävention mit Jugendlichen. Zu diesem Zweck gibt der Autor Maximilian Pollux in Schulen, Jugendhäuser, Wohngruppen und Kliniken Workshops zu den Themen Kriminalität, Gewalt und Drogen. Außerdem betreuen wir bereits straffällig gewordene Jugendliche und deren Angehörige mit unserem Mentorenprogramm.
Oftmals sind es einschneidende Erlebnisse, die Menschen zu großartigen Ideen bringen. Was war der Auslöser für Eure Idee?
Maximilian Pollux war selbst ein jugendlicher Straftäter und verbrachte zehn Jahre im Gefängnis. Als er mit 31 entlassen wurde, entschloss er sich etwas gegen die Entstehung von Jugendkriminalität zu unternehmen. Die Folgen der Haft und des kriminellen Lifestyles spürt er täglich am eigenen Leib. Das macht ihn zu einem authentischen Botschafter für einen anderen Weg. Die Jugendlichen können seine Hilfe leichter annehmen, nachdem sie hören was er erlebt hat. Zu sehen wie viel Potential in den Gefängnissen verschwendet wird, gab den Anstoß für das Mentorenprogramm. Hierbei werden die Fähigkeiten von Menschen mit „schwierigen“ Biographien angezapft, um anderen diese Erfahrungen zu ersparen.
Herausforderungen hat jedes Start-Up. Hattet Ihr bei SichtWaisen e.V. mit welchen besonders stark zu kämpfen?
Nach wie vor ist es in Deutschland beinahe unmöglich als vorbestrafter Fuß in der Sozialarbeit zu fassen. Wir versuchen täglich Vorurteile aufzubrechen und Brücken zwischen studierten Fachkräften und Menschen mit einer ungewöhnlichen Vergangenheit zu bauen. Es gilt Vertrauen aufzubauen und den etablierten Formen der Jugendarbeit, neue Aspekte und Herangehensweisen hinzuzufügen. Das ist nicht einfach und wir sind oft auf mutige und visionäre Lehrer, Sozialpädagogen, Psychologen und Beamte angewiesen.
Gerade bei einer neuen Idee passiert am Anfang ganz viel. Was sind Eure nächsten Schritte und Ziele?
Zunächst geht es darum, den Verein „SichtWaisen e.V.“ zu etablieren und über Mitgliedschaften, Aktionen und Spenden die finanziellen Möglichkeiten zu schaffen, möglichst unabhängig arbeiten zu können. Unser Ziel ist es, die Kriminalprävention zu revolutionieren und endlich aus dem Randgebiet der Lehrpläne hervorzuholen. Es geht darum möglichst viele Fachleute davon zu überzeugen und zu einer Zusammenarbeit zu bewegen. Die Schulen bemerken Tag für Tag mehr, dass ein einfaches Pauken und Abfragen nicht mehr zeitgemäß ist. Wir wollen sie dabei unterstützen direkt in der Lebenswelt der Jugendlichen anzusetzen, um Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, die ihnen ein gutes, gesundes Leben innerhalb der Gesellschaft zu ermöglichen.
Jeder fängt klein an und braucht ab und an Hilfe. Habt Ihr Tipps von anderen erhalten, für die ihr sehr dankbar seid und die Ihr gerne weitergeben möchtet?
Die Aufnahme im „Anders Gründer“ Programm vom Social Impact Lab in Frankfurt war eine große Hilfe. Wir wurden und werden emotional bestärkt und mit fachlichem Rat unterstützt. Gleichzeitig trifft man dort gleichgesinnte, die tatsächlich Missstände angehen und verändern wollen. Es tut gut zu sehen, wenn Menschen soziale Probleme in ihren jeweiligen Fachgebieten aufgreifen und Lösungsansätze in der Realität umsetzen. Uns hat das Mut gemacht, auch bei Rückschlägen nicht aufzugeben. Außerdem ist es sehr hilfreich, wenn man flexibel plant und gegenüber neuen Ideen und Einflüssen nicht abgeneigt ist. Die Lösung des Problems sollte im Vordergrund stehen, nicht die eigene Vorstellung einer Lösung.
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