Viele Köpfe sind derzeit am Grübeln, wie sich die weihnachtliche Geschenkeplanung für das liebe Umfeld mit dem Wunsch nach fairer Produktion und Produktsinn vereinbaren lässt. Eine ungewöhnliche Antwort bietet das amerikanische Label Hearts (www.hearts.com) mit seinen Upcycling-Accessoires aus alter Munition.
Im Onlineshop des amerikanischen Accessoire-Labels ist nichts so, wie es auf den ersten Blick zu scheinen mag. Wer sich durch die Beschreibungen der Artikel klickt, sieht schnell, dass man es hier nicht nur mit Schmuck zu tun hat. Hier hat sich ein Unternehmen dem Ziel verschrieben seine ernsthaften unternehmerischen Absichten mit einem Sinn zu versehen, der gesellschaftlich ausstrahlt – Sozialunternehmertum in sehr erfolgreicher Form. Und so wird nachvollziehbar gemacht, mit welchen Partnerorganisatoren das Unternehmen zusammenarbeitet und welchen Werten und Auflagen es sich verschrieben hat.
Die verwendeten Materialien sind fair produziert, recycelt oder eben upcycelt. Die Produkte sind die Arbeit einzelner Künstler und Kunsthandwerker, die kreative und nachhaltige Lösungen für die Neugestaltung von alten Materialien gefunden haben und einen Mehrwert schaffen, wie etwa den Einsatz ungewöhnlicher Materialien, die ansonsten nicht in der Wiederverwertung auftauchen. In diesem Falle: gebrauchte Munition, sprich Patronenhülsen.
Die Vorstellung, Munition als Schmuck zu tragen, ist für uns Europäer ein zunächst befremdlich anmutender Gedanke, denn zu stark sind die negativen Assoziationen, die man mit Munition und Schusswaffen verbindet. In den USA aber durchaus nachvollziehbar: ein Land, in dem der Waffenbesitz nicht ungewöhnlich anmutet und Schießsport und Jagd Volkssport sind, produziert in logischer Konsequenz eine Unmenge an Munitionsmüll. Gerade in den Nationalparks sind diese Hinterlassenschaften ein Problem.
Alles gut und schön?
Geschmack ist ein sehr persönlicher Thema und die Wahl eines Schmuckstückes aus alter Munition eine mitunter heikle Wahl für einen friedlichen Anlass wie das Weihnachtsfest. Der interessante Aspekt ist hierbei, dass es ein wachsendes Bewusstsein dafür gibt, dass wir anders umgehen müssen mit unseren Hinterlassenschaften. Dass Müllvermeidung nicht mehr reicht und Kreativität gefragt ist bei der Wiederbelebung dessen, was eigentlich für die Tonne gedacht war. Und ein Schmuckdesigner, der selber schießt, dabei auf den Aspekt der Umweltverträglichkeit stößt und sich fragt, wie er für den entstehenden Müll eine Wiederverwendung finden kann, ist sicher ungewöhnlich, aber ein gutes Beispiel für einen Handlungsansatz, der um sich greift: Upcycling.
Upcycling mit Müllvermeidung oder Verwertung zu übersetzen wäre zu kurz gedacht und weckt die falschen Assoziationen. Dennoch ist das, was wir in unserem Alltag so an Überbleibseln schaffen, die Grundlage für einen Handlungsansatz, der Dinge, die ihre erste Bestimmung erfüllt haben, in eine neue Funktion und Form umsetzt. Sie aufwertet und durch den Einsatz des vorhandenen Materials die Neuproduktion von neuen Rohmaterialien verringert.
Obwohl nicht völlig neu, zeigt die Begeisterung für das Konzept des Upcyclings und die vielfältigen Projekte und Unternehmungen, die aus diesem Bereich entstehen, dass es ein wachsendes Bedürfnis gibt Produkte und Unternehmen zu schaffen, die eben nicht einfach noch mehr produzieren, sondern sehen, was da ist und damit arbeiten. Eine Abkehr von der Wegwerfgesellschaft.
Gerade in Entwicklungsländern ist das, was für uns da neu und spannend daherkommt, Realität und Alltag. Mangel muss erfinderisch und kreativ machen und so kann man hoffen, dass in diesem Falle Industrieländer genau hinschauen und lernen von dem, was andernorts an kreativen neuen Verwendungsmöglichkeiten für Abfallprodukte besteht. Und diese reichen dann sicher auch über die Accessoires hinaus.
Maie-Brit Koch von Koch & Konsorten berät etablierte Unternehmen sowie Start-ups in Sachen nachhaltige Kommunikation, Markenbildung und Content-Strategie.