Die Welt steht im Moment still. Oder sie scheint sich zumindest langsamer zu drehen. Höher, schneller, weiter sind gerade nicht die Maßstäbe, in denen unsere Gesellschaft funktioniert. Wir sind, so scheint es zumindest, auf das reduziert, was wir oft zu vergessen scheinen und worauf es am Ende vom Tag eigentlich ankommt. Zusammenhalt, Solidarität und vor allem Gesundheit rücken in den Mittelpunkt unsers Denken und Handelns.
Mit scheinbarem Nichtstun und zuhause bleiben retten wir die Welt und wir stellen fest, dass wir im Home-Office jede Mail mit den Worten „Bleiben Sie gesund“ beenden. Gesund bleiben ist das Mantra der Stunde. Das gilt nicht nur für unsere Körper, das gilt genauso für unsere Psyche. Doch genau das ist in Zeiten der Isolation bis hin zur Vereinsamung ein kritischer Punkt. Umso wichtiger sind Initiativen, die sich für das Thema Mental Health einsetzen. In Zeiten von Corona und weit darüber hinaus.
Es liegt in Deiner Hand!
Wir wollen euch einige dieser Projekte vorstellen und richten unseren Blick auch in die Zeit, wenn wir das alle hoffentlich gesund überstanden haben. Auch wenn es nicht ganz in den Themenbereich von Social Startups passt, so ist doch an erster Stelle die Telefonseelsorge zu nennen, die rund um die Uhr telefonisch sowie per Mail und Chat ein offenes Ohr für die großen und kleinen Anliegen haben, die uns beschäftigten. Darüber hinaus gibt es vor allem Angebote für junge Menschen, die in dieser Zeit Unterstützung benötigen. Genannt sei hier die Initiative U25, die sich mittlerweile seit 2001 für junge Menschen in schwierigen Lebenslagen einsetzen oder auch Jugendnotmail aus Berlin, die eine Online-Beratung in Form einer Einzelberatung und Themenchat anbieten. Von Themen wie Angst über Depression bis hin zu Suizidgedanken finden hier junge Menschen professionelle Unterstützung.
Begleiter für das eigene Smartphone
Auch für die Hosentasche gibt es mittlerweile einige Begleiter, die man sich aufs Smartphone laden kann. So zum Beispiel Moodpath, über die wir bereits berichtet haben. Moodpath ist eine App, die wie ein Tagebuch funktioniert. Sie erfasst die eigene Stimmung, um Muster zu erkennen und Bereiche zu identifizieren, die sich verbessern können. Wichtig ist, dass die App nicht den Besuch bei einem Arzt oder Psychotherapeuten ersetzen kann. Es wird auch keine Diagnose gestellt. Die Daten können für einen behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten bei der Diagnosestellung jedoch sehr hilfreich sein. Ebenfalls eine App, über die wir bereits geschrieben haben, ist die ARYA App. Sie unterstützt Menschen mit psychischen Probleme ebenfalls über das Smartphone. Aus ARYA wird in Zukunft HelloBetter, die neben der App Online-Trainings und Online-Psychotherapie anbieten.
Mental Health muss Schule machen!
Auch wir werden diese Krise irgendwann überstanden haben. Und dann bleibt hoffentlich ein Gefühl erhalten, dass uns sagt, wie wichtig es ist, aufeinander und sich selbst Acht zu geben. Wie wichtig es ist, einander zuzuhören und füreinander da zu sein. Mental Health und damit auch psychische Erkrankungen werden auch in Zukunft ein wichtiges Thema sein. Ein Thema, dem wir uns stellen müssen. Deshalb lohnt auch ein Blick auf diejenigen Initiativen, die Räume und Formate schaffen, um die Thematik in die Mitte unserer Gesellschaft zu rücken. Hier gilt wie so oft im Leben: Je früher man damit anfängt, umso besser! Das dachten sich wohl auch die Gründerinnen und Gründer von Irrsinnig Menschlich e.V. aus Leipzig. Mit dem Format „Verrückt? Na und!“ haben sie ein deutschlandweites Format für Schülerinnen und Schüler geschaffen, das elementar wichtige Präventionsarbeit and Schulen leistet. Hier ist auch die Initiative BASTA Gegen Stigma zu nennen, die vor allem in Bayern gegen die Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen einsetzt.
Gemeinsam gegen Mobbing
Psychische Erkrankungen sind für viele Menschen nicht greifbar oder schwer verständlich. Genau deswegen ist es wichtig, darüber zu sprechen. Ein Thema, das ebenso an Schulen stattfindet und die Psyche der Schülerinnen und Schüler nicht weniger auf eine harte Probe stellt, ist das Thema Mobbing. Hänseleien hätte man früher euphemistisch dazu gesagt und die Schikanen bis hin zu Bedrohungen als „Alltag in der Schule“ abgetan. Doch die Zeiten haben sich geändert. Zum Schlechten, weil Eltern und Lehrkräfte oft nicht mehr verstehen, was gerade in sozialen Medien passiert. Zum Positiven, weil es den Verein Zeichen gegen Mobbing gibt! Gemeinsam mit allen Beteiligten des Schulalltags arbeitet der Verein daran, dass Schulen in Deutschland die Möglichkeit erhalten, die Kinder von heute für das Miteinander von morgen zu stärken.
Und was kommt dann?
Und eben dieses Miteinander findet später dann bei sehr vielen an den Hochschulen dieses Landes statt. Hier verlieren sich zwischen Exzellenz und Elite unzählige Studierende in einem System, dass vorsichtig ausgedrückt nicht so viel Rücksicht auf die Befindlichkeiten des Einzelnen nimmt. Grotesk, wenn man sich überlegt, dass hier doch eigentlich die Führungspersönlichkeiten von Morgen ausgebildet werden. Menschen, die unsere Gesellschaft in Zukunft mitgestalten werden. Auch Studium oder gerade Studium bedeutet Druck und Stress in einer Zeit, in der sowieso schon alles auf dem Kopf steht. Es ist die Zeit, in der man als junger Mensch zum ersten Mal das gemachte Nest namens Zuhause verlässt. Wie man auch diesen Lebensabschnitt meistert, ohne dass die Psyche leidet, zeigt wiederum Irrsinnig Menschlich mit ihrem Format „Psychisch fit Studieren“. Ein Forum für Studierende, bei dem sie aus erster Hand von fachlichen Experten und persönlich Betroffenen Strategien an die Hand bekommen, um den Unialltag zu meistern.
Nach der Uni kommt das wahre Leben
Was ist das für eine wundervolle Vorstellung! Schülerinnen und Schüler wissen über Depression Bescheid, Mobbing ist Schnee von gestern und Studierende gehen gestärkt durch ihr Studium. Und was kommt dann? Ja, dann kommt die Arbeitswelt und der Ernst des Lebens nimmt unsere Psyche in Beschlag. Viele schlagen zum Beispiel den Weg des Consultants ein und beraten Unternehmen in so ziemlich allen Fragen, die für den Unternehmenserfolg von Bedeutung sind. Doch wer berät eigentlich Firmen, wenn es um psychische Gesundheit geht? Das ist doch nicht mehr und nicht weniger als die Grundlage für unternehmerischen Erfolg? Es sollte doch eigentlich so etwas wie eine Agentur für psychische Gesundheit geben. Gibt es? Gibt es! Was einst als Kunstprojekt in Berlin zum Thema Angststörungen und Depression startete, ist heute die SHIT SHOW – die Agentur für psychische Gesundheit. In Organisationen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen beraten die drei Gründerinnen Nele Groeger, Johanna Dreyer und Luisa Weyrich Organisation in Sachen Wiederherstellung und Erhalt der psychischen Gesundheit.
…und manchmal hilft eine gute Tasse Kaffee und etwas Humor
Und wem jetzt nach all dem Lesen der Kopf raucht, dem sei gesagt, dass es manchmal eben nur eine gute Tasse Kaffee und etwas Humor braucht, um die Mundwinkel wieder nach oben zu hieven. Eine gute Tasse Kaffee findet ihr so zum Beispiel in Deutschlands erstem Mental Health Café BERG UND MENTAL in München, das gerade wegen der Corona-Krise geschlossen ist. Doch wer das Projekt mit einer virtuellen Tasse Kaffee unterstützen will, findet hier den Link dazu. Außerdem geht das Projekt in die zweite Crowdfunding-Runde, um die Krise hoffentlich auch finanziell gut zu überstehen. Und zu guter Letzt hilft dann doch immer wieder der gute alte Humor, um die kleinen Krisen des Lebens zu überstehen. Wer also jetzt immer noch nicht genug vom Thema Mental Health hat und gerne mal einen humoristischen Blick auf das Thema werfen will, der findet in der depridisco die passende Anlaufstelle.
Fühlst Du Dich schon länger antriebslos? Plagen Dich vielleicht sogar Suizidgedanken? Bei der Telefonseelsorge findest Du online oder telefonisch unter den kostenlosen Hotlines 0800/111 0 111, 0800/111 0 222 oder 116 123 rund um die Uhr Hilfe. Du kannst Dich anonym und vertraulich beraten lassen, welche Form der Therapie Dir helfen könnte.
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