Energie in Form von Elektrizität ist für die Menschheit zu einer unheimlich wichtigen Ressource geworden, auf die wir nicht mehr verzichten können. Traurig ist jedoch, dass herkömmliche Energiequellen nicht endlich sind und gleichzeitig das Potenzial von regenerativen Energien bei Weitem nicht ausgeschöpft wird. Nun hat es Polarstern (www.polarstern-energie.de) gewagt, als Startup den Energiemarkt aufzumischen. social-startups.de sprach mit Co-Founder Florian Henle.
Hallo Florian, was steckt hinter dem Projekt Polarstern?
Polarstern ist der erste unabhängige Ökoenergieversorger in Deutschland, der bundesweit ausschließlich 100 Prozent Ökostrom und 100 Prozent Ökogas aus Reststoffen anbietet. Und wir sind mit Polarstern die ersten, die bei der Förderung erneuerbarer Energien einen weltweiten Ansatz verfolgen. Bei der Energiewende müssen wir global denken und handeln, schließlich machen Umwelt- und Klimaschäden nicht an den Landesgrenzen halt.
Was verleiht Polarstern eine „soziale Note“?
Wir fördern den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland, durch Investitionen in neue Ökokraftwerke, aber auch in Entwicklungsländern wie zum Beispiel Kambodscha. Diese Länder sind auf Hilfe aus den Industriestaaten angewiesen, um nicht dieselben Fehler zu machen wie wir, sondern direkt auf eine nachhaltige Energieversorgung zu setzen. Deshalb helfen wir für jeden Kunden pro Jahr einer Familie in einem Entwicklungsland beim Bau ihrer eigenen Mikro-Biogasanlage. Das ist nicht nur ein erster Schritt in eine saubere Energieversorgung, es steigert auch den Lebensstandard der Menschen, indem Schmutz, Gestank und Krankheiten reduziert werden.
Neueste Schätzungen der UN gehen von jährlich rund vier Millionen Menschen aus, die an den Folgen häuslicher Luftverschmutzung, verursacht durch schmutzige Öllampen und offene Feuerstellen etc. sterben, mit denen die Menschen dort kochen, heizen und Licht erzeugen. Durch Polarstern’s Engagement erhalten sie Zugang zu sauberer Energie.
Betrieben mit dem Mist von zwei Rindern oder vier Schweinen liefert die Mikro-Biogasanlage ausreichend Energie für einen Gasherd und eine Gaslampe. Und die Gärreste der Biogasanlage dienen als Dünger für die Felder, was wiederum den Ernteertrag steigert.
Übrigens: Seit Anfang 2012 werden wir unterstützt von der Social Entrepreneurship Akademie München, einem Netzwerkzusammenschluss der vier Münchner Hochschulen und ihrer Entrepreneurship Center.
Wie seid ihr auf die Idee für das Projekt gekommen?
Wir, Jakob Assmann, Simon Stadler und ich, waren damals alle in einer ähnlichen beruflichen Situation: Wir wollten uns selbstständig machen und, unsere Arbeitskraft für etwas nutzen, das die Welt verbessert. Wichtig war uns, eine große Herausforderung unserer Zeit anzugehen. Mit Blick auf unsere Erfahrungen und Interessen war dann schnell klar, dass wir das Thema Energie aufgreifen.
Woher bezieht Polarstern eigentlich den Ökostrom/das Ökogas?
Unser Ökostrom kommt aktuell aus österreichischen Kleinwasserkraftwerken und unser Ökogas aus Reststoffen, genauer gesagt aus Zuckerrübenschnitzeln, die bei der Zuckerproduktion anfallen. Hier arbeiten wir mit einer Anlage in Ungarn zusammen. Gleichzeitig investieren wir in den Bau neuer Ökokraftwerke in Deutschland. Beide Produkte sind zertifiziert von TÜV Nord. Das Ökostrom-Angebot trägt darüber hinaus das ok-power Gütesiegel, das unter anderem von der Verbraucherzentrale und Stiftung Warentest empfohlen wird. Details zu unseren Partnern findet jeder auf unserer Webseite.
Ein Startup im Energiebereich aufzubauen – ist das nicht extrem schwierig im Hinblick auf die Konkurrenz durch die großen Versorger?
Es ist immer eine große Herausforderung, neue Impulse in einem so verkrusteten, lange Zeit regulierten Markt wie dem Energiemarkt, zu setzen. Aber mit unseren innovativen Ansätzen setzen wir als kleinerer Energieversorger die Großen gehörig unter Druck – und das im Sinne unserer gemeinsamen Energiezukunft. Es sind – nicht nur im Energiemarkt – meist die jungen Unternehmen wie wir, die Schwung in die Branche bringen. Weil sie flexibler, innovativer und mutiger sind als die großen Konzerne. Wir sind mit unserer Position im Markt aktuell sehr zufrieden. Schließlich wollen wir gemeinsam mit unseren Kunden, einen sinnvollen Beitrag zur weltweiten Energiewende leisten. Und genau das tun wir – tagtäglich mit jedem unserer Kunden und Unterstützer.
Wie verlief in etwa der Gründungsprozess und was waren die „Stolpersteine“?
Anfang 2011 haben wir ein Konzept erarbeitet, um ein Schwesterprodukt zum Ökostrom auf den Markt zu bringen. Bisher gab es vor allem Ökogasprodukte mit einem Biogasanteil von fünf bis 20 Prozent. 100 Prozent waren bislang einfach zu teuer. Deshalb haben wir ein neues Ökogas-Handelssystem entwickelt. Unterstützt wurden wir im Rahmen des EXIST-Gründerstipendiums vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und dem Europäischen Sozialfonds. Am Ende war das Produkt zwar fertig, nur der Markt nicht. Deshalb haben wir uns heute entschieden, selbst einen Ökoenergieversorger zu gründen. Und so entstand dann Polarstern…
Auf welche Marketingstrategie setzt ihr?
Wir zeichnen uns durch eine transparente, offene und direkte Kommunikation aus. Dazu gehört auch, auf die neuen Kommunikationskanäle zu setzen, die von vielen Energieversorgern nach wie vor vernachlässigt werden. Wir wollen die Menschen bewegen, indem wir sie persönlich ansprechen und ihnen zeigen, was sie mit ihrer Entscheidung für echten Ökostrom und/ oder echtes Ökogas bewirken. Auch sind Botschafter und Partnerschaften mit anderen Unternehmen, die ähnlich denken und handeln wie wir, für uns ein wichtiger Aspekt unserer Marketingstrategie.
Wie hat sich die Kundenzahl von Polarstern bisher entwickelt?
Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung. Vielmehr als die Kundenzahl ist uns die Wirkung unseres Engagements wichtig. So haben mit unserer Unterstützung unter anderem bereits mehrere hundert Familien in Kambodscha eine Mikro-Biogasanlage gebaut, die sie jetzt mit sauberer Energie versorgt.
Potenzielle Kunden hätten vielleicht Sorgen bezüglich der Verlässlichkeit der Stromversorgung von Polarstern. Wie könnt ihr eine verlässliche Stromversorgung garantieren?
Die lückenlose Stromversorgung ist gesetzlich sichergestellt. Außerdem pflegen wir mit unseren Energiezulieferern verlässliche und langjährige Partnerschaften. Hier legen wir auch großen Wert auf eine transparente Kommunikation. Unsere Kunden sollen wissen, mit wem wir zusammenarbeiten und wer hinter Polarstern steckt.
Was sind eure nächsten Ziele in Bezug auf die Entwicklung von Polarstern?
Jede gute Idee ist eine Bewegung – wir wollen immer mehr Menschen zu einem bewussten Energiebezug und -verbrauch motivieren. Denn jeder Kunde zählt – und jeder der sich für Polarstern entscheidet, der fördert nicht nur den Ausbau erneuerbarer Energien weltweit. Er trägt auch direkt zu einem besseren Lebensstandard der Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern bei. Sie erhalten mit der Mikro-Biogasanlage auch sanitäre Anlagen sowie einen Gasherd und Gaslampen. Das alles reduziert Schmutz, Gestank und Krankheiten. Noch immer sterben laut WHO über 2.000 Kinder weltweit pro Tag aufgrund von Feuerrauch in geschlossenen Räumen.
Könntest du zum Abschluss noch einige Worte zu dir selbst sagen?
Als frischgebackener, zweifacher Vater mache ich mir viele Gedanken über unsere Zukunft und die meiner Kinder. Das motiviert mich jeden Tag und es bestätigt mich in meiner Arbeit mit Polarstern.
Ein Kommentar
Hallo Florian,
als alter Marketingmann (72)mit dennoch frischem Geist und umfangreicher
Praxis hinter wie vor dem Schreibtisch würde es mich ungeheuer reizen,
im Marketing und besonders Vertrieb bei Polarstern mitzuwirken.Brauchen
Sie einen externen Freelancer mit Krativ-Potential und systematischer
Arbeitsweise? Das würde mich sehr freuen.