14.11.2012 – Dass Sport und insbesondere Teamsport wie Fußball Menschen vereinen kann, demonstriert das gemeinnützige Projekt Play31 (www.play31.org) eindrucksvoll. Play31 nutzt die vereinende Kraft des Fußballsports, um verfeindete Menschengruppen wieder zusammen zu bringen.
Zwischen 1991 und 2002 tobte ein brutaler Bürgerkrieg im afrikanischen Sierra Leone, der geschätzt 50.000 Opfer forderte – darunter auch zahlreiche Kinder, die als Soldaten kämpfen mussten. Zusätzlich wurden an die 100.000 Menschen brutal verstümmelt, wobei Bruder gegen Bruder und Kinder gegen Eltern an der Front standen. Auslöser für den Krieg war zum einen der damalige Regierungswechsel und zum anderen das große Diamantenvorkommen im Land. Aber auch nach Ende des Krieges herrscht weiterhin eine angespannte Stimmung zwischen den Kriegsbeteiligten, wenn man es „nett“ auszudrücken möchte.
Play31 vereint verfeindete Menschen mit der Kraft des Fußballs
Play31 ist eine im Jahr 2008 ins Leben gerufene Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die verfeindeten Einwohner Sierra Leones sowie die seiner Nachbarländer Guineas und Liberias wieder zum Frieden zu bewegen. Dazu organisiert Play31 in verschiedenen Regionen dieser Länder Fußballturniere und Friedensworkshops, bei welchen in erster Linie die Vermittlung von Menschenrechten, Rechten von Kindern, die Konfliktlösung und die Bewältigung von Kriegstraumata im Mittelpunkt stehen. Im Rahmen der Fußballspiele stehen sich also ehemalige Kriegsfeinde, Opfer und Vergewaltiger gegenüber und haben die Möglichkeit, das „Kriegsbeil zu begraben“. Endgültiges Ziel des Projektes ist es, dass die betroffenen Menschen die Vergangenheit verarbeiten und auch außerhalb des Fußballfeldes Frieden schließen – für immer.
Das Projekt Play31 läuft folgendermaßen ab: Zunächst werden lokale Partnerorganisationen für die Thematik sensibilisiert. Anschließend sucht Play31 Individuen im Alter zwischen 10 und 50 Jahren aus, um diese zu Friedensbotschaftern auszubilden. Im dritten Schritt organisiert Play31 die eigentlichen Fußballturniere, welche zwischen Stammesfürstentümern stattfinden. Dabei besteht ein Turnier aus einem Heim- und einem Auswärtsspiel. Bei der Mannschaftsaufstellung werden Kinder, Frauen und Männer in gesonderte Mannschaften eingeteilt. Nach den eigentlichen Spielen folgt ein Treffen, bei welchem alle Teilnehmer gemeinsam kochen und essen können. Eine abschließende „Disko“ bildet den Höhepunkt des Abends. Play31 ermutigt das Dorf der Heimmannschaft zudem, den Gästen einen Schlafplatz bei sich zur Verfügung zu stellen, sodass die Dörfer nicht nur gemeinsam Fußball spielen, sondern auch die Nacht bei den ehemals feindlichen Familien verbringen können.
Bisher hat Play31 130 Mannschaften aus 50 Stammesfürstentümern gegeneinander antreten lassen und ihnen einen respektvollen Umgang vermittelt. Etwa 2.000 Spieler nahmen seit dem Beginn des Projektes an den Turnieren teil und ca. 500 davon haben sich in den Workshops zu Friedensbotschaftern ausbilden lassen. Insgesamt erreichte das Projekt Play31 45.000 Menschen in den Ländern Sierra Leone, Guinea und Liberia. Einige Dörfer haben sogar schriftliche Friedensverträge unterzeichnet.
Da die Situation in den besagten Gebieten leider immer noch sehr angespannt ist, kann jeder Auslöser erneut zu einem Krieg und damit zum Stillstand des Projektes führen. Aus diesem Grund sollte sich Play31 darum bemühen, den Frieden nachhaltig zu fördern, indem es strukturelle Änderungen anstrebt.