„Ich wünsche mir in einer Gesellschaft zu leben, die weniger von Ängsten, sondern mehr von Chancen und der Neugier auf neue Menschen geprägt ist“, sagt Malte Bedürftig hoffnungsvoll. Der 33-jährige Entrepreneur aus Berlin hat 2015 eine Plattform ins Leben gerufen, um die Koordination von Hilfsprojekten zwischen Flüchtlingen und freiwilligen Helfern zu erleichtern. „Wir waren wirklich schwer begeistert von der Hilfsbereitschaft der Menschen, dass wir diese Chance nicht verpuffen lassen wollten“, erzählt Malte über die Gründungsidee der Hilfsplattform GoVolunteer.
Malte ist die Art Mensch, der Menschlichkeit und Nächstenliebe förmlich ins Gesicht geschrieben ist. Er lacht viel, macht Späßchen aber wirkt gleichzeitig sicher und selbstbewusst. Das Thema „Soziales Engagement“ liegt ihm am Herzen und das merkt man auch. Ein Weltverbesserer der besonderen Art. Schon während seiner Zeit als Unternehmensberater, engagierte sich Malte regelmäßig ehrenamtlich. Von besonderer Bedeutung waren für ihn aber immer die Themen Migration und Entwicklungspolitik. Während seiner Zeit als freiwilliger Mitarbeiter in einem Obdachlosenheim, kam der Jungunternehmer erstmals mit Flüchtlingsorganisationen in Berührung. Gemeinsam mit der Berliner Stadtmission, einer evangelischen Hilfsorganisation, hat er in den letzten zwei Jahren im Bereich Flüchtlingshilfe mitgearbeitet. Aber nicht nur Malte, sondern auch sein engerer Freundeskreis engagierte sich regelmäßig ehrenamtlich. Aus einem Freundeskreis wurde schließlich ein fester Helferkreis, der immer größer wurde. Um auch möglichst keine Hilfsanfrage auszulassen, wurde Malte zum Vermittler zwischen Helfern und Hilfsorganisationen. Als auch weiterhin immer mehr hilfsbereite Menschen mit Malte Kontakt aufnahmen, kam ihm schließlich die Idee eine Plattform zu gründen.
Mehrere Projekte können betreut werden
Die Internetplattform „GoVolunteer“ vernetzt freiwillige Helfer und Hilfsorganisationen einfach und effizient. Ehrenamtliche Helfer können sich über die Plattform anmelden und müssen lediglich ihren Wohnsitz und ihre Interessensfelder angeben. Sofort werden Angebote von Projekten vorgeschlagen, die noch Helfer benötigen. Der Volontär kann sich nun für das Projekt eintragen, das ihm am meisten zusagt. „Es hat nicht lange gedauert, bis die ersten Anfragen von Hilfsorganisationen aus Süddeutschland kamen, die sich an unserem Projekt beteiligen wollten“, erzählt Malte stolz. Innerhalb kürzester Zeit ist die Plattform deutschlandweit expandiert. Mittlerweile sind mehr als 500 Organisationen und mehr als 3000 registrierte Helfer in ganz Deutschland beteiligt, Tendenz steigend. „Über Social Media haben wir es geschafft innerhalb kürzester Zeit eine große Masse auf uns aufmerksam zu machen“, erklärt Malte. Aber soziale Netzwerke alleine reichen nicht aus, um Projektpartner zu gewinnen. „Unser Team recherchiert viel und wir gehen dann auch gezielt auf Projekte zu, die uns interessieren“, ergänzt der Berliner.
Die Hemmschwellen sind noch zu groß
Das allgemeine Ziel der Plattform GoVolunteer ist es, freiwilliges Engagement stärker in der Gesellschaft zu verankern. „Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist zwar da, aber die Hemmschwelle, sich wirklich zu engagieren ist noch groß“, verrät Malte. Daher macht es sich GoVolunteer zum Ziel, mehr freiwillige Helfer zu gewinnen, die sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit engagieren. Ausreden wie Zeitmangel durch Arbeit oder nicht genau zu wissen, wie und wo man sich beteiligen kann, sollen künftig nicht mehr vorkommen. Der Jungunternehmer ergänzt: „mit unserer Plattform möchten wir Integration und Inklusion möglich machen. Integration kann nicht funktionieren, ohne dass Menschen zueinander finden: und zwar zwischen denen, die bereits hier sind und denen, die kommen. Daran wollen wir arbeiten.“
Schreibtischarbeit? Wenn dann nachts!
Im Vergleich zu anderen Entrepreneuren verbringt Malte nur wenig Zeit am Schreibtisch. „Wenn ich am Schreibtisch sitze, dann meistens nachts“, lacht er. Vielmehr ist Malte tagsüber unterwegs auf Terminen mit Organisationen. Zwei- bis drei mal die Woche besucht er Flüchtlingsheime, um sich mit den Bewohnern und Betreibern auszutauschen. Dennoch widmet er sich täglich seiner Verantwortung als Geschäftsführer und Vorgesetzter, sein Team zu koordinieren. „Meine Aufgabe ist es, ein Zusammengehörigkeitsgefühl in der Organisation zu schaffen“, erklärt er.
Einen „Ort der Begegnung“ erschaffen
Parallel zu seiner Plattform ist Malte an einem weiteren Projekt beteiligt, das zum Gemeinschaftsgefühl von Einheimischen und Zuwanderern beitragen soll. Die Notunterkünfte am Tempelhofer Feld in Berlin waren zu Beginn der Flüchtlingskrise als eine vorübergehende Erstaufnahmestelle vorgesehen. Doch noch immer leben dort viele Menschen, denen bisher keine Alternativen geboten wurden. Die Bewohner gehen kaum vor die Tür, da die kalte Betonlandschaft draußen nur wenig motiviert das Heim zu verlassen. Malte und sein Team von GoVolunteer wünschen sich, genau auf diesem Areal einen „Ort der Begegnung“ für Flüchtlinge und Berliner zu erschaffen. In enger Zusammenarbeit mit der Tamaja Soziale Dienstleistungen GmbH, die sich um die Bewohner der Notunterkunft kümmert, hat Maltes Team einen Plan zur Umsetzung entworfen. Auch starke Partnerorganisationen und externe Planer sind an dem Entwurf beteiligt. Eine Art Park vor den Hangars auf 6.000 Quadratmetern mit selbstgebauten Holzhütten und Zelten sollen unterschiedliche Freizeit-Aktivitäten anbieten. Gleichzeitig soll die Tristesse der Betonlandschaft durch Farbe und Freude durchbrochen werden. Über seine Helferplattform möchte Malte freiwillige Helfer und Flüchtlinge aus der Notunterkunft dazu mobilisieren, dieses Projekt Hand in Hand gemeinsam anzugehen. In der Zwischenzeit setzt sich der junge Gründer mit Unternehmen in Kontakt, die entweder Geld- oder Sachspenden beisteuern. Seit Mitte September finden die Aktionstage für den Bau des Geländes statt.
Malte Bedürftig wird sich mit seinem außerordentlichen Engagement noch lange dafür stark machen, Flüchtlinge in der Gesellschaft zu integrieren. „Ich wünsche mir, niemals geistig müde zu werden und die Offenheit verlieren, neue Dinge kennenzulernen“, sag Malte lächelnd.
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Nathalie Byron ist im Jahre 1992 irgendwo in Bayern geboren und schon kurze Zeit später in die weite Welt gezogen. Nach einem langjährigen Auslandsaufenthalt in Shanghai, China, an der dortigen Deutschen Schule, absolvierte sie ihr sozialpädagogisches Abitur im beschaulichen Freiburg im Breisgau. Für das Studium zog es die 23-jährige in die Hauptstadt, wo sie PR und Kommunikationsmanagement an der Europäischen Medien- und Business Akademie (EMBA) studierte. Nach ihrem Bachelor-Abschluss im Herbst 2015 begann Nathalie für das TU-Berlin-Startup SIUT GmbH im Bereich PR und Online-Marketing zu arbeiten. Im Dezember selben Jahres startete Nathalies Journalismus Ausbildung an der Freien Journalisten Schule Berlin, die sie voraussichtlich im Frühjahr 2017 beendet. Sie interessiert sich für die Startup-Szene, Reisen und fremde Kulturen. Ihr liebstes Reiseziel ist der Südosten Asiens, da sie von der Mentalität dieser Kulturen schwer begeistert ist.