Das Thema Crowdfunding ist im Moment aktueller denn je. Kaum ein Startup, das weder genügend Eigenkapital zur Verfügung hat noch Investoren finden konnte, kommt an Crowdfunding vorbei. Allerdings können nicht nur Startups von Crowdfunding profitieren. Wir sprachen mit Martin Bartels von der LightFin GmbH über Chancen beim Crowdfunding für den Mittelstand.
Herr Bartels, Sie gehören zum Management der LightFin GmbH. Können Sie uns kurz Ihr Unternehmen beschreiben?
LightFin ist zunächst technisch als klassische Crowdinvesting-Plattformen ausgelegt. Unser Fokus unterscheidet sich aber insoweit, als wir neben Startups auch mittelständische Unternehmen bei Finanzierungen begleiten. Letztere bieten eine ganz andere Risikostruktur als neu gegründete Unternehmen, und die Renditemodelle sind ganz anders. Investitionen in mittelständische Unternehmen können sich insbesondere für Crowd-Anleger eignen, die ihre Investitionen primär auf Vorsicht trimmen und nicht nur auf Startups setzen möchten.
In Kürze öffnen wir ein zusätzliches Fenster für professionelle Anleger. Hier werden wir in einem geschlossenen Benutzerkreis namens „LightFin Club“ Beteiligungen an Unternehmen anbieten, die sich z.B. aus Gründen der technischen Spezialität nur für institutionelle oder strategische Investoren mit bestimmten Prüfungskapazitäten eigen. Dies werden dann Privatplatzierungen sein.
Sie waren vorher im Bankensektor – warum nun Crowdfunding?
Das Geschäftsmodell von Kreditinstituten steckt in einem Wandlungsprozess. Klassische technische Funktionen (z.B. Überweisungsgeschäft) sind technisch so ausgereift und vereinheitlicht, dass sie kaum noch ins Gewicht fallen. Das Handelsgeschäft wird immer mehr automatisiert. Das Beratungsgeschäft fächert sich immer mehr in Spezialgebiete auf, für die kleine Häuser mit glaubwürdigen Angeboten antreten. Crowdinvesting-Plattformen bewegen sich dort, wo es früher nur Bankkredite gab. Die Inanspruchnahme der Crowd ist eine moderne Form der Unternehmensfinanzierung. In dem Maß, wie sie sich ausdifferenziert und die Kunden ihre Anforderungen erhöhen, wird sie von den Betreibern Fähigkeiten abrufen, die dem des klassischen Bankgeschäfts sehr nahe kommen.
Im Mittelstand ist Crowdfunding noch relativ unbekannt – viele Unternehmen trauen sich noch nicht an das Thema heran. Wie wollen Sie das ändern?
Wir können das nicht mit Druck ändern, sondern nur mit einem Angebot bereitstehen. Ein mittelständisches Unternehmen, welches die Crowd nutzen will, muss bereit sein, sich selbst in den Sozialen Medien attraktiv darzustellen. Es muss auch zu viel Offenheit und namentlich zum Dialog bereit sein. Wenn diese Bereitschaft besteht, verschafft sich das Unternehmen eine mächtige Unterstützung für das eigene Marketing. Das ist, abhängig von der jeweiligen Situation, ein überzeugender Vorteil, der über die bloße Beschaffung von Kapital hinausragt.
Crowdfunding ist im Moment ein echtes Trendthema – auch im Bereich der Nachhaltigkeit und des Sozialunternehmertums. Meinen Sie, dass dieser Trend bald abflachen wird?
Crowdfunding ist ein sehr gut geeignetes Mittel, mit dem man Transparenz, inhaltlichen Austausch mit Investoren und Kunden, auf gesellschaftlichem Einvernehmen beruhende Lösungen anstreben kann. Einem solchen Trend sollte man folgen.
Was für ein Impact und Potential hat das Thema Crowdfunding für die GreenTec – Branche?
Die Greentech-Branche steckt in einer Umbruchphase. Dabei ist glasklar, dass diese Branche zum Lebensnerv unserer Gesellschaft geworden ist. Ohne sie stecken wir fest. Also ist die Crowd dazu aufgerufen, hier einen Beitrag zu leisten. Die in meinen Augen sehr gut aufgestellte Plattform Bettervest konzentriert sich ganz auf das Thema Energieeffizienz, sie hat die Aufgabe angenommen. Wir würden gern neue Technologien und deren intelligente Anwendung unterstützen.
Über Martin Bartels:
Martin Bartels ist verantwortlich für Geschäftsentwicklung, Strukturierung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sowie HR. Er ist promovierter Jurist und hat über 20 Jahre im Dresdner Bank-Konzern auf den Gebieten des Kreditgeschäfts einschließlich notleidender Kredite und Projektfinanzierungen, des Kapitalmarktgeschäfts (Aktien, Renten, Derivate), der Wertpapiertechnik, bei öffentlichen Übernahmeangeboten und bei Unternehmenskäufen beraten. Er war in leitender Position im Asset Management tätig und hatte dabei die Schwerpunkte institutionelle Vermögensverwaltung und Entwicklung von Anlageprodukten im Bereich Edelmetalle und „alternative investments“.