12.10.2012 – Was haben Diebe, Einbrecher, Gewalttäter und andere Verbrecher mit Stricken zu tun? „Das würden die doch niemals machen“, so lauteten die ersten Reaktion auf die Idee zweier Damen aus den USA, als diese in einem Gefängnis ihr Projekt Knitting Behind Bars (Stricken hinter Gittern) vorstellten.
Lynn Zwerling und Sheila Rovelstad, die Initiatorinnen des Projekts, waren leidenschaftliche Strickerinnen. Zu stricken hat für sie immer bedeutet, sich zu entspannen, den inneren Frieden zu finden und die Welt um sich herum zu vergessen. Und genau dieses Gefühl wollten sie auch denjenigen vermitteln, die es dringend brauchen: Gefängnisinsassen.
Knitting Behind Bars hilft Verbrechern, sich zu sozialisieren
Im Rahmen des Projektes Knitting Behind Bars veranstalten Lynn Zwerling und Sheila Rovelstad wöchentlich zweistündige Strickkurse für verurteilte Verbrecher in US-amerikanischen Gefängnissen. Die Teilnehmer sind überwiegend Männer. Das Ziel, das die beiden Damen mit dem Projekt verfolgen, besteht darin, den Insassen eine Möglichkeit zur Entspannung und Sozialisierung zu bieten. Ihrer Ansicht nach existiert in Gefängnisse gar keine Möglichkeit, sich zu (re-) sozialisieren. Und genau das möchten Lynn und Sheila ermöglichen. In den Strickkursen lernen die Verbrecher einen sozialen Umgang mit den anderen Kursteilnehmern. Hinzu kommt, dass die Insassen lernen, sich stark auf eine Sache zu konzentrieren.
Kaum zu glauben, dass Lynn Zwerling und Sheila Rovelstad es nach fünf Jahren harter Überzeugungsarbeit geschafft haben, ihr Projekt durchzusetzen. Als sie damit begannen, Gefängnisse anzusprechen, waren diese kaum an der Umsetzung dieser Idee interessiert. Im Gegenteil: Die meisten sahen darin auch kein Potenzial und lehnten deshalb alle Versuche ab, dem Vorhaben eine Chance zu geben.
Mittlerweile ist das Projekt Knitting Behind Bars in den USA bekannt. Und sowohl das Feedback der Gefängnisse als auch das Feedback der Insassen ist überaus positiv. Natürlich waren die Verurteilten zu Beginn der Aktion ebenfalls ziemlich skeptisch, doch im Laufe der Zeit kamen immer mehr Kursteilnehmer hinzu. Würde man die Teilnehmer heute nach ihrer Meinung fragen, so würden diese ihre Begeisterung deutlich machen. Und diese ist so groß, dass die meisten Inhaftierten nach Kursende gar nicht mit dem Stricken aufhören wollen.
Es stellt sich nun die Frage, wieso die beiden Initiatorinnen noch kein Geschäftsmodell entwickelt haben, um ein richtiges Social Enterprise aus dem Projekt zu machen. Denkbar wäre hier zum Beispiel ein Online-Shop, wo die gestrickten Sachen verkauft werden und Teile der Erlöse in Resozialisierungsmaßnahmen reinvestiert werden.