Stelle Dir folgende Situation vor: Du bist gesund, hast ein Dach über den Kopf, bist finanziell abgesichert und hast eine intakte Familie. Alles, was nicht passt, fällt in die Kategorie „Luxusprobleme“. Es ist wirklich schade, dass viele Menschen genau das nicht erkennen. Ihre Probleme sind in den meisten Fällen reine Luxusprobleme. Du selbst bist aber wegen der beschriebenen Situation ein glücklicher und zufriedener Mensch.
Und dann kommt eines nachts Dein Vater erschrocken zu Dir ins Zimmer und sagt Dir, dass er gerade Blut uriniert hat. Der Schock ist erst einmal da, aber Gedanken machen brauchst Du Dir nicht. Warte doch erst einmal ab, was der Arzt sagt. Da aber auch noch Feiertage sind, ist es nicht so einfach einen Arzt zu finden, der nun offen hat. Als Deine Eltern wieder nach Hause kommen, sagen sie nur, sie haben vom Krankenhaus die Empfehlung bekommen, schnellstmöglich einen Urologen aufzusuchen.
Das Leben erhält ein Ablaufdatum
Natürlich kommt es, wie es kommen musste. Der Tumor bestätigt sich als Krebs mit der Info es ist eine seltene Form von Krebs. Behandlungen werden eingeleitet, aber nach einem Jahr hat der Krebs über die Möglichkeiten der Ärzte gesiegt und es werden nur noch Monate in Aussicht gestellt. Auf einmal merkst Du, dass Du vorher wirklich nur Luxusprobleme hattest. Und dann fragst Du Dich: für wen ist die Situation eigentlich am schlimmsten? Für Deine Großeltern, die ihr eigenes Kind überleben, für Deine Mutter, die mit nicht einmal 50 zur Witwe wird oder für Dich, weil Dein Vater Dein halbes Leben nicht miterleben wird und Dir selbst immer wieder sagt, wie traurig er ist, dass er Deine Kinder nie kennen lernen wird. Ich glaube auf diese Frage gibt es keine Antwort. Doch was ist, wenn die betroffenen Personen wesentlich jünger sind? Wenn es sich dabei um Kinder handelt?
Nicht nur die Krankheit macht Probleme
Wenn Kinder unter Krankheiten leiden, die zu Haarausfall führen oder führen können, ist es vielleicht noch mal ein Ticken schlimmer als bei Erwachsenen. Wie heißt es so schön: Kinder sagen, was sie denken. Und das kann oftmals sehr verletzend sein. Kinder, die keine oder wenige Haare haben, haben oft Probleme in der Schule, werden zum Außenseiter und wissen, was es heißt ein Mobbingopfer zu sein. Dabei haben sie mit ihrer Krankheit schon genug Probleme. Oftmals hilft da nur noch der Griff zur Perücke, um ein halbwegs normales Leben führen zu können. Betroffene haben die Möglichkeit zwischen einer Kunsthaarperücke oder einer Echthaarperücke zu wählen.
Haare bedeuten Lebensqualität
Eine Kunsthaarperücke ist für die Betroffenen meist sehr unangenehm und Echthaarperücken viel zu teuer. Es gibt daher bereits einige Vereine, die mit Friseursalons kooperieren und Haarspenden annehmen. Aus diesen Haarspenden werden dann Echthaarperücken für genau diese Kinder gemacht. Die Spende sollte dabei mindestens 25cm betragen. Über jeden weiteren Zentimeter sind die Vereine froh, denn auch die Empfänger wollen durchaus mal eine Langhaarfrisur. Was aber viel wichtiger ist: Durch die Haare werden die Kinder nicht mehr als krank oder anders angesehen. Die Haare bedeuten für sie ein Stück weit neue Lebensqualität.
Auch andere können durch eine Haarspende profitieren
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Deine Haarspende anderen Leuten helfen können. Bei der Organisation Haare Spenden werden die Haare für Kinder mit wenig oder keinen Haaren zu Perücken verarbeitet. Auch Die Haarspender stellen direkt Perücken her. Es gibt aber auch Vereine, die Deine Spende annehmen, die Haare weiter verkaufen und den Erlös für beispielsweise misshandelte Kinder einsetzen.
40cm Haare für ein betroffenes Kind
Seit über 20 Jahren trage ich nun lange Haare und hätte mir niemals träumen lassen, dass ich sie eines Tages gegen eine Kurzhaarfrisur eintauschen werde. Doch bei mir ist leider die oben beschriebene Situation zu Weihnachten 2016 eingetreten. Daher lag mir viel daran, dass meine Haarspende nicht versteigert wird. Ich habe mich bewusst für eine Organisation entschieden, welche aus meinen Haaren eine Perücke für ein betroffenes Kind herstellt. Im März 2019 war es dann so weit: Insgesamt sind es knapp 40cm geworden, die ich spenden konnte. Doch eine Perücke braucht zwischen drei und fünf Spenden, ehe sie fertig ist und den Besitzer wechseln kann.
Der Friseur war eine Pleite
Wenn Du Dich auch dazu entscheiden solltest, Deine Haare spenden zu wollen, dann empfehle ich Dir einen Friseur zu suchen, der bereits Erfahrung mit Spenden hat. Ich bin mit dem Friseur, der mir meine Spende abgeschnitten hat, sehr unzufrieden. Nachdem ich ihr erklärt habe, warum ich so viel abschneiden lasse und ob sie bitte meine Haare gemäß der Anleitung vorbereiten und abschneiden könnte, habe ich die Antwort bekommen, dass sie für so etwas keine Haargummis haben. Ich bin also noch mal zum nächsten Drogeriemarkt, um welche zu kaufen und direkt zurück zum Laden. Danach hieß es, sie müsse mir für die fünf Zöpfe fünf Euro extra berechnen, da die Art die Haare so abzuschneiden wesentlich aufwendiger sei. Den neuen Schnitt habe ich auch in voller Höhe bezahlen müssen und das, obwohl es rein gar nichts mit dem zu tun hatte, was ich eigentlich wollte.
Die Wahl des richtigen Friseurs
Es gibt bereits aber auch viele Friseure, die absolut von Deiner Spende fasziniert sind und Dir deswegen den neuen Haarschnitt spendieren. Hier findest Du zum Beispiel eine Liste der Kooperationspartner von Die Haarspender. Natürlich ist es auch vollkommen in Ordnung, wenn der Friseur für seine Leistung bezahlt werden möchte. Aber Extrageld für den zusätzlichen Aufwand zu berechnen, ist meines Erachtens nicht okay.
Es soll nicht die letzte Spende sein
Ob mir die Frisur gefällt, weiß ich noch nicht. Von meinem Umfeld her habe ich bisher aber viel positives Feedback erhalten. Für mich steht aber auf jeden Fall schon jetzt fest, dass ich meine Haare direkt wieder lang wachsen lassen werde, um sie in mehreren Jahren wieder spenden zu können. Wenn auch Du lange Haare hast und schon immer mal etwas neues ausprobieren wolltest, dann würde ich (und ich glaube ich bin damit nicht alleine) es super finden, wenn auch Du über eine Spende nachdenken würdest. Denn das was Dir Gottgegeben ist, nicht weh tut und innerhalb einiger Jahre wieder vollständig vorhanden ist, kann für jemand anderes neue Lebensqualität bedeuten.
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