13.11.2012 – Vielleicht kennen Sie das Problem aus der Schule, dem Studium oder dem Berufsleben: Reichen die Leistungen in Fremdsprachen nicht mehr aus, muss Privatunterricht die Wogen glätten. Doch kennen Sie jemanden der die Sprache Tagalog unterrichtet?
Glovico-Gründer Dr. Tobias Lorenz spricht mit social-startups.de über seine Online-Sprachschule (www.glovico.org) und wie er versucht, anderen Menschen zu helfen.
Herr Dr. Tobias Lorenz, was macht Glovico eigentlich genau?
Glovico ist eine Fairtrade-Sprachschule, in der Menschen aus Entwicklungs- und Schwellenländern via Skype ihre Muttersprachen unterrichten. Dadurch können sich die Lehrer ein Zusatzeinkommen verdienen und gleichzeitig können wir in Europa und Amerika günstigen Privatunterricht anbieten. Neben Spanisch und Französisch fokussieren wir vor allem auf kleinere Sprachen wie Swahili oder Tagalog.
Wie entstand denn die Idee für Glovico?
Ich bin studierter Linguist und habe selbst in Guatemala Spanisch gelernt. 2009 war ich dann für Forschung zu Sozialunternehmern in Eritrea und war schockiert, wie dort qualifizierte Menschen aufgrund politischer Umstände Schwierigkeiten haben, sich ihr täglich Brot zu verdienen. Noch vor Ort habe ich begonnen, am Social Business Plan zu arbeiten.
Können Sie vielleicht kurz den Ablauf einer solchen Nachhilfeeinheit erläutern?
In einer kostenlosen Schnupperstunde kann man unverbindlich einmal testen, ob einem Privatunterricht liegt. Danach sind die Stunden meist so struktuiert, dass der Lehrer zu Beginn fragt, wie die vergangene Woche so war und man etwas Konversation betreibt. Im Anschluss werden die Hausaufgaben korrigiert und der Fokus liegt auf Grammatik oder bei den Fortgeschrittenen der Konversation zu spezifischen Themen. Am Schluss der Stunde werden die Inhalte der kommenden Stunde vereinbart und die Hausaufgaben festgelegt.
Die meisten Lehrer verwenden ihre eigenen Materialien aber im kommenden Jahr wird es auch ein eigenes Glovico-Lehrwerk geben. An diesem arbeiten wir gerade.
In unserem Online-Magazin geht es ja um „soziales Unternehmertum“. Was tun Sie soziales mit Ihrem Unternehmen?
Wir ermöglichen zusätzliches Einkommen in Entwicklungs- und Schwellenländern und fördern den interkulturellen Dialog. Zudem achten wir darauf, möglichst viele Frauen unter unseren Lehrern zu haben. Für die Zukunft planen wir ein Mikrokreditprogramm, in dem potentielle Lehrer ein Netbook sowie eine Internetverbindung finanziert bekommen und dieses dann nach und nach abstottern.
Glovico wirbt unter anderem damit, dass die Vergütung der Nachhilfeeinheiten Menschen zugutekommen, die es gebrauchen können. Wie kontrollieren Sie das?
Wir führen mit all unseren Lehrern Vorstellungsgespräche und kennen sie deswegen. Aber dadurch, dass der Schüler im direkten Austausch mit seinem Lehrer steht, ist es für diesen auch sehr einfach, sich selbst ein Bild von der Situation seines Lehrers zu machen.
Können Sie kurz etwas über das derzeitige Entwicklung von Glovico erzählen? Wird das Angebot gut angenommen?
Momentan vermitteln wir pro Monat circa 500 Stunden aber wollen deutlich wachsen. Derzeit sind wir von der chilenischen Regierung nach Santiago de Chile eingeladen und werden bis Ende Februar von hier aus arbeiten.
Wie finanziert sich das Unternehmen?
Glovico nimmt eine Kommission von 2 € pro Stunde. Davon zahlen wir den Finanztransfer an die Lehrer, was leider sehr teuer ist und vergüten dem Lehrer die kostenlose Schnupperstunde, die wir neuen Schülern anbieten. Denn wir wollen nicht, dass die Lehrer dort stark in Vorleistung gehen müssen.
Was haben Sie vor der Gründung beruflich gemacht?
Ich war in eine Stiftung als Projektleiter im Bildungsbereich tätig und habe nebenher eine Doktorarbeit zu Sozialunternehmertum geschrieben.
Erzählen Sie uns doch noch zum Abschluss ein bisschen was über Sie selbst.
Derzeit lässt mir die Arbeit wenig Freizeit aber ich bin begeisterter Barfußjogger. Das ist ein neuer Trend hin zu einem natürlicheren Laufstil und seit meinen ersten Runden vor einem guten Jahr bin ich davon fasziniert. Im Frühjahr diesen Jahres bin ich meinen ersten Marathon barfuß gelaufen, komme aber momentan nur einmal die Woche zum Joggen.