Mit der Mobilen Solarkraftwerke Afrika GmbH & Co. KG. startet eines der spannendsten öko-sozialen Startups des Jahres. Die Vision: Die Energiewende und nachhaltigen Strom für die Bevölkerung des ländlichen Afrikas mit einem Mietkaufmodell von Plug & Play- Solarcontainern aus Deutschland. Wir haben Charlie, den Geschäftsführer der Solarkraftwerke, im Interview.
Charlie, Du bist Geschäftsführer der Mobilen Solarkraftwerke Afrika GmbH & Co. KG., kurz: MSKA. Was macht Euer Unternehmen und wie ist die Idee dazu entstanden?
Unser Startup „Mobile Solarkraftwerke Afrika“ baut zusammen mit unserem Partner, der Firma Multicon Solar in Duisburg, mobile und autarke Solarkraftwerke auf Basis von Seecontainern.
Das Konzept wurde ursprünglich für die Bundeswehr entwickelt. Wir haben allerdings die Vermarktungs- und Entwicklungsrechte für die zivile Nutzung in Afrika und konnten daraus ein eigenes Geschäftsmodell entwickeln. Dabei tritt die MSKA wie ein Reeder auf: Wir finanzieren und vermieten unsere Containerflotte an die afrikanischen Stromabnehmer und werden so zum ersten dezentralen Energieversorger Afrikas.
Was genau ist ein „Mobiles Solarkraftwerk“ und wie funktioniert es?
Unser mobiles Solarkraftwerk erzeugt Strom durch Sonnen- und Windenergie und wird in einem Container geliefert. Dieser beinhaltet außerdem alles, was zur Steuerung und Speicherung benötigt wird. Die Mobilität dieses Kraftwerks bietet viele zusätzliche Vorteile, insbesondere ist die Vermögensanlage für unsere Anleger dadurch besser geschützt, dass die Kraftwerke bis zu ihrer Vollarmortisation in unserem Eigentum bleiben.
Die Funktionalität ist sehr einfach: Unser mobiles Solarkraftwerk kann in nur 30 Minuten auf- oder abgebaut werden. Der 20-Fuß-Container enthält Solarmodule, die auf ausziehbaren, klappbaren Flügeln montiert sind, ähnlich wie bei einem Satelliten. Beim Aufbau entfalten sich die Flügel, je nach Ausbaustufe, zu einer Fläche von bis zu 150 m².
Derzeit werden beispielsweise in Mali zur Stromerzeugung hauptsächlich (alte) Dieselgeneratoren, zum Teil noch aus der Kolonialzeit, benutzt. Welche Vorteile hat so ein mobiles Solarkraftwerk für die Bevölkerung? Was genau ist der Social Impact?
Der große Vorteil des mobilen Solarkraftwerks ist seine Verlässlichkeit. Neben dem schwankenden Dieselpreis bietet dieses Kraftwerks zuverlässige Stromerzeugung zu einem festen Preis. Der Dieselpreis hingegen steigt jährlich um bis zu 6 Prozent.
Der Social Impact ist uns sehr wichtig, denn durch diese Anlage werden Dörfer, die bislang keinen oder nur unzureichenden Zugang zu Strom hatten, gut vernetzt und mit sauberem Strom versorgt. Zudem bieten wir mit unserem Mietkaufmodell die Möglichkeit, den Diesel vollständig durch Solarenergie zu ersetzen und langfristig nichts mehr für Strom bezahlen zu müssen.
Die Kosten für ein mobiles Solarkraftwerk belaufen sich auf rund 100.000 Euro – für die Bevölkerung ein unüberwindbares finanzielles Hindernis. Welche Lösung habt ihr dafür gefunden?
Um dieses Problem zu lösen, haben wir ein Mietkaufmodell entwickelt: Die Dörfer investieren monatlich eine feste Rate in Höhe der Dieselpreise, die sie sonst zahlen. Damit decken sie die Annuität der Finanzierung ihres eigenen Solarkraftwerks, das wir zuvor – zum Beispiel durch Crowdfunding – vorfinanziert haben. Nach etwa 7-10 Jahren sind alle Kosten amortisiert und das Dorf kann seinen Strom für weitere 10-15 Jahre kostenfrei produzieren. Die Investoren in Deutschland profitieren nicht nur von der hohen Rendite, sie tragen damit außerdem massiv zum Umweltschutz bei, denn mit jedem mobilen Solarkraftwerk substituieren wir CO2-Emissionen, die durch die Verbrennung von Diesel in ungefilterten Dieselgeneratoren entstehen.
Das Pilotkraftwerk soll demnächst aufgebaut werden. Welchen Standort habt Ihr ausgewählt und warum?
Der Standort unseres Pilotkraftwerks ist Mourdiah in der Nara-Region in Mali.
Die Nara-Region gehört zur so genannten Sub-Sahara und zählt zu den Gebieten mit den meisten Sonnenstunden des Planeten. Mourdiah ist das Dorf des ehemaligen, malischen Präsidenten Dioncounda Traoré, dem Schirmherren unseres Pilotprojekts. Es liegt an der Kreuzung zweier Handelsrouten, und zwar „Nord-Süd“ von Mauretanien zur Hauptstadt Malis, Bamako und „West-Ost“ vom Senegal bis nach Timbuktu im Norden Malis. Das Dorf ist über 300 Jahre alt und hat bis heute keinen Zugang zu Strom.
In Mourdiah leben aktuell 5.500 Menschen. Es gibt 18 Brunnen, 2 Märkte, ein Krankenhaus, eine Polizeistation, eine Moschee und 2 Schulen. Es leben ungefähr 7 Menschen in jedem Haushalt. Mit unserem Pilotprojekt werden wir bis zu 100 Familien mit Strom versorgen können.
Im Januar waren wir auf Einladung des Präsidenten in Mourdiah. Tausende Menschen waren auf der Straße, um uns zu begrüßen. Das hat uns tief bewegt und in unserem Vorhaben sehr bestärkt.
Was sind Eure Ziele für 2015?
2015 wollen wir beweisen, dass unser Geschäftsmodell funktioniert: Wir planen, insgesamt 5 Standorte mit Strom zu versorgen und unsere Technik zu verfeinern und zu optimieren. Neben dem Solarstrom werden wir unsere Container mit Kleinwindanlagen ausrüsten, um auch nachts Strom in die Speicher zu speisen. Wir wollen außerdem ein Prepaid-System ermöglichen, durch das die Menschen ihren Strom mit dem Handy aufladen können bzw. Verwandte im Ausland über eine Plattform Strom für ihre Familien aufladen können. Dazu erhalten wir von der Regierung in Mali eine Genehmigung: als erster dezentraler Stromversorger Afrikas.
Wie können sich die Fans von social-startups.de in Deinem tollen Projekt einbringen?
Die Fans von social-startups.de können unsere bevorstehende Crowdinvesting-Kampagne unterstützen und ihren Freunden von dem Projekt erzählen. Mit ihrer Unterstützung werden wir einerseits die Lebensbedingungen der Dörfer verbessern und andererseits einen großen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Ab dem 19. März 2015 läuft auf der Crowdfunding-Plattform www.bettervest.de eine Kampagne für das Pilotprojekt in Mourdiah. Wir beteiligen die Crowd mit 9 Prozent Rendite für 7 Jahre am Solarkraftwerk. Danach ist es abbezahlt und das Dorf kann kostenfrei Strom produzieren.
Hier könnt Ihr euch über das Projekt informieren:
Pitch für das bettervest-Crowdfunding:
http://www.youtube.com/watch?v=9hU6iS89f9c&feature=youtu.be
Video aus der Produktion des Prototypen:
https://www.youtube.com/watch?v=ryyBP3k64SA
Infos zum Gründer Charlie Njonmou
Charlie ist 34 Jahre alt und in Jaunde in Kamerun geboren. Er hat in Kamerun einen akademischen Abschluss im Internationalen Handel gemacht und ist vor 10 Jahren nach Deutschland gekommen, wo er an der Hochschule Darmstadt ein Studium der Energiewirtschaft erfolgreich abgeschlossen hat.
Aktuell absolviert Charlie ein Masterstudium im Wirtschaftsingenieurwesen.
In Kamerun hat er beim Aufbau eines Förderprogramms für Photovoltaik in Duala/ Kamerun mitgearbeitet, an dem bereits heute 40 Ingenieure teilnehmen, die in der Heimat Kamerun Erneuerbare Energien studieren.
Seine Motivation als social-startups-Gründer ist es, in seinem Heimatkontinent etwas positiv zu verändern und die Lebensbedingungen zu verbessern. Charlie spricht vier Sprachen, Mendjumba, Deutsch, Englisch und Französisch.
Ein Kommentar
Tolle Neuigkeiten vom Projekt: Der Prototyp ist fertig und wird nun verschifft, auch die 20 Laptops von Labdoo sind verladen.
Mehr Infos auf unserer Website http://www.solarcontainer.org oder bei facebook:
https://www.facebook.com/solarcontainer