„Angesichts von Artensterben, Klimawandel und globalen Fluchtbewegungen sind Soziale Start-ups gefragter denn je“, betonte Tamara Schiek zum Auftakt des ersten „Social Entrepreneurship Meetups Göttingen“, das social-startups.de, der SüdniedersachsenInnovationsCampus (SNIC), und Startup Göttingen am Montag in Göttingen ausgerichtet haben.
Die Mitarbeiterin im SNIC und ehrenamtliche Redakteurin beim Online-Portal social-startups.de zeigte anhand zahlreicher Beispiele auf, wie soziale Jungunternehmen dazu beitragen können, drängende gesellschaftliche Probleme zu lösen. Der schonende Einsatz natürlicher Ressourcen und deren Wiederverwertung, die Integration von Minderheiten oder die Förderung regionaler Wertschöpfungsketten – die Themen, die soziale Start-ups umtreiben, sind vielfältig. Eines vereint sie jedoch: der Wunsch, einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Doch auch für Verbraucher können sie einen großen Nutzen haben. „Sie schließen zum Teil Marktlücken, die für herkömmliche Unternehmen nicht profitabel sind“, erklärte Schiek.
Für Investoren sei dieser Ansatz jedoch oftmals nicht sonderlich attraktiv: „Da die Gewinnaussichten von sozialen Start-ups für viele Investoren zu gering sind, müssen sie in der Regel mehr Klinken putzen als gewinnorientierte Jungunternehmen“, berichtete Schiek. Sogenannte For-Profit-Unternehmen erwirtschaften zwar durchaus Gewinne, reinvestieren diese allerdings in der Regel, um sich selbst tragen zu können oder ihre Projekte voranzutreiben. Non-Profit-Unternehmen hingegen seien auf Spenden und freiwillige Zuwendungen angewiesen.
Design Thinking für soziales Unternehmertum
Dass sich innovative Ideen mit sozialem Hintergrund dennoch verwirklichen lassen, machte Viva Brunnert deutlich. Die Göttinger Innovationsberaterin hat bei Social Impact, Deutschlands größter Agentur für soziale Innovationen, viele Jahre mit Sozialen Start-ups zusammengearbeitet und diese auf ihrem Weg von der Idee zum Produkt begleitet. Sie machte den Anwesenden Mut: „Es gibt viele interessante Finanzierungsmöglichkeiten – auch für soziale Start-ups.“ Entscheidend sei, die richtigen Unterstützungsangebote zu finden und wahrzunehmen. Außerdem dürften es die Jungunternehmen bei allem Idealismus nicht versäumen, frühzeitig professionelle Strukturen aufzubauen, um am Markt bestehen zu können.
Fair-Cup – enjoy, return, reuse, recycle
Diese Erfahrung hat auch Sibylle Meyer gemacht. Die Fair-Cup-Gründerin hat ihr Soziales Start-up aus einem Schülerprojekt heraus gegründet und seitdem stetig weiterentwickelt. Mittlerweile vermarktet sie den 100-prozent-recycelbaren Pfandbecher bundesweit und steht in Verhandlungen mit zahlreichen namhaften Supermarkt-, Bäckerei- und Tankstellenketten. Ihr Ziel ist, dass Fair Cup sich selbst finanziert. Derzeit steckt sie nicht nur viel Arbeit und Leidenschaft in ihr Projekt, sondern auch Monat für Monat eigenes Geld. Das setze viel Idealismus voraus, betonte Meyer – sie ist jedoch überzeugt, dass sich ihr Engagement letztlich auszahlt. Bereits jetzt verfüge der Fair Cup über zahlreiche Alleinstellungsmerkmale, die ihn von vergleichbaren Konkurrenzprodukten abheben. Zudem sei er längst nicht nur als Coffee-to-go-Becher einsetzbar, sondern auch als Behälter an Frischetheken, in Eiscafés oder in Unverpacktläden. Den gesellschaftlichen Nutzen des Fair Cup untermauerte Meyer mit aktuellen Zahlen der Deutschen Umwelthilfe: Demnach werden allein in Deutschland rund 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher pro Jahr verbraucht. Die Folge: 40.000 Tonnen Abfall und mehr als 110.000 Tonnen CO2.
Rund um die Vorträge hatten die mehr als 20 Teilnehmer Gelegenheit, sich auszutauschen und zu vernetzen und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen. Für das kommende Jahr sind weitere Ausgaben des Social Entrepreneurship Meetups geplant.
Ein Kommentar
Hey, gibt es auch ein Meetup in Hannover?