Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, die Menschen dazu bewegen, einen Ausbildungsberuf zu erwählen – und mindestens ebenso viele, um zu entscheiden, dass der Beruf doch nicht der Richtige ist. Das Try-and-error-Prinzip kostet zwar Zeit, macht aber jeden Menschen ein Stück weit erfahrener. Wer im ersten oder zweiten Anlauf den sozialen Bereich als zukünftiges Beschäftigungsfeld auserkoren hat, kann mit diesen Tipps in der Branche Fuß fassen.
1. Wie glückt der Einstieg im sozialen Bereich?
Bei der Fülle an sozialen Berufen ist es wichtig, zunächst einmal eine grobe Richtung anzupeilen, wohin es später einmal gehen soll. Zwischen Pflege und Erziehung liegt doch eine gehörig große Bandbreite an Möglichkeiten, die es im Vorfeld zu eruieren gilt. Welcher Beruf für einen gemacht ist, lässt sich anhand der persönlichen Vorlieben oder mithilfe eines Berufstests herausfinden. Eine kleine Auswahl dazu gibt es hier. Steht die Berufswahl fest, gilt es herauszufinden, welche Vorbildung dafür nötig oder ob ggf. ein Schnelleinstieg möglich ist. Hierzu eignet sich in einigen Berufen die Helfer-Ausbildung, die eine verkürzte Ausbildung mit weniger Kompetenzen und Inhalten darstellt. Meist wird in Abhängigkeit vom Alter und von der Vorbildung entschieden, ob eine kurze Helfer-Ausbildung abgeschlossen wird (meist von Quereinsteigern oder älteren Bewerbern) oder ob eine reguläre Ausbildung absolviert wird.
2. Ist der soziale Bereich eine klassische Branche für Quereinsteiger?
Nein. Allerdings gibt es durchaus viele Bewerber, die im Vorfeld eine andere Ausbildung absolviert haben. Erst im Laufe der Zeit haben sie dann bemerkt, dass sie ihre soziale Ader mehr als nur in ihrer Freizeit ausleben wollten. Das Beispiel dieser drei Social Startups , die sich für Flüchtlinge einsetzen, ist ein brandaktuelles Beispiel dafür, wie aus einem aktuellen Anlass eine Geschäftsidee werden kann und damit auch Beschäftigungsverhältnisse im sozialen Bereich entstehen. Doch auch wer kein Gründer mit einer Geschäftsidee im sozialen Bereich ist, kann die eine oder andere erworbene Qualifikation mit einer entsprechenden Weiterbildung im sozialen Bereich nutzen. Wer eine künstlerische Vorbildung hat, ist beispielsweise als Erzieher oder Ergotherapeut gern gesehen. Auch Lehramtsstudenten sind in der Jugendarbeit sehr willkommen.
3. Wie sieht die Beschäftigungssituation im sozialen Bereich aus?
Die Zahl der Erwerbstätigen im Bereich Kinderbetreuung und -erziehung ist im Bemessungszeitraum 2008 bis 2014 deutschlandweit um 38 Prozent gestiegen. Das besagt eine Statistik in der Arbeitsmarktberichterstattung zum Thema Kinderbetreuung und -erziehung, welche die Bundesagentur für Arbeit herausgegeben hat. Besonders der Teilzeitsektor ist in diesem Bereich überproportional vertreten. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten hat um 42 Prozent zugenommen, die der Teilzeitbeschäftigten um 35 Prozent. Die am häufigsten vertretenen Fachkräfte haben eine Erzieher-Ausbildung (67,3 Prozent) oder eine Ausbildung zum Kinderpfleger absolviert (11,5 Prozent). Dass die Nachfrage nach qualifiziertem Fachpersonal stagnieren wird, ist nicht zu erwarten, denn der Bedarf an ErzieherInnen ist um 177 Prozent gestiegen, der an KinderpflegerInnen um 165 Prozent.
Auch in der Fachpublikation zum Thema Altenpflege zeigt sich ein ähnliches Bild, das einen akuten Fachkräftemangel deutlich auf den Punkt bringt: „So übersteigt die Zahl der gemeldeten Stellen für examinierte Altenpflegefachkräfte die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen deutlich. Im Schnitt der letzten 12 Monate kamen auf 100 gemeldete Stellen lediglich 39 arbeitslose Altenpflegefachkräfte.“ Bei der Einstiegsqualifikation „Helfer“ zeigt sich in ganz anderes Bild: Hier kommen auf 100 verfügbare Stellen 715 arbeitslose Altenpflegehelferinnen.
4. Alter Beruf? Sozialer Beruf? Social Startup?
Die Entscheidung, welchen berufliche Weg man am besten einschlagen soll, kann nur jeder für sich selbst fällen. Grundsätzlich sollten die Eckpunkte Gehalt, Arbeitszeit und das persönliche Interesse an der Aufgabe eine Rolle bei der Entscheidung spielen. Auch das Alter und die persönliche Situation haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung, ob man im alten, vielleicht sogar ungeliebten Job bleibt oder den Wechsel wagt. Vielleicht hilft bei der Entscheidung auch ein Blick in die Jobbörse. Hier können Interessierte sowohl nach einer Anstellung in ihrem erlernten Beruf Ausschau halten, als auch nach potentiellen Jobangeboten im sozialen Beruf suchen, um die Bandbreite der Möglichkeiten zu sehen.
5. Ist eine Umschulung eine Option, um im sozialen Bereich durchzustarten?
Eine Umschulung gilt im Fachjargon der Arbeitswelt als eine besondere Form der Weiterbildung. Der Antrag auf Umschulung wird nur bewilligt (und damit auch finanziell gefördert), wenn der Antragsteller mindestens 18 Jahre alt ist und bereits eine Erstausbildung begonnen hat. Wichtig für eine Förderung ist außerdem, dass die Ausbildung im erlernten Erstberuf nicht beruflich zielführend ist, was bedeutet: eine Anstellung ist nicht denkbar. Häufig sind es gesundheitlich beeinträchtigende Gründe, die seitens der Genehmigungsstelle akzeptiert werden. Auch wenn die Berufschancen im ersten erlernten Beruf sehr schlecht sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine Umschulung bewilligt und gefördert wird. Werden Lehrgangskosten, Fahrtkosten, Unterbringungskosten sowie Kinderbetreuungskosten und Kosten für die Aufbringung des Lebensunterhalts gefördert, wird die Option Umschulung zunehmend interessanter. So wird der Weg in einen sozialen Beruf geebnet, den man direkt nach Abschluss der Schule nicht in Erwägung gezogen hatte.