28.02.2013 – So oft fehlt uns – also den Konsumenten – der Anreiz, unser (Konsum-) Verhalten umweltfreundlich zu gestalten. Die meisten unter uns sind doch irgendwo „Gewohnheitstiere“, die aus den alten Mustern nur schwer ausbrechen könnnen. Ecotastic (www.ecotastic.de) hat nun eine praktische App entwickelt, mit der man für umweltgerechtes Verhalten belohnt wird. social-startups.de sprach mit Co-Founder Fabian Lindenberg über diese Erfindung.
Fabian, du hast ecotastic mitgegründet. Könntest du den Lesern erklären, worum es sich dabei handelt?
ecotastic ist ein Belohnungssystem für umweltgerechtes Verhalten. Wir geben Privatpersonen einen Anreiz, nicht bloß umweltbewusst zu denken sondern im Alltag auch tatsächlich dementsprechend zu handeln!
Die Nutzer unserer Smartphone-App sammeln für umweltgerechte Aktionen, wie zum Beispiel für die Teilnahme an einer Fahrgemeinschaft oder sogar das Verwenden eines wiederverwendbaren Thermobechers für den Coffee-to-go, Punkte. Sie stehen im Wettstreit mit ihren Freunden, Arbeitskollegen oder anderen Nutzern der Plattform und können die Punkte schließlich gegen Waren- oder Dienstleistungsgutscheine unserer Partnerunternehmen eintauschen.
Warum glaubst du, dass diese App erfolgreich sein wird?
Die meisten Menschen (wir beziehen uns da selbst mit ein) verfügen eigentlich über ein hohes Umweltbewusstsein, doch an der Umsetzung hapert es noch – sei es aus Alltagsroutinisierung, Bequemlichkeit, Kostengründen etc. Manchmal meldet sich sogar das schlechte Gewissen, wenn man zum Beispiel mal wieder das Auto nimmt, obwohl man genauso gut auch mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr hätte fahren können.
ecotastic ändert das, indem unsere App erstmals „Spiel, Spaß und Spannung“ in das sonst etwas trocken anmutende Thema des Umweltschutzes bringt. Die Einbindung sozialer Netzwerke, die verschiedenen Spielelemente und nicht zuletzt die individuell auswählbaren Gutscheine bewegen unsere Nutzer dazu, regelmäßig kleine Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen. Auch das schlechte Gewissen bleibt dann aus.
Wie wird ecotastic für die Nutzer funktionieren?
Mit unserer App auf ihrem Smartphone erbringen die Nutzer Beweise, dass sie tatsächlich nachhaltig gehandelt haben. Wenn sie beispielsweise mit ihren Freunden in einem Auto zum Kino fahren, synchronisieren sie ihre Telefone bei Fahrtbeginn und -ende durch kurzes Zusammenhalten der Geräte. Unsere App verfolgt dann, wie viele Kilometer gemeinsam zurückgelegt wurden und schreibt jedem Mitfahrer entsprechend Punkte auf seinem Konto gut.
Erwähnenswert ist dabei, dass uns die genauen Positionsdaten nicht interessieren, sondern lediglich die Streckenlänge. Ein anderes Beispiel ist das Fotografieren des Thermobechers samt Quittung in der Kaffeebar. Indem die Nutzer so nach und nach mehr Punkte anhäufen, können sie aus unserem Gutscheinangebot eine Belohnung für sich auswählen. Den Gutschein lösen sie dann beim jeweiligen Partner ein.
Wie können sich Unternehmen beteiligen und was bringt ihnen das?
In einer Partnerschaft mit ecotastic belohnen Unternehmen unsere umweltfreundlichen Nutzer mit Gutscheinen. Auf einer eigenen Profilseite stellen sie sich und ihr Angebot vor und erklären, weshalb sie umweltgerechtes Verhalten in der Gesellschaft fördern möchten. Letztlich verbindet ecotastic für sie Marketing und Kundenbindungsmaßnahmen mit einer konkreten, unkomplizierten Möglichkeit zum sozialen Engagement in einer einzigen Lösung. ecotastics Partner steigern ihren Bekanntheitsgrad, erreichen potentielle Neukunden und übernehmen dabei gleichzeitig gesellschaftliche Verantwortung!
Eine zweite Form der Beteiligung sind Kooperationen. Unternehmen, die ihren Kunden nachhaltiges Handeln ermöglichen, – als ein Beispiel seien hier Carsharing-Anbieter genannt – verhelfen ihren Kunden in einer Kooperation mit ecotastic dazu, Punkte zu sammeln. Dadurch gewinnen sie ein neues Alleinstellungsmerkmal, das sie von ihrer Konkurrenz abgrenzt.
Wie ist euer Team aufgestellt?
In unserem Gründungsteam sind wir zu dritt. Ralf und ich, Fabian, sind Masterabsolventen des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam. Als „IT-Systems Engineers“ bringen wir das nötige Handwerkszeug für die technische Umsetzung von ecotastic mit. Anna studierte „Integrated Natural Resource Management“ an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist damit unsere Expertin in allen Belangen rund um Nachhaltigkeit. Sie ist für das Marketing und den Vertrieb in unserem Unternehmen verantwortlich. Gemeinsam haben wir eine Zusatzausbildung in „Design Thinking“ an der HPI School of Design Thinking absolviert. Sie hilft uns stets innovationsgetrieben und nutzerzentriert zu handeln.
Hat ecotastic bereits ein Geschäftsmodell oder arbeitet ihr noch daran?
Uns war von Beginn an wichtig, ein soziales Unternehmen zu gründen, welches unbedingt auch wirtschaftlich tragfähig ist. Das Ergebnis ist ein zweiseitiges Geschäftsmodell mit den zwei Zielgruppen der Privatpersonen auf der einen Seite und den Partnerunternehmen auf der anderen. Das Belohnungssystem ist für unsere Nutzer kostenfrei, schließlich wollen wir sie zu umweltgerechtem Handeln bewegen. Partnerunternehmen hingegen entrichten eine prozentuale Gebühr abhängig vom Wert und der Anzahl des angebotenen Gutscheins sowie eine monatlichen Beitrag für die Unterhaltung der individuellen Profilseite.
Wie habt ihr euer Projekt bisher finanziert?
Das Gründungsprojekt wurde von uns bislang privat finanziert. Hinzu kamen Preisgelder, die wir als mehrmalige Finalisten des Businessplan-Wettbewerbs Berlin-Brandenburg 2012 und als Empfänger des Guido-Reger-Preises erhielten, sowie Coaching durch den BIEM Startup Navigator. Inzwischen bemühen wir uns aktiv um Fremdkapital.
Wo steht ihr jetzt und was sind die nächsten Schritte?
Der nächste große Meilenstein ist die CeBIT im der nächsten Woche (4.-9. März). Als Finalisten des Innovationswettbewerbs CODE_n 2013 sind wir in Halle 16 mit einem eigenen Messestand vertreten (Halle 16, Stand D30_33). Wir freuen uns auf das große Publikum und entwickeln für die Besucher gerade eine Mini-App, mit der sie in einen kleinen Wettbewerb treten können.
Herzlichen Dank für die Antworten! Würdest du zum Abschluss noch ein wenig über dich erzählen?
Vielen Dank für die Gelegenheit, unser Start-up auf social-startups.de vorzustellen! Ich freue mich, dass ihr euch gezielt dem Thema „Social Entrepreneurship“ widmet. Entrepreneurship reizt mich schon seit langem, denn besonders im Masterstudium am HPI ist es trotz der technischen Ausbildung tief verwurzelt. Social Entrepreneurship stellt für mich eine noch größere, aber auch spannendere Herausforderung dar. Auf eurem Blog informiere ich mich deshalb regelmäßig über die neuesten Ideen und Gründungsprojekte in diesem Gebiet.