Zahlreiche Lebensmittel landen nach der Ernte sofort auf dem Müll – aus rein ästhetischen Gründen. Sie gelangen erst gar nicht in den Handel, da sie den geltenden Gemüsenormen des Handels nicht entsprechen: zu klein, zu schrumpelig oder zu viele Flecke. Dabei schmecken herzförmige Kartoffeln, dreibeinige Karotten oder gepunktete Bananen genauso gut wie die anderen „Artgenossen“.
Um diese Verschwendung von Nahrungsmitteln zu stoppen, ist ein weltweites Sensibilisierung in Bezug auf dieses Thema und ein bewussterer Umgang mit Lebensmitteln nötig. In den letzten Jahren wurden eine Vielzahl von Initiativen und Projekte gegen die Lebensmittelverschwendung gegründet. Hier möchten wir euch ein paar davon vorstellen:
bebananas – Das nachhaltige Bananenbrot
Während ihres „Work and Travel“-Jahres in Australien entdeckten die beiden Düsseldorfer Studenten, Lars und Tim, ihre Liebe zum Bananenbrot. Um nun diese Leckerei auch in Deutschland weiter genießen zu können, entschlossen sich die beiden, diesen bananig-saftigen Kuchen in das bis dahin bananenbrotlose Deutschland zu bringen – und das unter einem nachhaltigen Kontext. Mit „bebananas – the banana bread pioneers“ gründeten sie den ersten Bananenbrot-Shop Deutschlands.
Für die Herstellung des Bananenbrots werden überreife Bananen benötigt, die aufgrund des sich gebildeten Fruchtzuckers viel süßer und aromatischer sind und die Hälfte der Grundmasse ausmachen. Um der Verschwendung ihrer wichtigsten Grundzutat entgegenzuwirken, bezieht das Startup ausschließlich die Bananen von „Deutschlands größtem Bananenlieferant“, die ansonsten aufgrund optischer Gründe wie Druckstellen oder Überreife weggeworfen werden würden.
Produziert wird das Bananenbrot montags und mittwochs in der Öko-Bäckerei Schüren. Das Brot gibt es in unzähligen Variationen, wie beispielsweise mit Himbeeren, Schokolade oder Nüssen. Kaufen kann man es bisher in verschiedenen Läden in Düsseldorf wie der Bäckerei Schüren, der Milchbar Yomaro, der Café-Kette Woyton und einem Weinkontor am Düsseldorfer Carlsplatz sowie online. Sobald die finanzielle Lage geklärt ist, soll ein eigener Laden aufgemacht werden.
ETEPETETE – Die Gemüseretter
Ganz nach ihrem Motto „Wer is(s)t schon gern normal?“ verschickt das Münchner Startup ETEPETETE in seiner saisonalen Bio-Gemüse-Box alles, was nicht den typischen Schönheitsmerkmalen entspricht – in recyclebaren Kartons, inklusive Rezeptvorschlägen. Zusammen mit regionalen Bio-Bauern, wie dem Demeterhof Stockner oder dem Biohof Laurer, verkaufen sie so Gemüse, das sonst weggeworfen werden würde. Mit dieser Box kann man sich außergewöhnliches Bio-Gemüse direkt vom Feld nach Hause liefern lassen.
Eine ähnliche Idee steckt auch hinter dem Start-up Ugly Fruits, über welches wir bereits in einem früheren Artikel berichteten.
Culinary Misfits – Esskultur nachhaltiger gestalten
Diese Berliner Initiative kümmert sich nicht nur um zurückgelassenen Feldfrüchte sondern auch um fast vergessene Lebensmittel wie z.B. Topinambur, blaue Kartoffeln oder Wildkräuter. Beides möchte Culinary Misfits zurück auf den Teller bringen. Ziel ist es, dass sich wieder eine gesunde und faire Esskultur etabliert, in der alle Lebensmittel, Produzenten und Ressourcen wertgeschätzt werden.
Seit dem Frühjahr 2012 bringen Tanja Krakowski und Lea Brumsack die regionale Vielfalt rund um Berlin, die sonst ungenutzt auf den Äckern verrotten würde, mit ihrem mobilen Essensstand auf den Markt. Sie verarbeiten, was die Bauen sonst nicht los werden würden, zu leckeren vegetarischen Gerichten. Das Obst und Gemüse beziehen sie ausschließlich von Bio-Bauern aus der Region. Darüber hinaus bieten sie ein eigenes Catering an und führen in Workshops spielerisch an die Thematik regionale Vielfalt, traditionelle Kochtechniken und das Zubereiten der wunderbaren Außenseiter heran.
Ein anderes Berliner Startup namens Restlos glücklich möchte in Berlin ein Restaurant eröffnen, das ausschließlich mit geretteten Lebensmitteln kocht. So soll nicht nur der der Lebensmittelverschwendung entgegengewirkt werden, sondern auch auf diese aufmerksam gemacht werden. Hier könnte ihr mehr über diese Initiative lesen.
foodsharing – Lebensmittel teilen
Teilen und Tauschen ist der neue Trend im Konsumverhalten. Autos, Bücher und Kleider – warum nicht einmal Marmelade gegen Rotkohl tauschen? Geht nicht, gibt’s nicht! Auf der Internetplattform foodsharing.de werden Lebensmittel geteilt, gemeinsam verzehrt und der aktuellen Lebensmittelverschwendung entgegengewirkt.
Und was kannst Du tun? Misfits, ugly fruits oder wie auch immer man sie nennen mag, gibt es überall – auf Gemüsemärkten, direkt beim Bauern oder im kleinen Bio-Laden. Es macht schließlich nichts aus, ob die selbstgekochte Marmelade aus unförmigen Erdbeeren oder die Karottensuppe mit aussortierten Karotten hergestellt werden. Schmecken tut es allemal! Also: Fragt nach! Denn die Nachfrage bestimmt bekanntlich das Angebot.
Ein Kommentar
hallo Social-Team,
gibt es denn nicht in (Mittel)Hessen solche Unternehmen/Projekte/Startups…habe vergeblich gesucht welche zu finden!?
Freue mich auf eure Antwort,Links auch gerne per PN!Danke
GLG,aus Friedberg/Hessen…Michael