Ein Spruch aus Großmutters Zeiten: “Zu viele Köche verderben den Brei.” So antiquiert dieser Spruch ist, ist auch die Herangehensweise vieler Social Start-Ups. Warum das so ist und welche Möglichkeiten stärker in Erwägung gezogen werden könnten, soll in den nächsten zwei Teilen als Beitrag zur diesjährigen Vision Summit vorgestellt werden.
Social Entrepreneurship: Es scheint begrifflich endlich anzukommen im ökonomischen Mainstream und das ist gut so. Mittlerweile ist ein mutiges Netzwerk von Start-Ups mit einer wachsenden Community von Institutionen und Unterstützern entstanden – Die Rezeptoren für eine nachhaltigere wirtschaftliche Zukunft. Doch die allgemeinen Erwartungshaltungen sind hoch, und die „Methode Social Business“ ist noch weitgehend im Entwicklungsstadium.
Dabei sprechen wir beim Social Entrepreneurship gewissermaßen von der Königsdisziplin des Wirtschaftens. Keine andere Herangehensweise birgt so viele Herausforderungen und Risiken wie sie. Ein starkes Team muss sich erst einmal zusammen finden, komplexe Organisationsstrukturen aufbauen, den Marktauftritt mit einer Vielzahl von teuren Ressourcen vorbereiten, ein umfangreiches Netzwerk von Stakeholdern ausbauen, den Wirkungsgrad dabei ständig im Auge behalten und sich finanziell dann noch irgendwie über Wasser halten. Und das alles so nachhaltig, innovativ und ökologisch sensibel wie möglich. *Uff…
Doch das Problem ist nicht das unwegsame Gelände, auf dem sich das Jungunternehmen begibt oder die hochgesteckten Ziele, welche es verfolgt. Es steckt in der Tatsache, dass Start-Ups immer wieder versuchen, innovative Ideen mit überraschend konventionellen Mitteln des Wettbewerbmarktes umzusetzen. Auf zum größten Teil ausgetretenen Pfaden begeben sich zu viele Einzelkämpfer und wiederholen die Fehler ihrer Vorgänger. Die Vision ist da, edelmütig und kühn. Aber der Weg dorthin ist steinig, uneben und voller Gefahren. Kurz: Keine Mission, auf welche man sich alleine begeben sollte. Und doch arbeiten die meisten Organisationen so ziemlich im Alleingang.
Das Resultat ist ein Serienscheitern von Paralleluniversen oder zumindest das Eingeständnis, dass der tatsächliche Impact bescheidener ausfällt, als der geplante. Und so bleibt die Suche nach Innovationen im Social Entrepreneurship im Moment noch die Suche nach Strategien, welche auch wirklich aufgehen; dem Beweiß, dass man eine Idee solide und wirksam umsetzen kann.
Doch welche Infrastrukturen müssten entstehen, um die riskanten Faktoren der Social Start-Ups abzufedern? Welche Ansätze könnten eine vernetztere Gründerkultur fördern und wie könnten sich Praktiken entwickeln, welche der hohen Ethik gerecht werden und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähig bleiben?
Nicht überraschend könnte der Zünder für den Paradigmenwechsel aus einer recht vertrauten Ecke kommen – die der Konsumenten. Hier wurden in den letzten Jahren ein paar ziemlich revolutionäre Alternativen erschlossen, welche seitdem einige Märkte auf den Kopf stellen: Sie laufen unter Begriffen wie Open Knowledge, Open Ressource, Collective Consumption, Shareconomy. Eines haben sie alle gemein: Statt eines singulären Subjekt am Ende der Wertschöpfungskette, treten wechselseitige Akteure als Anbieter und Nachfrager auf den Plan.
Und genau dieser Ansatz wäre auch im Bereich Social Entrepreneurship anwendbar und geistert, noch auf Umsetzung wartend, in einigen Plädoyers der Beobachter. Die Frage lautet: Warum will jeder ständig das Rad neu erfinden, obwohl doch schon längst klar ist, dass erst ein ordentlicher Vierradantrieb sich auf dem besagten, unebenen Gelände des Social Business bewegen kann?
Auf der diesjährigen Vision Summit wird sich vertieft mit dem Thema unter dem Begriff „WeQ“ beschäftigt“. Auch hier geht es um Grenzverschiebungen vom Einzelsubjekt (IQ) hin zu einem Kollektiven Austauschverhältnis (WeQ).
Doch ein anderer Begriff, welcher in eine konkrete Praxis des Social Entrepreneurships vorstoßt, wurde von der Stanford Social Innovation Review bereits 2011 vorgestellt: „Collective Impact“.
Als Beitrag zur diesjährigen Vision Summit möchte ich deshalb das Konzept dahinter und die Möglichkeiten, welche in diesem strategischem Meilenstein stecken, im zweiten Teil nochmals verdeutlichen.
(Autorin: Anna Rösch)