12.12.2014 – Mit dem Projekt „AndersGründer“ werden Menschen ermutigt und befähigt, ihre Idee zur Lösung eines sozialen Problems in ein nachhaltig wirksames Unternehmen zu überführen. Dabei erhalten sie Unterstützung von dem professionellen Team der Social Impact GmbH, die in ihren erfolgreichen Social Impact Labs in Berlin und Hamburg bereits knapp 100 Startups mit auf den Weg gebracht hat. In unserer gleichnamigen Interview-Reihe möchten wir Gründer vorstellen, die in das Programm aufgenommen wurden. Heute stellt Anke Kochenburger ihr Projekt Verein+ vor.

Hallo Anke, könntest du dich und dein Projekt kurz vorstellen?
Mein Name ist Anke Kochenburger und ich habe mich dem Sport verschrieben. Von daher ist das Ziel, die Vielfalt der Sportvereine in Deutschland zu erhalten, meine Herzensangelegenheit. Derzeit haben von den fast 91.000 Sportvereinen in Deutschland mehr als ein Drittel existenzielle Probleme. Überall fehlt es an Geld, es wird immer schwieriger Menschen für die Übernahme ehrenamtlicher Ämter zu begeistern, wobei der Arbeits-/Verwaltungsaufwand für die Vereine immer größer wird. Und das sind nur einige der Gründe. Dem will Verein+ entgegenwirken.
Wie kam dir die Idee für das Projekt?
Ich bin in Sportvereinen groß geworden, war selbst ehrenamtlich tätig und habe zuletzt hauptberuflich in einem größeren Sportverein als Vereinsmanagerin gearbeitet. Insofern habe ich die Entwicklung der Vereine aus unterschiedlicher Sicht kennengelernt. Fast überall sind die Probleme, mit denen die Vereine zu kämpfen haben, die gleichen. Es war einfach notwendig, neue Wege zu finden, um diese Probleme zu lösen. Den nötigen Impuls hat mir insbesondere die stetig wachsende Sharing Economy gegeben. Ich habe dabei festgestellt, dass auch Sportvereine über ein großes Potenzial in diesem Bereich verfügen. Vorhandene Ressourcen können besser genutzt und Kosten eingespart werden.
Was genau ist der Social Impact des Projekts und was möchtest du bewirken?
Sportvereine leisten für die Gesellschaft Großartiges. Gesellschaftlich relevante Themen wie derzeit ganz aktuell die Integration und Inklusion werden aufgegriffen und umgesetzt. Verein+ will daran mitwirken, die Vielfalt der Sportvereine und damit Ihre Bedeutung für das gesellschaftliche Miteinander aufrecht zu erhalten. Insbesondere finanzschwache Vereine sollen die Möglichkeit erhalten, sich professioneller aufzustellen, um für die zukünftigen Herausforderungen besser aufgestellt zu sein.
Wie sieht das Geschäftsmodell aus?
Verein+ will ähnlich einem Shared-Service-Center insbesondere für existenziell bedrohte Sportvereine eine zentrale und professionell geführte Geschäftsstelle schaffen. Dort sollen Verwaltung, Service und Vereinsberatung aus einer Hand angeboten werden. Zum Leistungsangebot zählt beispielsweise die klassische Mitgliederverwaltung, die Lohn- und Finanzbuchhaltung sowie eine Telefonhotline, zu den Serviceleistungen die Unterstützung bei Vereinsveranstaltungen ebenso wie die Umsetzung von Marketing- und PR-Maßnahmen. Plattformen für Sharing-Modelle und die Bildung von Einkaufsgemeinschaften stehen ebenfalls zur Verfügung. Die Vereinsberatung erstreckt sich auf alle relevanten Bereiche des Sportvereins, wozu neben den klassischen Themen wie Recht, Steuern, Finanzen auch die Vereinsentwicklung und das Qualitätsmanagement gehören.
Was ist derzeit die größte Herausforderung für dich?
Vereine und Sportverbände davon zu überzeugen, neue Wege zu gehen. Viele Sportvereine werden noch sehr traditionell geführt, dort gilt der Grundsatz „Das haben wir schon immer so gemacht und so soll es auch bleiben“. Mich persönlich betreffend, die Geduld aufzubringen, dass bei ehrenamtlich geführten Vereinen und Verbänden alles immer etwas länger dauert.
Was erwartest du von der Aufnahme in das Andersgründerprogramm?
Hilfe bei der Umsetzung der Geschäftsidee, eine Sensibilisierung und Unterstützung hinsichtlich aller für die Unternehmensgründung relevanter Themen, neue Ideen und einen intensiven Austausch mit kreativen, sozial engagierten Machern.
Was sind deine Ziele für die nächsten 12 Monate?
Zuerst gilt es das Leistungsprofil zu schärfen, in welchen Bereichen die Vereine konkret Unterstützung brauchen oder wünschen. Kreative Modelle sollen weiter entwickelt werden. Danach geht es an die Umsetzung. Insbesondere sind Partner zu gewinnen, die es auch den finanzschwachen Vereinen ermöglicht, die Leistungsangebote in Anspruch nehmen zu können.
Ein Kommentar
Ich finde diese Idee wirklich sehr gut, bestimmte Aufgaben eines Vereins zu professionalisieren. Vereinsarbeit ist manchmal wirklich zäh, denn häufig fehlt es den Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, trotzdem an der nötigen Zeit, sich noch mehr reinzuhängen. Andererseits sind auch oft nur diejenigen im Amt, weil sich niemand anderes traut. Das hemmt natürlich das Fortkommen und die Ausrichtung auf die sich ändernden Bedürfnisse der Teilnehmer/Mitglieder.
Ich stelle das auch in unserem Verein fest. Die Anforderungen, die Spiellizenz für die 2. Bundesliga zu bekommen und zu halten, übersteigen mehr und mehr die personellen und finanziellen Möglichkeiten. Wenn es hier eine Lösung gäbe, den Sportlerinnen die weitere Teilnahme in dieser Spielklasse zu ermöglichen, mehr (junge) Menschen für die Sportart zu begeistern und so den Verein wieder auf eine breitere Basis zu stellen, dann könnten wir wieder in die Lage zurückkehren, unseren gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.
Ich wünsche erstmal viel Erfolg bei der Umsetzung und freue mich über News darüber.