Bereits in vielen Bereichen wird nun schon die beliebte Finanzierungsform vom Crowdfunding verwendet. Doch bisher hat sich nie jemand an das Thema Gesundheit und Medizin getraut. Der studierte Bioinformatiker Dr. Patrick Pfeffer hat sich mit Aescuvest diesem Thema nun angenommen. Das Interview führte Jenny Lorbeer.
Patrick, erzähl´ uns doch mal etwas über das Portal aescuvest, mit dem Ihr Euch auf den Bereich ´Health Care´ spezialisiert habt. Wer steckt dahinter?
Hexagonauten! Die Wortschöpfung leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bezieht sich zum einen auf unser Team, das aus sechs Gesellschaftern besteht und zum anderen auf das Sechseck, welches den Rahmen für unser Logo bildet. Pioniergeist schimmert in dem Begriff vielleicht auch ein wenig durch. Jedenfalls haben sich hier Spezialisten zusammengetan, von denen beruflich jeder auf besondere Weise mit dem Thema ´Gesundheit´, ´Start up´-Gründungen und den Finanzierungsmöglichkeiten durch ´Crowdfunding´ verbunden ist. Es ergänzen sich ganz unterschiedliche Menschen, die ihre jahrzehntelang gesammelten Berufserfahrungen sowohl aus Industrie, Handel und Wirtschaft, als auch aus der medizinischen Praxis und dem klinischen Alltag einbringen. Nur, wer sich hier und an den Schnittstellen auskennt, wird mit neuen Lösungsansätzen konstruktiv umgehen. Wir ermöglichen mit unserem Portal das Zusammentreffen von echten Erfindern und überzeugten Investoren. So leisten wir einen Beitrag zum gesundheitlichen Fortschritt der Menschen. Begleitet wird das Ganze von Fachleuten, die die umfangreiche Peripherie zur Realisierung solcher Projekte beherrschen.
Mit Torsten Schreiber haben wir einen hervorragenden Kenner des Crowdfunding in unserer Mitte. Als Mitgründer bereits bestehender Portale und des ´German Crowd Funding Network´ verfügt er über beste Verbindungen und weiß, worauf es im Umgang von Ideen- und Kapitalgebern ankommt. Seine PR-Arbeit und die Tuchfühlung zum politischen Geschehen unterstützen die weitere Entwicklung von ´aescuvest´.
Die Erfordernisse und Erwartungen von Seiten der Investoren werden durch Jörg Diehl abgedeckt. Er ist selbst einer der bekanntesten Crowd-Investoren Deutschlands. Mit ihm können wir die verschiedenen Blickwinkel von Investoren in die Projektabläufe unseres Unternehmens besser integrieren und so dem anhaltenden Kommunikationsbedürfnis zwischen ´Start up´ Unternehmern und Investoren Rechnung tragen. Wir haben erkannt, dass diese Verbindung besonders wichtig für den nachhaltigen Erfolg sein wird.
Professor Schlegel ist Rechtsanwalt und Dozent für Medizinrecht. Er ist unser Garant, sobald es um die Absicherung von Schutzrechten und die Auslotung gesetzlich zulässiger Grenzen geht. Wenn es um juristische Stolperfallen und um die Überwindung von Markteintrittshürden geht, dann ist seine Expertise gefragt. Im Kreise des wissenschaftlichen Beirates bewertet er die eingereichten Projekte.
Ebenfalls zum Wissenschaftlichen Beirat zählt Professor Bulitta. Ich bin fast versucht zu sagen, sein Urteilsvermögen deckt in Personalunion sämtliche medizinischen und technischen Bereiche alleine ab. Wer sonst vereint die Praxis des Mediziners mit dem Verständnis von Technik und Management. Dass er sein Wissen als Dozent in den Dienst seiner Studenten stellt, erwähne ich, weil es seine Offenheit im Umgang mit jungen Menschen unterstreicht.
Kein Business ohne Profis auf dem Finanzsektor. Gründer der ersten Stunde ist Dieter Kern. Seine Erfahrung resultiert aus einer dreißigjährigen Berufstätigkeit im Umgang mit Finanzprodukten und Investments. Seiner soliden und vorausschauenden Planung ist es zu verdanken, dass sicher überdurchschnittlich viele Projekte bei ´aescuvest´ erfolgreich sein werden. Auch die ausgefalleneren Konzepte zur individuellen Vermögensbeteiligung wird er geschickt in die jeweilige Konstruktion einzubetten verstehen. Von ihm und anderen praxisnahen Fachleuten wird darauf geachtet, dass sich gerade in diesem, ebenfalls stark regulierten, Bereich, alles im Einklang mit geltendem Recht und Normen befindet.
Der hexagonautische Kreis schließt sich mit mir und meinem Bekenntnis zum Standort Deutschland. Ich bin mir ganz sicher, dass von hier und bestimmt auch von unseren europäischen Nachbarn erstaunliche Impulse zum Thema ´Fortschritt in der Gesundheit´ kommen werden. Als Bioinformatiker habe ich gelernt, ´Verbindungen´ herzustellen. Etwas davon übertrage ich zukünftig auf die Kontaktpunkte zwischen einer Innovation und den kommerziellen Nutzungschancen.
Wie kam es zu der Entscheidung, ein solches Portal zu gründen, obwohl doch viele diesen Bereich ganz bewußt meiden?
Schon während meines Studiums in Marburg spukten mir ganz gute Ideen im Kopf herum. Auch, nachdem ich meine ersten beruflichen Schritte unternommen hatte, blieben immer wieder Gedanken an die eine oder andere Zukunftsvision hängen. Aber irgendwie reichte es nicht zur Realisierung. Dann fiel mir auf, dass ich eigentlich weniger das Bedürfnis verspürte, selbst im Mittelpunkt zu stehen, als vielmehr Freude daran hatte, anderen bei der Verwirklichung von tollen Ideen zu helfen.
Trotzdem brauchte es noch eine Weile, bis mir klar wurde, wie alles zusammenpaßt. Die rasante Entwicklung des Internets, die zwischenzeitlich populär gewordene Finanzierungsform ´Crowdfunding´ und ein stetig wachsendes Umwelt- wie Gesundheitsbewusstsein der Menschen in unserer Gesellschaft, ermutigte mich dann, über eine passende Plattform nachzudenken.
Durch den fortwährenden Erfahrungsaustausch und unzählige Kontakte im medizinisch / pharmazeutischen Bereich kristallisierte sich schnell heraus, dass durch die starke Regulierung des Gesetzgebers und marktbeherrschende Konzerne, neue Ideen nur dann eine Chance haben, wenn sie zuvor von Experten zuverlässig bewertet und ggf. auch unterstützt werden. Hier sah ich die Nische für ´aescuvest´! Dabei dem sehr verständlichen Sicherheitsbedürfnis der Menschen zu genügen, die ethische Vertretbarkeit und den tatsächlichen Nutzen eines Projektes, bzw. Produktes im Vorfeld zu hinterfragen, darauf kommt es an und darauf hat sich bisher auch noch kein anderer im Gesundheitsmarkt eingelassen.
Crowdfunding wird in der Gesellschaft ein immer größeres Thema, es gibt für alles mögliche Crowdfunding-Aktionen. Warum denkt Ihr, dass aescuvest gegen die anderen Plattformen Bestand haben wird? Was macht Euch besonders?
Zuerst einmal die Spezialisierung. Da sich mit dem Begriff ´Crowdfunding´ mittlerweile eine seriöse Finanzierungsform in Deutschland etabliert hat, die grundsätzlich jeder Idee eine Chance zur Bewertung durch die Öffentlichkeit gibt, erschien es uns nur logisch, sich dort zu positionieren, wo es für Generalisten zu komplex, zu unübersichtlich und damit auch zu riskant wird.
Wir dagegen kennen uns in dieser Ecke ´Fortschritt in der Gesundheit´ hervorragend aus! Ganz gleich, ob es um Medizintechnik, um Dienstleistungen oder Digitale Konzepte zum Thema Gesundheit geht, wir konzentrieren uns auf diesen enorm schnell wachsenden Markt. Das befähigt uns auch, die eingereichten Ideen nach strengen Kriterien zu prüfen, bevor wir sie unseren Investoren präsentieren. Unsere Erfolgsquote wird signifikant höher liegen als im branchenübergreifenden Wettbewerb.
Die aescuvest-GmbH wurde aus privaten Eigenmitteln finanziert. Dies garantiert unsere Unabhängigkeit. Alle Gutachten und Empfehlungen zur Projektierung einer Idee werden von Fachleuten erstellt, die frei von Befangenheiten, welcher Art auch immer, entscheiden können. Die Festlegung des sogenannten ´Wissenschaftlichen Beirates´ ist maßgeblich für die Bewilligung von Projekten. Ohne seine Zustimmung wird eine Idee nicht präsentiert.
Eine weitere Besonderheit von ´aescuvest´ wird sich in der Zusammensetzung unserer Investoren widerspiegeln. Im ´Crowdinvesting´ nehmen nicht nur kapitalstarke, sondern auch fachlich versierte Anleger am Projektverlauf teil, das heißt, schon während des ´Start up´ kann ein angehender Unternehmer auf zusätzliches Wissen und Kontakte dieser Klientel zugreifen. Das sich hieraus zum beiderseitigen Vorteil eine wesentlich engere Bindung zwischen ´Start up´ und Investor entwickeln kann, liegt ja auf der Hand.
Die personelle Verstärkung, die im Einzelfall zur Umsetzung eines Projektes vonnöten sein mag, steht bei ´aescuvest´ bereit. Gerade bei den flankierenden Maßnahmen wird ´aescuvest´ im Marketing und Vertrieb, in Rechts- und Schutzrechtsfragen und auch bei der durchgängigen Kommunikation zwischen den Teilhabern helfen. Es entsteht eine 360°-Rund-um-Sicht.
Die Zugänge zum Markt und die weitverzweigten Netzwerke von ´aescuvest´ stehen dem Unternehmensgründer bei Eintritt in die Realisierungsphase offen. Wir wollen wissen, wie es voran geht und informieren alle Beteiligten anhand einer festgelegten Routine.
Euer Konzept basiert auf zwei Phasen. In der ersten Phase bewerben sich die Gründer und in der zweiten Phase können sie für ihre Konzepte das Geld sammeln. Die erste Phase wird von einem Expertenteam begleitet. Wie seid Ihr an diese Experten gekommen und aus welchen Branchen stammen sie? Wie ist der weitere Ablauf?
Bis sich Kontakte untereinander verbinden, dauert es schon eine Weile. Wer sich bei den vielen Begegnungen im privaten und beruflichen Umfeld nicht zu einseitig ausrichtet, sondern den unterschiedlichen Persönlichkeiten vorurteilsfrei zu begegnen vermag, der bekommt auf eine gestellte Frage unglaublich viele verschiedene Antworten. Das hilft! Und, so banal es auch klingt: Fragen kostet nichts. Außerdem hat die Aussicht auf Erfolg für viele eine extrem hohe Anziehungskraft. Menschen spüren oft intuitiv, ob eine Idee zu rechten Zeit am richtigen Ort entsteht. Hinter unserem Slogan: ´Gesundheit lohnt sich. Für jeden von uns.´ versteckt sich schließlich auch ein kleines Augenzwinkern.
Das Team der Gründer von ´aescuvest´ wird sich vor besondere Aufgaben gestellt sehen. Es genügt nicht, eine Idee ´cool´ zu finden. Die indirekte Verantwortung, die wir im Zusammenhang mit der Gesundheit für Menschen übernehmen, darf nicht unterschätzt werden. Deshalb decken wir das komplette Spektrum ab. Ethik und Recht, Budget-, bzw. Businessplanung und Finanzierung, Beziehungspflege zu den Investoren, Marketing und PR-Arbeit für die Projekte, all das wird durch uns abgedeckt.
Der Wissenschaftliche Beirat prüft eine eingereichte Idee im Vorfeld und fällt die Entscheidung. Wird das Projekt bewilligt, präsentiert ´aescuvest´ das Vorhaben und den oder die Unternehmerin auf unserer Plattform. Alle Parameter sind zu Beginn bereits festgelegt. Die Fundingsumme, die angepeilt wird, der Zeitraum, den die Investoren brauchen, um sich schlau zu machen und eigenes Kapital treuhänderisch bei einer Bank zu plazieren. Wir zeigen quasi in Echtzeit an, wie viele Anleger sich für die Idee begeistern und welche Summe aktuell schon zusammengetragen wurde.
Mit der anvisierten Kapitalquote versetzen wir das ´Start up´ in die Lage, mit der Realisierung des Projektes zu beginnen. Wir begleiten das Unternehmen in dieser Phase und helfen beim Eintritt in die Märkte. Im Erfolgsfall zahlt sich das für alle Beteiligten aus.
Die Bundesregierung hat einen neuen Gesetzesentwurf herausgebracht, der es künftig Crowdfunding-Plattformen schwerer machen soll, da es strengere Vorschriften gibt. Wie geht Ihr mit diesem Problem um?
Wir begrüßen die ernsthafte Auseinandersetzung zu diesem Thema. Die Politik, Verbände und Lobbyisten stehen in einem regen Austausch miteinander. Vor allem geht es darum, diese neue Form der „demokratischen“ Kapitalbildung, neben Banken und Börsen, gleichberechtigt aufbauen zu können.
Es ist wichtig, einige zusätzliche Leitplanken für das gesamte Procedere aufzustellen, so wie man beim ´Crowdfunding´ beispielsweise explizit auf das Verlustrisiko für investiertes Kapital hinzuweisen hat. Eine Überregulierung würde hier aber, wie überall, die Chancen für viele Menschen begrenzen, deren Ersparnisse durch Negativzinsen und Inflation aufgefressen werden und die deshalb händeringend nach Alternativen Ausschau halten. Um für Inventoren und Investoren gesetzeskonforme Bedingungen zu gewährleisten, haben wir ausgesuchte Spezialisten an Bord. Tatsache bleibt, dass in Deutschland alles mit rechten Dingen zugeht. Nichtzuletzt deshalb haben wir den Satz umgedreht: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!
Das Portal wird im Winter 2014 ´live´ gehen und Ihr habt von einem herausfordernden Start gesprochen. Wie herausfordernd war dieser Start tatsächlich?
Vieles, was hier im Interview gesagt wird, klingt so einfach. In Wirklichkeit kostet es natürlich viel Kraft und immer neue Initiative. Eine Mannschaft zu formen, zusammenzuhalten und jeden auf seiner Position spielen zu lassen… das klingt ja schon wie beim Bundestrainer… das ist echt eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Neben der Kompetenz muss auch immer ein Funke Sympathie für die anderen und die gemeinsame Sache überspringen. Aber das Wichtigste ist wohl, dass auf beiden Seiten des Portals mit den Hufen gescharrt wird. Es gibt tolle und ernst zunehmende Ideen mit Potential. Und es gibt jede Menge Investoren, die nur noch auf den eigentlichen Startschuss warten. Das Echo ist groß und gibt uns schon jetzt die Gewissheit, das Richtige zu tun.
Noch eine letzte Frage: Was würdest du jungen Gründern raten?
Habt Mut, vertraut Euch selbst und geht offen auf andere zu, wenn Ihr überzeugt von einer Sache seid. Das Abwarten im „stillen Kämmerchen“ bringt nichts. Je früher man den Meinungsaustausch im eigenen Umfeld wagt, um so eher versteht man die Zusammenhänge. Übrigens, auch aus kleineren Fehlschlägen kann man sehr schnell lernen. Und bitte nicht nur diejenigen suchen und mitnehmen, die einem in allem zustimmen, sondern sich auch mal die Mühe machen, einen Querdenker zu überzeugen, der später vielleicht Dinge erledigen kann, für die man selbst völlig ungeeignet wäre. Es kommt darauf an, ein Gespür für die richtige Mischung zu entwickeln in Bezug auf den jugendlichen Elan und die Routine von ´alten Hasen´, die Topqualifizierten zu finden, aber auch das Potential eines verkannten „Genies“ zu heben. Wir sprechen bei uns vom „Kreis mit Ecken und Kanten“!