Hast Du Dich schon über Blusen geärgert, die im Brustbereich klaffen und unerwünschte Einblicke ermöglichen? Hast Du schon zusätzliche Knöpfe angenäht, zur Sicherheitsnadel oder doppelseitigem Klebeband gegriffen? Nein? Dann hast Du Dich bestimmt schon gewundert, warum die Frau Dir gegenüber sich nicht ordentlicher kleidet? Unter dem Label YOU&JJ produziert Judith Juhnke nachhaltige Blusen mit dem Ziel, die Business Mode zu revolutionieren. Am 06.09.2019 ging das Start-Up an den Start. Wir sprachen mit Judith Juhnke.
Wie kam es zur Idee nachhaltige Blusen zu produzieren?
Ich war 10 Jahre im Vertrieb tätig und hielt schon länger Ausschau nach einer eigenen Gründeridee. Wenn ich in ein Meeting ging, erlebte ich immer wieder, wie mich der Sitz meiner Bluse beschäftigte und die Frage „sitzt sie richtig?“ mein Auftreten beeinflusste. Im Gespräch mit anderen Frauen – und auch Männern – merkte ich: es geht nicht nur um einen zusätzlichen Knopf in der Knopfleiste, um das Guckloch zu schließen: Erst eine gut sitzende Bluse, in der Frau sich wohlfühlt, führt zu Businessmeetings auf Augenhöhe. Die Gründungsidee war geboren: Gute Blusen mit geschlossener Knopfleiste, bügelfrei, pflegeleicht, aus besten Materialien und fairer Herstellung.
Was genau ist die Idee hinter YOU&JJ Blusen?
Die Bluse sollte ein wirklich gutes Produkt werden: anziehen, wohlfühlen und sicher auftreten – auch auf Geschäftsreisen. Darum sollte die Bluse bügelfrei und aus zertifizierter Bio-Baumwolle werden, weitgehend frei von Kunststoffen und fair produziert – und perfekt sitzen. Dafür habe ich die Standardgrößen anpassen lassen und ein Baukastensystem entwickelt: Slim, regular und wide fit beziehen sich bei YOU&JJ auf die Oberweite der Kundin. Zusätzlich gibt es alle Blusen in kurz, normal und lang für kleine, mittlere und große Frauen.
Wie bist Du gestartet?
Der erste Kontakt entstand tatsächlich beim Friseur: Ich habe meiner Friseurin von der Idee erzählt und sie hat den Kontakt zu ihrer Schwester hergestellt, die als Fotografin mit einer Modedesignerin arbeitet. Diese hat mich mit einer Schnittmacherin bekannt gemacht, usw. Die größter Herausforderung war es, eine Manufaktur in Europa zu finden, die meine Kriterien erfüllte. Es gibt z.B. aktuell keine GOTS zertifizierte Produktionsstätte für Blusen und Hemden in Europa. Eine Weberei habe ich in Österreich gefunden. Um eine Näherei zu finden habe ich auf gut Glück Telefonnummern überall in Europa angerufen und gehofft, dass sich am Ende der Leitung jemand findet, der Englisch spricht. Viele Produktionsstätten haben nicht einmal einen Internetauftritt. Von ÖkoTex, GOTS oder BlueSign haben die meisten noch nie etwas gehört. Mir war auch wichtig, unter welchen Arbeitsbedingungen genäht wird. Nach Monaten hatte ich eine Fabrik in Italien gefunden, aber die Qualität stimmte nicht. Schließlich fand ich einen Produzenten in Portugal. Die Manufaktur habe ich mehrmals besucht und viele Prototypen nähen lassen, bis mein Produkt gänzlich verstanden wurde und alles stimmte. Verpackt werden meine nachhaltigen Blusen in Kartonagen aus recyceltem Papier mit einem Sichtfenster aus recyceltem Vinyl und kommen mit dem Pfandversandsystem RePack zur Kundin.
Welche Tipps hast Du für GründerInnen?
Stelle viele Fragen und lasse Dich nicht entmutigen: „Nein“ heißt nicht immer „nein“ – vielleicht stimmt nur der Zeitpunkt nicht oder Du hast noch nicht den richtigen Ansprechpartner gefunden. Bitte andere um Hilfe, Tipps und Unterstützung und schließe Dich der Startup-Szene an um Dich zu vernetzen und auch anderen weiterzuhelfen.
Autorin: Anna-Katharina Ullmann
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