Ästhetik spielt in der Lebensmittelindustrie eine große Rolle. Schief gewachsenes Obst und Gemüse wird nicht verkauft, sondern aussortiert und weggeschmissen. Oft macht dies bis zu 40 Prozent der Ernte eines Bauern aus. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen und es zu lösen, wurde das Projekt „ugly fruits“ gestartet. Durch Kampagnen sollen Konsumenten für diese Lebensmittelverschwendung sensibilisiert und die verformten Früchte in gesonderten Läden verkauft werden.
Geradestehen für krummes Gemüse
Zwar wurde die Gurkenverordnung wieder abgeschafft, doch kaufen Konsumenten auch heute noch Obst oder Gemüse nach ästhetischen Gesichtspunkten. Um diese Vorliebe zu bedienen, haben Supermärkte hohe Ansprüche an die äußerliche Beschaffenheit von Lebensmitteln. Dies führt wiederum dazu, dass Bauern oft bis zu 40 Prozent ihrer Ernte nicht verkaufen können. Viele Früchte müssen bereits bei der Ernte ausgemustert werden, da sie nicht den optischen Vorstellungen der Verbraucher entsprechen. Zusammengewachsene Erdbeeren, gebogen Gurken oder zu kurze Karotten werden einfach weggeschmissen. Dies bedeutet nicht nur eine enorme Vergeudung von Lebensmitteln, sondern führt auch zu steigenden Preisen für die Konsumenten sowie einer Verschwendung von Ressourcen.
Es gibt jedoch auch Verbraucher, die sich über schiefes Gemüse oder verwachsenes Obst freuen. Wer findet nicht gerne eine herzförmige Kartoffel in seinem Kartoffelsack? Und so starteten drei Studenten der Bauhaus-Universität Weimar das Projekt „ugly fruits“ mit dem Ziel, das Problem der Verschwendung von Lebensmitteln mit andersartigem Aussehen zu lösen. Denn auch trotz kleiner, optischer Mängel sind diese Lebensmittel gesund, lecker und auf ihre eigene Art und Weise schön.
Geschmack ist keine Frage des Aussehens
Entstanden ist die Idee im Jahr 2011 im Rahmen des Projektes „Weltverbesserer“ an der Bauhaus-Universität in Weimar. Die ehemaligen Studenten der Visuellen Kommunikation, Giacomo Blume, Moritz Glück und Daniel Plath, beschäftigten sich in ihrer Arbeit speziell mit der Lebensmittelverschwendung „hässlicher“ Früchte und entwarfen die fiktive Marke „ugly fruits“. Zunächst erarbeiteten die drei eine Bilderreihe von scheinbar „hässlichen“ Früchten und gewannen damit 2013 beim ADC Junior Award 2013 den silbernen Nagel in der Kategorie „Ganzheitliche Kommunikation“. Im selben Jahr machte sich das Team mit der eigenen Kreativagentur LAUTHALS selbstständig.
Nachhaltigkeit und Individualität
Auch nach Abschluss ihrer Diplomarbeit will das Team seine Kampagne weiterentwickeln und „ugly fruits“ verwirklichen. Das bereits gewachsene Team plant Läden zu eröffnen, in denen das gekauft werden kann, was sonst weggeschmissen wird. Diese Läden sollen das erfrischend anders aussehende Gemüse und Obst zu den Konsumenten bringen. Die ‚hässlichen“ Früchte werden dabei direkt von den Bauern bezogen. Durch dieses Vorhaben wird nicht nur ein einzigartiges Angebot erschaffen, sondern auch dafür gesorgt, dass diese besonderen Lebensmittel nicht vergeudet werden.
Sensibilisierung für Früchte mit kleinen Besonderheiten
Die verschiedenen Kampagnen reichen von Bauern- über Assoziations- bis hin zu Kaufentscheidungskampagnen. Informieren kann man sich über diese über ein Informationsblatt von ugly fruits. Ziel ist es, die Verbraucher für die Folgen ihres Konsumverhaltens zu sensibilisieren. So wird beispielsweise ein Müllwagen zum Marktstand umgewandelt, denn Ästhetik ist kein Grund für Lebensmittelverschwendung.