Von Medjeddera, Basbūsah bis Chicken Karahi – Studenten der FU Berlin veröffentlichten das Kochbuch Über den Tellerrand Kochen (www.ueberdentellerrandkochen.de) mit Rezepten von Asylbewerbern aus aller Welt sowie deren persönlichen Lebensgeschichten.
Seit Oktober 2012 existiert das Flüchtlingscamp am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg. Asylbewerber aus aller Welt leben dort in Zelten und es ist ungewiss, wie es für sie weitergehen wird. Offenheit und Akzeptanz auf der einen, Hemmschwellen und Berührungsängste auf der anderen Seite – zwischen diesen beiden Polen verlaufen die teilweise hitzigen Diskussionen über das Camp und seine Bewohner.
Dabei kommen die Asylsuchenden und ihre Lebensgeschichten oftmals zu kurz. Hier setzt die Idee von vier Studenten der Freien Universität Berlin an. Ausgehend von der Überzeugung, dass Kochen etwas Positives und auch ein guter Weg ist, um Berührungsängste abzubauen, besuchten sie die Flüchtlinge in ihrem Lager, um mehr über sie zu erfahren und um mit ihnen gemeinsam ihre Lieblingsgerichte zu kochen.
So starteten sie das Projekt Über den Tellerrand kochen, um den Berlinern die Bewohner des Camps näher vorzustellen. Das Projekt ist Teil der von der Gründungsförderung der Freien Universität Berlin ausgerufenen Unternehmer-Initiative „Funpreneur“. Herausgekommen ist dabei ein Kochbuch der etwas anderen Art.
Gemeinsam mit 21 Bewohnern des Camps erarbeiteten sie ein Kochbuch, welches 21 Gerichte aus 14 Ländern beinhaltet. Doch es geht hier nicht nur um leckeres und ungewohntes Essen. Neben den Rezepten erzählen die Flüchtlinge, wieso sie nach Deutschland gekommen sind. So entstand ein sehr persönliches Kochbuch, welches nicht nur exotische Zutaten wie garden eggs oder unkonventionelle Essenszubreitungsmethoden wie durch Kissen gepressten und gewürzten Joghurt vorstellt, sondern auch die Lebens- und Leidensgeschichte jedes einzelnen Flüchtlings vorstellt.
Authentische Rezepte laden zu einer kulinarischen Weltreise ein, ohne die Menschen hinter den Rezepten außer Acht zu lassen. Die Käufer des Buchs tun mit dem Erwerb auch etwas Gutes: 2,50 € des Verkaufspreises gehen direkt an die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl. Und das Buchprojekt ist ein voller Erfolg. Das Kochbuch, welches für 15 € erworben werden kann, liegt bereits in der zweiten Auflage vor, wobei schon zahlreiche Vorbestellungen eingegangen sind. Aktuell sind die Vier aufgrund dieses Erfolgs auf der Suche nach einem Verlag, da sie eine Erweiterung des Kochbuchs planen. Preisprämiert ist die Idee der vier Studenten mittlerweile auch. So bekamen sie Anfang Februar für ihr Projekt einen Preis des bundesweiten Wettbewerbs „Go for social“.
(Autor: Sascha Waterkotte)