Ein ständiges Surren oder Rauschen im Ohr? Was andere von einer langen Disco-Nacht oder einem Konzertabend kennen, gehört für manche Menschen zum Alltag. Die Rede ist von einem Tinnitus. Meistens verschwindet der Ton nach kurzer Zeit wieder, doch circa drei Millionen Menschen sind so stark betroffen, dass sie auf ärztliche Hilfe angewiesen sind. Die Medizin-App Tinnitracks hilft Menschen dabei, ihren Tinnitus zu reduzieren – für eine bessere Lebensqualität.
Der Tinnitus
Ein Tinnitus entsteht oft durch eine Schädigung des Innenohrs. Es entsteht eine Überreaktion der Nervenzellen, wodurch eine „Phantom-Wahrnehmung“ auftritt, die nur die Betroffenen hören. Erkrankte haben durch den Tinnitus oft eine eingeschränkte Lebensqualität, entstehend durch Schlafmangel und fehlender Konzentration in allen Lebenslagen.
Behandlungsmöglichkeiten
Mittlerweile gibt es viele Wege den Tinnitus zu bekämpfen: Die Spanne reicht von medikamentösen Behandlungen, über Verhaltenstherapien, bis hin zu akustischer Stimulation. Tinnitracks ist eine Möglichkeit der Behandlung. Die Medizin-App bekämpft den Tinnitus mit zwei verschiedenen Therapien, die individuell auf die Patienten zugeschnittene werden. Darunter die „Tinnitracks Basis-Therapie“ und die „Tinnitracks Neuro Therapie“. Der Vorteil: die App ist auf fast allen Geräten nutzbar und somit auch ideal für unterwegs geeignet.
Tinnitus mit gefilterter Musik therapieren
Das Ziel der „Tinnitracks Neuro Therapie“ ist es, mit Musik den Tinnitus zu bekämpfen. Dabei wird die Lieblingsmusik mit der eigenen Tinnitus-Frequenz analysiert, gefiltert und optimiert. Dadurch kann sich das Hörzentrum desensibilisieren. Der Tinnitus wird leiser oder verschwindet komplett. Die Dauer der Anwendung beträgt 90 Minuten pro Tag für zwölf Monate. Das sogenannte Tailor-Made Notched Music Training (TMNMT) wurde zur gezielten Behandlung eines tonalen Tinnitus entwickelt. Es basiert auf den neuesten Erkenntnissen der modernen Hirnforschung. Die Musik kann dabei entspannt zu Hause oder unterwegs angehört werden. Wichtig dabei ist nur, gute und geschlossene Kopfhörer zu tragen.
Tipps und Tricks für das Leben mit Tinnitus
Seit vergangenem Jahr gibt es neben der bekannten Neuro-Therapie auch die Basis-Therapie. Das Ziel der Basis-Therapie ist es, das Leben mit dem Tinnitus zu erleichtern und eine höhere Lebensqualität zu erreichen. Betroffene erhalten über die App individuell auf ihren Tinnitus abgestimmte Einheiten, die ihnen mit Tipps und Tricks beim Umgang mit ihrem Tinnitus helfen. Die Inhalte der Therapie basieren auf Behandlungs-Empfehlungen von führenden Tinnitus-Experten. Die Therapie selbst dauert zwischen vier und sechs Wochen.
Das Startup hinter Tinnitracks
Die bereits mehrfach ausgezeichnete Medizin-App „Tinnitracks“ wurde von der Sonormed GmbH entwickelt. Das 2012 in Hamburg gegründete Unternehmen ermöglicht heute über drei Millionen Tinnitus-Betroffenen in Deutschland Zugang zu einer Therapieform. Die Kosten werden dabei von den meisten Krankenkassen übernommen. Zugang zu der App erhalten Interessierte über ihren HNO. Dieser stellt nach einer persönlichen Tinnitus-Diagnose einen Aktivierungscode für die App aus.
Leider hat die App auch einige Nachteile. Die 90 Minuten der Neuro-Therapie sind nicht immer einfach in den Alltag zu generieren. Manche Nutzer splitten die Anwendung in zwei Sitzungen. Insgesamt wird der Aufbau der App noch als ausbesserungsfähig beschrieben, darunter zählt vor allem die Benutzerfreundlichkeit der Nutzeroberfläche. Eine Besserung des Tinnitus können ebenfalls nicht alle Nutzer bestätigen. Dennoch ist die App ein Anfang, den Tinnitus auch mittels der Digitalisierung zu mildern.
Auf der Webseite https://tinnitus-selbsthilfe.org/ gibt es eine umfangreiche Übersicht über Kliniken, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für Betroffene.
(Autorin: Johanna Hilbig)
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