Amerika, das Land der endlosen Highways und einer Straßenkultur, wie in sonst wohl keinem anderen Land dieser Erde. Doch die Freiheit, die diese verkörpern soll, wird immer häufiger von Schlaglöchern, andauernden Bauarbeiten und der ständigen Frage nach mehr Sicherheit eingeschränkt. Und dann ist da noch die Monotonie des fast 200 Jahre alten Straßenbelags (erstmals in Lyon und Paris in den 30ern) und dessen Auswirkungen auf die Umwelt. Zeit, daran etwas zu ändern, dachten sich Julie und Scott Brusaw, die Gründer von Solar Roadways und erfanden einen Straßenbelag inklusive Solarzellen.
Eine Straße aus Glas, die Strom erzeugt
Das unvorstellbare Flächenpotential der Straßen war für Julie Brusaw Grund genug, ihrem Mann die bizzare Frage zu stellen, ob man diese nicht mit Solarzellen bepflastern könnte. Scott, geschulter Elektroingenieur, ließ diese Frage nicht mehr in Ruhe und so entwickelte er zusammen mit seiner Frau und einem kleinen Team in Idaho in den USA über die letzten Jahre einen Straßenbelag aus Glasplatten. Glas, in seiner richtigen Zusammensetzung und Verarbeitung, kann so stark wie Stahl werden und eine besondere Textur soll auch ermöglichen, dass man auf dem Belag nichts ins Schlittern kommt.
In das Glas eingebaut sind LEDs, die einem den Weg weisen oder vor Gefahren warnen. Zudem befindet sich unter der Glasschicht das Herzstück dieses Konzeptes; eine Solarzellenstruktur, welche das einfallende Sonnenlicht in Strom umwandelt. Dieser Strom kann dann für die Beleuchtung und die Anzeigen auf der Straße sorgen und ins Netz eingespeist werden und so pro Kilometer knapp 1000 Haushalte versorgen. Im Winter können zudem Straßen, aber auch Gehwege beheizt werden, was einen Schneeräumdienst überflüssig macht und tödliche Vereisungen verhindern kann.
Modular aufgebaut und klug durchdacht
Die einzelnen Module, sind zwar langlebig konzipiert, können bei Defekt aber einfach und schnell ausgetauscht und repariert werden, was lange Bauarbeiten und somit Kosten und Staus vermeidet. Das spart nicht nur jedem Einzelnen Zeit und Kosten, sondern ermöglicht auch deutlich geringere Wartungskosten und Umweltauswirkungen. Natürlich sei zu erwähnen, dass für die Realisierung solcher Straßen zunächst längere Bauarbeiten von Nöten sind.
Auch weil sich unter den Modulen so einiges abspielt. So sitzen diese auf einem Kanal, in welchem nicht nur die Elektronikkabel für die Installation verlaufen können, sondern auch weitere Versorgungskabel Platz finden. Ein weiterer Vorteil, denn so könnnen Stromverteilungsleitungen unterirdisch geführt werden und auch für Reparaturarbeiten an Telekommunikationsnetzen wird es nicht mehr nötig sein, die komplette Straße aufzureißen. In einer größeren Version könnte man sich sogar Gas- und Wasserrohre vorstellen. Neben dem Leitungskanal ist außerdem noch Platz für einen Kanal, der Sturmwasser aufnehmen und ableiten kann. Ein effektives Mittel gegen Blitzüberschwemmungen in einigen Regionen.
Erste Schritte – ein Parkplatz und ein Crowdfunding
Durch die Förderung des amerikanischen Verkehrsministeriums, war es dem Ehepaar möglich, ein Prototyp zu entwickeln, die Technik so zu verbessern und schließlich einen kleinen Parkplatz fertigzustellen, auf welchem zumindest schon zwei Autos parken können. Es sollen nun weitere Tests folgen, bevor die Technik dann auf einem richtigen, großen Parkplatz das erste Mal unter Alltagsbedingungen ausprobiert werden soll.
Solar Roadways hat sich für die Finanzierung die zur Zeit immer beliebtere Form des Crowdfundings ausgesucht und hat über die amerikanische Plattform IndieGoGo das Fundingziel in Höhe von 1.000.000 US-$ um das Dopplete übertroffen! Beim Crowdfunding geben viele Menschen kleine Geldbeträge, um einer unterstützenswerte Idee zur Realisierung zu helfen. Im Gegenzug erhalten sie je nach Modell ein Dankeschön oder eine finanzielle Beteiligung. Schon ab einem Dollar (wird in Euro umgerechnet) kann jeder mitmachen.
Das unausgesprochene Sorgenkind der Energiewende, die Mobilität, könnte so endlich zu ihrem hauseigenen Lösungsansatz finden. Ein Straßenbelag, der den Strom für die Elektromobilität der nahen Zukunft herstellt und zugleich auch die Einschränkung der Reichweite durch Induktion beseitigen könnte, das klingt nach echter Social Innovation.
(Autor: Julien Schröder-Gianoncelli)