Durch eine Social Business City Initiative hat die hessische Landeshauptstadt seit 2010 seinen sozialen Problemen den Kampf angesagt. Was verbirgt sich hinter einem solchen Modell und wie sind die Entwicklungen in Wiesbaden?
Das Konzept des Social Business wurde vor allem von Friedensnobelpreisträger Prof. Muhammad Yunus geprägt. Er hat in den 1980er-Jahren die Grameen Bank in Bangladesch gegründet – welche Mikrokredite an verarmte Bevölkerungsgruppen gewährt – und dadurch eine sehr positive soziale Wirkung unter den Kreditnehmern erzielt. Auch wenn es sich bei Social Businesses, ebenso wie bei Social Enterprises bzw. Sozialunternehmen, um Geschäftsmodelle handelt die primär ein soziales oder ökologisches Ziel anstreben, grenzt Prof. Yunus anhand von sieben Kriterien ein Social Business genauer ein.
Social Business Cities sind organisierte Netzwerke, bei denen sich Akteure aus dem öffentlichen, privaten und dritten Sektor, aber auch aus dem Bereich der Forschung, zusammenschließen und versuchen die drängendsten sozialen Probleme einer Stadt gemeinsam anzugehen. Dabei kommt dem Einsatz und der Gründung von Social Businesses eine Schlüsselrolle zu.
Ausgangslage und Erfolg in Wiesbaden
Die Social Business City Initiative in Wiesbaden wird insbesondere vom Wiesbadener Bürgermeister, der EBS Universität, dem Wiesbadener Kurier, dem Verein „Berufswege für Frauen“ und der Wiesbaden Stiftung vorangetragen, und vom Grameen Creative Lab – ein von Prof. Yunus mitgegründetes Gemeinschaftsunternehmen in Wiesbaden – beraten und koordiniert. Dabei wird der Fokus auf die in der Landeshauptstadt größten sozialen Probleme gelegt: so leben in der Stadt mehr als 10.000 Kinder unter der deutschen Armutsgrenze, oder sind auf Sozialleistungen angewiesen. Darüber hinaus haben Mütter Schwierigkeiten, einen Kinderkrippenplatz zu erhalten und eine Teilzeitanstellung zu finden. Viele Jugendliche sowie Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund leiden ebenfalls unter einer hohen Arbeitslosigkeit und haben geringe berufliche Perspektiven. Auch verzeichnen bestimmte Stadtteile, neben einer hohen Arbeitslosenquote, auch eine erhöhte Kriminalität.
Durch die Initiative, und den Einsatz von Mikrokrediten, konnten so Frauen aus der Arbeitslosigkeit mithilfe einer Finanzierung ihrer Startup-Ideen geholfen werden. Zu anderen erfolgreichen Projektbeispielen zählen ebenfalls auch Lalaland, ein Kinderbekleidungsgeschäft dass u.a. Müttern die Möglichkeit gibt ihre handgefertigten Erzeugnisse zu verkaufen, und Perfect Day, ein Café dass u.a. Langzeitarbeitslose einstellt. Wiesbaden gilt als Referenzmodell für viele andere Städte die durch Social Businesses eine soziale Gerechtigkeit in ihrer Stadt erreichen möchten.
(Autor: Donato Pagano)