Wer kennt folgende Situationen nicht: Am späten Abend unterwegs steht eine Person am Mülleimer und wühlt darin, auf der Suche nach Pfandflaschen, rum. Auf der Party an der nächsten Ecke stehen die Pfandsammler mit ihren Tüten vor den Eingängen, um direkt die Flaschen einzusammeln. Oder vor einem Stadion stehen mehrere Einkaufswägen, damit direkt dort die Pfandflaschen gesammelt werden können.
Von vielen Leuten mit abwertenden Blicken beobachtet, ist es doch für viele Menschen notwendig Flaschen zu sammeln, um sich selbst etwas zu essen und zu trinken kaufen zu können. Denn das Sammelgehen lohnt sich in deutschen Straßen. Bis zu 200 Millionen Euro schmeißt die Gesellschaft im Jahr an Pfandflaschen weg. Grund dafür ist, dass der Wert des Pfands so gering ist, dass die Hemmschwelle des Wegschmeißens mindestens genauso gering ist.
Pfandring, der sich selbst erklärt
Der Kölner Paul Ketz hatte im Rahmen seines Studiums Produktdesign im Jahr 2012 die Idee zum Pfandring. Er wollte etwas erschaffen, was den Menschen Freude bereitet und nachhaltig ist, denn laut ihm sind Freude und Nachhaltigkeit nicht voneinander trennbar, da nur etwas, das Freude bereitet, sich ungezwungen durchsetzen kann. Ebenfalls war seine Intention, dass der Pfandring ohne große Erklärung funktionieren soll. Den ersten Prototyp baute er mit Gerd Hoffmann aus rostfreiem Edelstahl zusammen. Diesen brachten sie in der Kölner Innenstadt an, filmten versteckt einen Abend den Eimer und waren fasziniert über die problemlose Nutzung.
In einem Interview von 2012 befand sich Ketz in einem Gespräch zur Serienproduktion der Pfandringe. Derzeit können die Pfandringe ohne Probleme durch die Flexibilität an jeden Mülleimer nachträglich befestigt werden, zukünftig soll der Pfandring direkt bei der Produktion der Mülleimer angebracht werden. Dabei soll er so konzipiert werden, dass er der Mülleimerform, egal welcher, angepasst werden kann und der Entleerungsmechanismus nicht behindert wird.
Positives für die Mitmenschen und Umwelt
Hinter dem Projekt steckt natürlich mehr, als nur Pfandflaschen neben den Mülleimer zu stellen. Den Pfandflaschensammlern soll somit das Sammeln erleichtert werden. Außerdem müssen sie somit nicht mehr in die Mülleimer greifen, in denen neben den Flaschen auch Hundekot, Essensreste, kaputte Flaschen und teilweise auch gebrauchte Spritzen liegen. Die Verletzungsgefahr wird somit verhindert, genauso wie die Infektion mit Krankheiten wie beispielsweise HIV. Außerdem können durch den Pfandring Kosten eingespart und der CO2-Ausstoß verringert werden, da weniger Rohstoffe verbrennt werden, die fälschlicherweise weggeschmissen worden sind. Ebenfalls wird der Reinigungsaufwand für die Stadt geringer, da weniger kaputte Flaschen auf den Straßen liegen könnten.
Durch den Pfandring kann jeder etwas Gutes tun, ohne gleich Geld zu spenden oder großen Aufwand betreiben zu müssen. Und wenn es bei dem nächsten Mülleimer noch keinen Pfandring gibt, hilft es den Sammlern, wenn die Flaschen auf den Boden daneben gestellt werden, denn so gelangen alle Pfandflaschen zurück in den Handel und können unendlich oft wieder aufgearbeitet werden.