19.02.2018 – My Boo produziert Bambusfahrräder made in Ghana. In jedem einzelnen Fahrradrahmen stecken knapp 80 Stunden liebevolle Handarbeit, durch die individuelle Fahrräder entstehen. Das Social Startup hat es im letzten Jahr in die tbd*-Top 10 der „Social Innovators To Watch“ Entrepreneure geschafft
Das Team von my Boo
Hinter my Boo steckt ein junges Team aus Kiel. Die beiden Gründer Maximilian Schay und Jonas Stolzke werden mittlerweile von Felix Habke und Chrsitian Penke unterstützt. Zudem gehören die drei Zweiradmechaniker Annika Koch, Dennis Stasiak und Carsten Vollmer fest zum deutschen Team. In Ghana arbeiten 15 junge Ghanaer für my Boo im Produktionsworkshop und werden dort ausgebildet.
Die Produkte von my Boo
Der Moderator und Show-Produzent Jörg Pilawa ist seit 2014 im Besitz eines solchen Bambusfahrrades. „Ein Produkt sozial nachhaltig in Afrika herzustellen, finde ich fantastisch. Und es fährt sich richtig gut.“, urteilt er auf der Website des Social Startups.
Angeboten werden aktuell zwölf verschiedene Bambusfahrrad-Modelle. Es gibt die Kategorien E-Bike, Trekking, City, Urban und Road. Die Preise beginnen bei 1.499 € für das Modell „my Todzie“, ein E-Bike ist ab 3.999 € erhältlich. Auch einzelne Rahmen kann man nach Wunsch für 949 € erwerben, hier stehen zwei verschiedene Ausführungen zur Wahl. Kaufen kann man die Bambusfahrräder und -rahmen bei vielen Einzelhändlern in ganz Europa. Mit dem Konfigurator auf der Firmenwebsite kann man zudem spielend leicht ein Fahrrad nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen erstellen.
Durch die flexiblen Lackierer in Deutschland können einzigartige Rahmenlackierungen oder weitere Specials problemlos umgesetzt werden. So wurden zum Beispiel für das Wacken Open Air Festival 2014 zusätzlich Spezial-Komponenten entwickelt, die das Rad noch besonderer machten, wie z.B. ein Totenkopf-Rücklicht.
Zudem gibt es viele gewöhnliche Zubehörartikel, wie zum Beispiel die my Boo Fahrradledertaschen aus echtem Rindsleder, die my Boo Birkenrindengriffe oder die my Boo Wandhalterungen. Sie alle werden in Handarbeit produziert, letzteres Produkt durch eine Behindertenwerkstatt in Deutschland. Handgefertigte Schlösser aus den USA verkauft my Boo ebenfalls, das Sortiment umfasst Hanfschlössern, Leder-Kettenschlössern und Nylonschlössern.
Die Produktion: Vom Bambus zum Bambusfahrrad
Die Produktion der Fahrräder beginnt mit dem Schlagen von Bambus, der in Ghana fast überall am Straßenrand wild wächst – und das bis zu 30cm am Tag! Daher ist es kein Problem, hier den passenden Bambus zu finden. Den Bambus lässt man nach dem Schlagen über mehrere Monate trocknen, damit er fest, formstabil und widerstandsfähig und somit verarbeitungsfähig wird. Nach der Trocknung sucht man die schönsten Bambusstangen für den Rahmenbau aus. Diese werden dann noch von innen behandelt und schon sind sie bereit für den Aufbau.
Im ersten Aufbauschritt werden die Bambusrohre so präpariert, dass sie optimal in die Einspannvorrichtung passen. Dort sind die Aluminiumkomponenten fixiert, sodass die Geometrie der Fahrräder stets optimal ist. Mit etwas Harz fixiert man die Bambusrohre am Metall und über Nacht trocknet der Kleber, sodass alles fest sitzt. Der Rahmen steht nun schon so, wie er später aussehen soll, ist jedoch noch lange nicht stabil genug. Deshalb werden die Stellen, an denen Bambus auf Aluminium trifft, gesondert mit in Harz getränkten Hanfseilen umwickelt. Auch dieses Gebilde trocknet eine Zeit aus bis der Bambusrahmen endgültig stabil ist.
Danach geht es darum, den Rahmen auch noch optisch zu perfektionieren. In Handarbeit schleift man sie ab, die Bambusrohre werden gerade gefeilt und die Hanfseil-Harz-Komplexe so verkleinert, dass sie nicht klobig aussehen. Abschließend testet man die Qualität des fertigen Rahmens und weist sie nach. Anhand einer detaillierten Checkliste gehen die Mitarbeiter des Workshops die kritischen Punkte der Rahmenmechanik durch. So genügt jeder my Boo Bambusrahmen höchst möglichen Qualitätsansprüchen.
Die Rahmen werden bereits in Ghana hochwertig lackiert und auf die europäische Witterung vorbereitet. Es erfolgt ein gründliches Nacharbeiten, sobald die Rahmen in der Kieler Manufaktur für den Zusammenbau der Bambusfahrräder angekommen sind. Das renommierten Prüfinstitut „Efbe Prüftechnik GmbH“ testet die Bambusfahrräder nach der geltenden EN-Norm – sogar die E-Bikes, die den Test beim ersten Mal bestanden.
Wirtschaftlicher Erfolg vereint mit sozialem Engagement
Seit Dezember 2013 arbeitet my Boo mit dem Yonso Project und dem zugehörigen Bambusrad-Workshop „Booomers“ zusammen. Das Yonso Project kämpft im Mapong District (nahe Kumasi, der zweit größten Stadt Ghanas) für mehr Bildungschancen für Kinder, gegen Jugendarbeitslosigkeit und setzt sich für Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen ein.
Ein Workshopgebäude entstand, in dem auch das Projekt Platz zum Arbeiten hat. 15 junge Ghanaer wurden bislang ausgebildet, die eine feste Arbeitsstelle bei my Boo haben, für die sie eine faire Bezahlung bekommen und bei der sie zudem sozial versichert sind.
Durch den Verkauf der Bambusfahrräder wird außerdem ein Stipendien-Fonds betrieben, der armen Kindern aus der Region den Gang zur Schule ermöglicht. Jedes verkaufte my Boo hilft, die Zukunftschancen von Kindern zu verbessern.
(Autor: Julia Haas)