Die Kampagne Loving The Atmosphere fordert Veränderungen auf politischer sowie wirtschaftlicher Ebene und lädt alle Berufstätigen dazu ein, ihren geschäftlichen Flugverkehr zu verringern und so Teil einer notwendigen Mobilitätswende zu werden.
Fliegen wird künftig 1/4 der weltweiten Emissionen ausmachen
In Zeiten der Klimakrise werden die Herausforderungen für die Luftfahrtindustrie größer, da Fliegen die klimaschädlichste Art der Fortbewegung ist. Marktprognosen des Flugzeugherstellers Boeing gehen von einer Verdopplung des Luftfahrtvolumens für die nächsten zwei Jahrzehnte aus, wodurch allein die CO2-Emissionen aus dem Flugverkehr im Jahr 2050 für ein Viertel der weltweiten Emissionen verantwortlich sein werden. Bei der Luftfahrtkonferenz in Leipzig kamen Vertreter*innen des Sektors und Politiker*innen im letzten Monat zusammen, um die Zukunft der Luftfahrtindustrie zu besprechen. Das Resümee ist enttäuschend: Klimaschutz ist zwar auf die Tagesordnung gerückt, allerdings werden die daraus entstandenen Schlussfolgerungen einer raschen und deutlichen Verringerung der klimaschädlichen Emissionen nicht gerecht. Dabei ist die Lösung dieser komplexen Herausforderung im Kern sehr einfach: Weniger Flugverkehr.
Geschäftsreisen dürfen nicht die Welt kosten
Loving The Atmosphere ist entstanden, weil sich dringend etwas am Flugverhalten ändern muss, um auch morgen und übermorgen noch auf einer bewohnbaren Erde zu leben und zu arbeiten. Es kann nicht länger weitergemacht werden, bis es eventuell in Zukunft flächendeckend alternative Antriebstechnologien für Flüge gibt, die ökologisch und sozial verträglich sind — es muss sich jetzt etwas verändern. Alle Berufstätigen können Teil der Mobilitätswende werden: Jeder Flug, der nicht angetreten wird, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. In Zeiten der Digitalisierung können viele geschäftliche Flugreisen durch Telefon- oder Videokonferenzen ersetzt werden, andere wiederum durch die Anreise mit der Bahn. Geschäftsreisen, die sich zeitlich nur lohnen, wenn hierfür auf einen Flug zurückgegriffen wird, sollten kritisch betrachtet werden: ist die Reise wirklich unverzichtbar? Lässt sich der eine wichtige Termin mit anderen Anlässen kombinieren, so dass ein längerer Aufenthalt möglich und eine Fluganreise überflüssig wird? Ab sofort ist es möglich, auf der Seite von Loving The Atmosphere konkrete Forderungen für zukunftsfreundliche Mobilität zu unterstützen und gleichzeitig ein Versprechen für weniger (oder keine) geschäftliche Flüge abzugeben.
Details der Kampagne Loving The Atmosphere
Die Kampagne teilt sich auf in Forderungen und ein individuelles Reiseversprechen. Um die Einstiegsbarriere nicht zu hoch zu setzen, gibt es verschiedene Schritte zur Veränderung des eigenen Flugaufkommens bei Geschäftsreisen:
- Schritt 1: Künftig keine geschäftlichen Inlandsflüge mehr nutzen
- Schritt 2: Künftig keine Inlandsflüge und keine Flüge in Nachbarländer mehr für Geschäftsreisen nutzen
- Schritt 3: Künftig gar kein Flugzeug mehr für Geschäftsreisen nutzen
Interessierte Berufstätige geben beim Ausfüllen des Anmeldeformulars auch die Anzahl ihrer geschäftlichen Flüge aus dem Vorjahr als Vergleichswert an. So kann sukzessive das große Einsparpotenzial durch die Veränderung des individuellen Geschäftsreiseverhaltens transparent gemacht werden. Loving The Atmosphere unterstützt die 13 Forderungen von Stay Grounded, einem globalen Netzwerk bestehend aus über 200 Organisationen, die sich für eine Reduktion des Flugverkehrs und für ein gerechtes Transportsystem einsetzen. Die 13 Forderungen teilen sich auf in Maßnahmen, die notwendig sind, um eine klima- und sozialgerechte Pressemitteilung Verkehrswende einzuleiten („Was es braucht“) und Spannungsfelder, die zur Verschärfung der Probleme beitragen und demnach verhindert werden sollen („Was es zu verhindern gilt“).
Gemeinsam für mehr Klimaschutz
Die Luftfahrtindustrie in Deutschland wird durch direkte und indirekte Subventionen stark gefördert – allein in 2012 mit über 12 Milliarden Euro –, gleichzeitig sind die Angebote auf der Schiene durchaus noch ausbaufähig. In der Übergangsphase hin zu einer klima- und sozialgerechten Mobilität ist es deshalb erforderlich, dass Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen ökologische Geschäftsreisen ermöglichen. Auch Mitarbeiter*innen können selber aktiv werden, mit ihren Vorgesetzten sprechen und Kolleg*innen dazu anregen, ihr Reiseverhalten zu überdenken. Für alle Unterzeichner*innen der Kampagne Loving The Atmosphere wird ein kurzer Guide zur Verfügung gestellt, der diese Gespräche erleichtern und unterstützen soll. Loving the Atmosphere ist ein ehrenamtliches Projekt von Das Gute Ruft, einer öko-sozialen Kreativagentur für Sozialunternehmen, NGOs und ökologische Projekte. Die beiden Gründer*innen Stephie Keilholz und Philipp Stakenborg waren über die katastrophale Ökobilanz von Flugreisen schockiert und haben sich 2017 entschieden, nicht mehr zu fliegen. Mit der Kampagne möchten sie mehr Menschen für ein Leben ohne Flugzeug begeistern und setzen zuallererst bei dem Thema Geschäftsreisen an, denn: Ohne ein funktionierendes Ökosystem wird es auch keine funktionierende Wirtschaft mehr geben.
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